Diskriminierung bremst den Kampf gegen HIV aus

Das HI-Virus muss heutzutage unter der richtigen Medikamentengabe kein Todesurteil mehr sein. Ganz im Gegenteil: Die Patienten können unter Therapie nahezu die gleiche Lebenserwartung erreichen wie HIV-Negative und sind nicht ansteckend. Dennoch steht der endgültigen Bekämpfung des Virus weltweit ein entscheidender Faktor auch heute noch im Weg: Die HIV-bezogene Diskriminierung, die viele Betroffene davon abhält, sich überhaupt erst auf HIV testen zu lassen.

„Saving lives, leaving no one behind.“ So lautet der Slogan von UNAIDS. Die Organisation weiß: Ein Ende der AIDS-Epidemie ist erst in Sicht, wenn Menschen mit HIV keiner Diskriminierung und Stigmatisierung mehr ausgesetzt sind. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, zeigt die Umfrage (s. Grafik), die von UNAIDS veröffentlicht und in 26 Ländern vorgenommen wurde. Die Diskriminierung HIV-Positiver hält Patienten davon ab, sich die Hilfe zu holen, die sie brauchen, um das tödliche AIDS zu verhindern und weitere Menschen anzustecken.

Stigmatisierende Einstellungen gegenüber HIV-Patienten sind in einigen Ländern nach wie vor gängig: An der Spitze steht Guinea mit 80 Prozent, dicht gefolgt von u. a. den Philippinen, Haiti und Tadschikistan. Aber wie wird eigentlich HIV-bezogene Diskriminierung im Zusammenhang mit den aufgeführten Zahlen definiert? Jeder im Alter von 15 bis 49 Jahren, der auf mindestens eine der folgenden Fragen mit „Nein“ antwortete, nimmt laut Definition eine diskriminierende Haltung gegenüber den Betroffenen des Virus ein: 

  1. Würden Sie frisches Gemüse bei einem Händler kaufen, von dem Sie wissen, dass er HIV-positiv ist? 
  2. Denken Sie, dass Kinder, die mit HIV leben, dieselbe Schule besuchen dürfen sollten, wie HIV-negative Kinder? 

Doch nicht nur in Asien, Afrika und der Karibik kämpfen HIV-Positive mit den Folgen von Stigmatisierungen, denn selbst in Deutschland macht die soziale Ausgrenzung keinen Halt.

Auch in Arztpraxen erfahren HIV-Positive z. T. Diskriminierung. Foto: ©iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)
Auch in Arztpraxen erfahren HIV-Positive z. T. Diskriminierung. Foto: ©iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)

Auch in Deutschland: Stigmatisierung HIV-Positiver

So kommt es hier sowohl im persönlichen Umfeld der Patienten häufig zu diskriminierenden Situationen als auch in Krankenhäusern und Arztpraxen – also ausgerechnet an den Orten, an denen man einen professionellen Umgang mit dem Virus erwarten würde. Nicht selten werden Betroffene durch Markierungen von HIV-negativen Mitpatienten in Krankenhäusern getrennt. Das Signal, das dadurch gesendet wird: Vorsicht, dieser Mensch ist anders. „Es hat eine ganz andere soziale Sprengkraft, wenn ein Mensch gegen seinen Willen als HIV-positiv geoutet wird, als wenn sein Umfeld nur erfahren würde, dass er sich im Skiurlaub den Fuß gebrochen hat“, erzählt Kerstin Mörsch, Mitarbeiterin bei der Deutschen Aidshilfe

Leider haben die Krankenhäuser nicht immer einen Einfluss darauf, wie mit HIV-Positiven umgegangen wird. Eva Barnickel* erlebte ihren Klinikaufenthalt als geradezu erniedrigend, als sie sich wegen einer Routine-Operation dort aufhielt. Ihre Mitpatientin, mit der sie sich ein Badezimmer teilte, bestand auf eine separate mobile Toilette für die HIV-Infizierte. „Das sollte eine Vorsichtsmaßnahme für meine Zimmernachbarin sein. Die hatten tatsächlich Sorge, das Virus könnte von der Klobrille übertragen werden“, erzählt Eva* in einem Interview mit Hinnerk Werner, Autor bei iWWiT-Blog. Betreiber der Webseite ist die Deutsche Aidshilfe.

Was vielen Menschen – darunter auch Ärzten – nicht bewusst zu sein scheint, ist, dass die standardisierten Hygienemaßnahmen auch bei HIV-Patienten völlig ausreichen. Es gilt, diese Missverständnisse aus der Welt zu schaffen, um so eine erfolgreiche Bekämpfung des Virus gewährleisten zu können.

*Name wurde von der Redaktion von iWWiT-Blog geändert.

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