Krebs 2025: Die Zahlen steigen, die Herausforderungen auch

Jeden Tag ein bisschen besser – das scheint im Moment für die Behandlung von Krebspatienten zu gelten. Doch Deutschland steht vor großen Herausforderungen, denn die Zahl der Krebsneuerkrankungen wird steigen, die Patienten selbst werden immer älter und die Behandlungsregime immer komplexer. Die Fachgesellschaft DGHO hat deshalb auf dem Hauptstadt-Kongress eine Studie vorgelegt. Sie ist ein Weckruf.

Die Zahlen zeigen nach oben: Im Jahr 2025 werden sich in Deutschland 523.000 Menschen mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sehen (Inzidenz) – in absoluten Zahlen bedeutet das gegenüber 2014 ein Zuwachs von 52.000 Menschen oder rund zehn Prozent im Jahr (s. Grafik). Auch die Zahl der Menschen, die mit Krebs leben, abgebildet in der 10-Jahres-Prävalenz, steigt zwischen 2014 und 2025 rechnerisch um fast eine Viertel Million auf knapp 2,9 Millionen Menschen an. Das ist ein Plus von acht Prozent in einem Jahrzehnt. Das geht aus einer Studie hervor, die die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) in Auftrag gegeben und auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit präsentiert hat. Bei Männern erwartet die Fachgesellschaft den stärksten Fallanstieg bei Prostata-, Dickdarm- und Lungenkrebs, bei Frauen werden es Brust-, Darm- und Lungenkrebs sein.

Die Alterung der Gesellschaft und die Folgen

Die demografische Alterung Deutschlands bleibt nicht ohne Folgen. ©iStock.com/kzenon
Die demografische Alterung Deutschlands bleibt nicht ohne Folgen. ©iStock.com/kzenon

Insgesamt wird die Bevölkerung wachsen – um 1,6 Millionen Menschen bis 2025. Für die Krebsmediziner ist allerdings weniger von Interesse, dass die Bevölkerung zunimmt, sondern wie sich die Altersverteilung in der Gesellschaft ändert. Und hier erwarten sie bedeutende Verschiebungen.

Nach ihren Prognosen wird…

  • …die Zahl der Männer bzw. Frauen, die 60 Jahre und älter sind, um 21 bzw. 15 Prozent steigen;

  • …die Zahl der Männer bzw. Frauen, die 80 Jahre und älter sind, jeweils sogar um 51 bzw. 26 Prozent zunehmen.

Die demografische Alterung Deutschlands bleibt nicht ohne Folgen:

  • Wie erwähnt führt sie zu einem Mehr an Neuerkrankungen, denn das Krebsrisiko steigt mit dem Alter (s. Pharma Fakten).
  • Mit dem Alter steigt auch das Risiko für andere, v. a. chronische Erkrankungen. So wird die Zahl der Frauen, die im Jahr 2025 nicht nur wegen Krebs, sondern auch wegen Diabetes Mellitus in Behandlung sind, von ca. 114.000 auf fast 128.000 steigen. Die Zahl der Männer, die neben Krebs auch an einer Demenzerkrankung leiden, wird sich bis Mitte der zwanziger Jahre fast verdoppeln (s. Grafik).

Diese Komorbidität wird Ärztinnen und Ärzte vor zusätzliche Herausforderungen stellen:

  • Die Komplexität der Wechselwirkungen verschiedener Medikamente untereinander und der medikamentösen Tumortherapie insgesamt erfordert viele Spezialisten mit einer entsprechenden Expertise.
  • Fortschritte in der Behandlung sowie die Tatsache, dass eine Vielzahl der Krebserkrankungen bei älteren Patienten bereits fortgeschritten ist, erfordern onkologisch und internistisch ausgerichtete Therapien und Langzeitbehandlungen, die möglichst wohnortnah sein sollten.

Hinzu kommt: Es wird eine überproportional stärkere Alterung der Bevölkerung eher in ländlichen Regionen erwartet; ein Anstieg an Krebserkrankungen wird sich besonders außerhalb von Metropolregionen manifestieren. Das hat Auswirkungen auf die regionalen Versorgungsstrukturen.

Stärkere Alterung der Bevölkerung wird auf dem Land erwartet. ©iStock.com/wernerimages (peter werner)
Stärkere Alterung der Bevölkerung wird auf dem Land erwartet. ©iStock.com/wernerimages (peter werner)

Auch wenn die Autoren darauf aufmerksam machen, dass mögliche Effekte von Screening-Maßnahmen und auch denkbare Verbesserungen in der Therapie in den kommenden Jahren in dem DGHO-Papier nicht berücksichtigt sind, ist doch deutlich, dass sich in den Strukturen einiges verändern muss. „Klar ist, dass der Bedarf an Spezialistinnen und Spezialisten durch die steigenden Erkrankungszahlen und die zunehmend komplexeren Therapien in den nächsten Jahren steigen wird“, erklärte Prof. Dr. med. Maike de Wit von der Arbeitsgemeinschaft der Hämatologen und Onkologen im Krankenhaus (ADHOK) auf dem Hauptstadtkongress. „Wir müssen in Deutschland Versorgungsstrukturen schaffen, die es erlauben, die Kompetenz der spezialisierten Zentren in der Fläche verfügbar zu machen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass ganze Landstriche oder alte Menschen bei der Krebsversorgung abgehängt werden.“

Mehr fachübergreifende Spezialisten, mehr Angebote zur psychoonkologischen, sozialen und pflegerischen Behandlung, mobile onkologisch spezialisierte Pflegekräfte, eine Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung vor Ort: Die Wunschliste der Hämatologen ist lang. Die Zeit, das alles umzusetzen, ist hingegen kurz: 2025 ist in sechs Jahren.

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