Hepatitis B: Eliminierung bis 2030 fraglich

Geht es nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), soll Hepatitis B in elf Jahren weltweit eliminiert sein. Aber das Ziel rückt in weite Ferne: In Europa nimmt zwar die Zahl der akuten Infektionen ab, dafür steigt die Zahl der Chroniker. Um die Eliminierung zu erreichen, müssten die Schlüsselmaßnahmen erheblich ausgeweitet werden, heißt es im Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, kurz: ECDC.

Fast 27.000 Fälle von Hepatitis B (HBV) in den Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums: Das ist die Bilanz für das Jahr 2017, die das ECDC vorgestellt hat. Das sind ungefähr sieben Fälle auf 100.000 Menschen. Jeder zehnte (9%) der Betroffenen hat eine akute, 58 Prozent haben eine chronische Infektion entwickelt. Bei rund einem Drittel lässt sich das nicht sagen, weil es kein einheitliches Datenformat für die Meldung von HBV gibt. 

In seinem epidemiologischen Bericht hat die ECDC  zwei Trends festgestellt:

  • Die Fälle akuter HBV-Infektionen gehen zurück. Das ist ein globaler Trend und dürfte damit zusammenhängen, dass sich die Impfung immer mehr durchsetzt.
  • Die Fälle chronischer Infektionen steigt hingegen. Die ECDC spricht hier von einem „Impact of Migration“: Daten von fünf europäischen Ländern mit einem einigermaßen vollständigen Reporting (Dänemark, Island, Norwegen, Niederlande, Schweden) deuten darauf hin, dass sich ein hoher Anteil der neu diagnostizierten Fälle bereits vor der Ankunft in diesen Ländern infiziert hat.
Impfung gegen Hepatitis B / Foto: © iStock.com/Pornpak Khunatorn
Impfung gegen Hepatitis B / Foto: © iStock.com/Pornpak Khunatorn

Eine gute Datenlage ist Voraussetzung für die Umsetzung effektiver Präventions- und Behandlungsprogramme, mahnt die ECDC an. Dies gelte vor allem für Informationen über die Transmissionswege, die Geburtsländer und bei der Frage, ob die HBV-Fälle importiert sind oder nicht. Wenn das Ziel der Eliminierung bis 2030 erreicht werden soll, so die EU-Agentur, müssen Schlüsselmaßnahmen erheblich ausgeweitet werden, „inklusive der Impfung von HBV in der Kindheit, Impfung gleich nach der Geburt und weitere Maßnahmen, um die Mutter-Kind-Übertragung zu verhindern.“ Außerdem müsse die Sicherheit von Bluttransfusionen, Blutprodukten und Injektionen sichergestellt werden und ein besonderes Augenmerk auf der Prävention bei Drogenabhängigen liegen. Schließlich müssten auch mehr Screenings durchgeführt werden und mehr Menschen mit HBV eine Behandlung bekommen.

Hepatitis B-Eliminierung: Europa ist nicht „on track“

Mit anderen Worten: Europa ist scheinbar nicht „on track“, um die Eliminierung der Infektion im Laufe des kommenden Jahrzehnts zu erreichen. Eliminierung ist in diesem Fall so definiert: Die Häufigkeit von chronischen Infektionen soll bis 2030 um 90 Prozent zurückgedrängt sein – die damit verbundene Sterblichkeit um 65 Prozent.

Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionen weltweit – ein Virus, das die Leber angreift und meist über Blutkontakt übertragen wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Zahl der Infizierten auf rund 257 Millionen Menschen. Für das Jahr 2015 geht sie weltweit von rund 887.000 Toten aus, meist als Folge von HBV-induzierten Komplikationen. Anders als bei Hepatitis C ist die B-Variante nicht heilbar. Dafür gibt es aber eine Impfung, die laut WHO „eine herausragende Bilanz von Sicherheit und Wirksamkeit“ aufweist. Seit 1982 wurden über eine Milliarde Dosen verabreicht. Die weltweite Impfrate möglichst früh nach der Geburt, so wie sie die WHO empfiehlt, liegt bei rund 40 Prozent (2015). 90 Prozent der akuten Infektionen verheilen von allein. Für Chroniker gibt es verschiedene Medikamente (Interferone und Nukleosid- bzw. Nukleotid-Analoga). Damit gelingt es, die Vermehrung des Virus zu hemmen, aber nicht es zu eliminieren. Patienten sind darauf angewiesen, ihre Tabletten ein Leben lang einzunehmen. Das soll sich in Zukunft ändern. Weltweit laufen entsprechende Studien mit neuen Substanzen, teils auch in der Kombination mit heute bereits verfügbaren Medikamenten.

Weiterführende Links:

Am 28. Juli 2019 findet der Welt-Hepatitis-Tag statt: http://www.welthepatitistag.info/

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