Krebs: Nur wer die Risikofaktoren kennt, kann sein Verhalten ändern

Jedes Jahr am 4. Februar ruft die Organisation „Union for International Cancer Control” (UICC) den Weltkrebstag aus – inzwischen bereits zum zwanzigsten Mal. Zu diesem Anlass hat sie bei dem Marktforschungsunternehmen Ipsos eine Umfrage in Auftrag geben: Über 15.000 Menschen aus 20 Ländern äußerten sich zu ihren Erfahrungen, Ansichten und Verhaltensweisen in Bezug auf Krebs. Demnach gibt es zwischen dem sozioökonomischen Status eines Menschen und dessen Risiko für eine Tumorerkrankung einen Zusammenhang.

Die positive Nachricht zuerst: Laut des „International Public Opinion Survey on Cancer 2020“ ist das Bewusstsein für Krebs weltweit insgesamt „auf einem hohen Niveau“. Doch es scheint große Unterschiede unter den Befragten zu geben: „Menschen aus einkommensschwächeren Haushalten […] erkennen weniger häufig Risikofaktoren für Krebs als Menschen aus einkommensstärkeren Haushalten“, so die UICC

Bewusstsein für Krebsrisikofaktoren: eine Frage des Einkommens?

So denken über zwei Drittel (68 %) der Umfrageteilnehmer mit „high income“, dass Tabakkonsum das Risiko für eine Tumorerkrankung erhöht; bei jenen mit „low income“ machten nur etwas mehr als die Hälfte (56 %) diese Angabe. Ähnliches gilt für das Thema UV-Strahlen: Hier sind es 58 Prozent in der einen und 48 Prozent in der anderen Gruppe (s. Grafik). 

Interessant ist auch: Nur zwei Prozent der Menschen aus wohlhabenden Schichten erklärten: „Ich glaube nicht, dass irgendwas das Krebsrisiko erhöht.“ Vier Prozent sagten, sie würden nicht wissen, welche der vorgegebenen Faktoren zu einem Anstieg des Risikos beitragen. Unter den ärmeren stimmten immerhin schon vier bzw. neun Prozent diesen Aussagen zu.

„Es ist inakzeptabel, dass Millionen Menschen eine größere Wahrscheinlichkeit haben in ihrem Leben an Krebs zu erkranken – nur weil sie sich der Risikofaktoren […] und gesunder Verhaltensweisen […] nicht bewusst sind“, meint Dr. Cary Adams, Geschäftsführer der UICC. 

Gesunde Ernährung. Foto: CC0 (Stencil)
Gesunde Ernährung. Foto: CC0 (Stencil)

Wissen: Voraussetzung für gesunde Lebensweise

Denn auch das zeigen die Umfrageergebnisse: Menschen aus einkommensschwächeren Schichten und mit geringerer Bildung nehmen seltener Verhaltensänderungen vor. Weltweit wurden die Studienteilnehmer gefragt, ob sie in den letzten zwölf Monaten irgendwelche Schritte unternommen haben, um ihr Risiko für eine Krebserkrankung zu reduzieren. Antwort Nummer Eins: „Ich habe vermehrt gesunde Nahrungsmittel zu mir genommen“. Das gilt für 40 Prozent mit „high income“ und 28 Prozent mit „low income“. 

Außerdem hatten die Menschen laut eigener Angaben versucht, sich weniger UV-Strahlen auszusetzen (34 % vs. 24 %). Interessanterweise kamen erst an dritter und vierter Stelle die Aussagen, man habe Passivrauchen (32 % vs. 24 %) und aktiven Tabakkonsum (31 % vs. 24 %) eingeschränkt oder vermieden. Unabhängig vom sozioökonomischen Status zeigt dieses Beispiel: Das Wissen um die Risikofaktoren geht nicht zwangsläufig mit einer Verhaltensänderung einher. Trotzdem gilt: Das Wissen ist nun mal die Voraussetzung.

To Do: Bewusstsein für Krebs erhöhen

„Im Kampf gegen die weltweite Krebslast […] müssen Regierungen und Entscheidungsträger […] zusammenkommen, um sicherzustellen, dass jedem Menschen die Gelegenheit gegegeben wird, das Heft in Bezug auf das eigene Krebsrisiko in die Hand zu nehmen – unabhängig vom Bildungsgrad oder dem Einkommensniveau“, so Prinzessin Dina Mired von Jordanien, Präsidentin der UICC.

Die Organisation ruft die Politik daher u.a. dazu auf, das Bewusstsein für Krebs und Prävention – etwa über Aufklärung und Gesundheitsrichtlinien – in allen Bevölkerungsschichten zu erhöhen. Auch gehe es darum, Gesetze einzuführen, die den Konsum krebserregender Produkte wie Tabak reduzieren können. 

© Union for International Cancer Control (UICC) / www.worldcancerday.org
© Union for International Cancer Control (UICC) / www.worldcancerday.org

Zusätzlich zielt die “I Am and I Will”-Kampagne der UICC auf die Verantwortung jedes Einzelnen ab: „Nutze den Weltkrebstag als eine Gelegenheit, um dein Wissen […] zu erweitern und teile deine Erkenntnisse mit anderen“, lautet ein Appell. „Fass einen individuellen Vorsatz, um dein Krebsrisiko zu reduzieren – z.B. mit dem Rauchen aufzuhören, gesund zu essen, sich regelmäßig zu bewegen sowie Sonnencreme zu benutzen.“ Und zu guter Letzt: „Nutze die Angebote, die dir dein Gesundheitssystem macht – gehe zu medizinischen Vorsorgeuntersuchungen, lass dich untersuchen und impfen“.

Der „International Public Opinion Survey on Cancer” wurde online vom 25.10.-25.11.2019 mit 15.427 Erwachsenen durchgeführt. Die Teilnehmer kamen aus 20 Ländern: Australien, Brasilien, Bolivien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Indien, Israel, Japan, Mexiko, Kenia, die Philippinen, Saudi-Arabien, Südafrika, Spanien, Schweden, Türkei, USA.

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