Explosion bei den Arzneimittelausgaben? Nein, sagt der BPI: „Tatsache ist, dass heute wie vor 30 Jahren die GKV-Arzneimittelausgaben auf einem vergleichbaren Niveau liegen“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Sie betrugen immer rund 15 Prozent bis 16 Prozent der GKV-Gesamtausgaben.“ Das trifft auch auf das Jahr 2018 zu, wie aus den „Pharma-Daten 2019“ hervorgeht. Der Ausgabenanteil für Arzneimittel, der nicht nur die pharmazeutischen Hersteller, sondern auch die Mehrwertsteuer sowie Apotheken und Großhandel umfasst, lag demnach bei 16,16 Prozent (38,68 Mrd. Euro) der GKV-Gesamtausgaben (239,37 Mrd. Euro).
„Bei der Analyse der GKV-Arzneimittelausgaben wird häufig der Anteil der Handelsstufen vernachlässigt, d. h. der Anteil der Großhandels- sowie der Apothekenzuschläge und die Mehrwertsteuer“, kritisiert der BPI. Ein Beispiel: Bei einem Arzneimittel, das zum Abgabepreis des jeweiligen Pharmaunternehmens einen Euro kostet, muss die Großhandels- und die Apothekenmarge sowie 19 Prozent Mehrwertsteuer addiert werden. „Als Apothekenverkaufspreis ergeben sich so fast 12 Euro. Dieser Preis gilt aber nur als Rechengröße, da Zwangsabschläge, Apothekenabschläge und Patientenzuzahlungen von diesem Betrag abgezogen werden und somit die reale Belastung der GKV deutlich niedriger ausfällt.“ Der Anteil der Pharmaunternehmen an den GKV-Gesamtausgaben beläuft sich übrigens auf 10,57 Prozent (s. Grafik).
Abschläge, Festbeträge, Rabatte, Moratorien
Vor diesem Hintergrund kritisiert der BPI: „Die aktuell schon sehr hohe Regulierungsdichte wird durch eine Vielzahl von neuen Gesetzen weiter zugespitzt“. Und das, obwohl die Finanzreserven der GKV „aktuell bei rund 20 Milliarden Euro“ liegen.
Dass die finanzielle Belastung der Industrie – sei es durch Abschläge, Festbeträge, Rabatte oder Preismoratorium – weiter steigt, ruft bei den Branchenvertretern Sorgenfalten hervor: Das „Zusammenspiel von verschiedenen regulatorischen Eingriffen“ senkt in ihren Augen „immer mehr die Chancen, die wachsende Zahl an Aufgaben und Ausgaben refinanzieren zu können.“ Letztlich bedroht das die Versorgung der Patienten mit innovativen Arzneimitteln. „Dringend benötigte Entlastungen sind nicht in Sicht, obwohl zusätzlich die Beschaffungskosten für Wirkstoffe sowie die Personal- und Sachkosten von Jahr zu Jahr steigen.“