Die Windpocken-Viren haben es in sich: Sie „werden extrem leicht übertragen – fast jeder Kontakt mit Erkrankten führt zur Ansteckung“, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal impfen-info.de. Die Infizierten leiden oft unter Fieber sowie Abgeschlagenheit – und dem typischen roten, juckenden Hautausschlag. Jugendliche und Erwachsene sind in der Regel von schwereren Krankheitsverläufen betroffen als Kinder. „Und: nachdem die Windpocken ausgeheilt sind, können die Viren noch in bestimmten Bereichen der Nervenendigungen verbleiben. Vor allem bei Kindern mit geschwächter Abwehr können ein schmerzhafter Hautausschlag und eine Entzündung im Bereich des betroffenen Nervs entstehen. Es entwickelt sich dann eine sogenannte Gürtelrose (Herpes zoster).“
Zum Schutz gegen Varizellen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2004 eine Impfung im Kindesalter. Seit 2009 sind dafür zwei Dosen vorgesehen – die erste im Alter von 11 bis 14 Monaten, die zweite mit 15 bis 23 Monaten. „Die hohe Wirksamkeit der Impfung insbesondere nach zwei Impfdosen sowie ein lang anhaltender Impfschutz sind gut durch Studiendaten belegt“, betont das RKI.
Windpocken: Immer weniger Erkrankungsfälle
Immer mehr Menschen nehmen die Vakzine in Anspruch. Das geht aus dem Epidemiologischen Bulletin 03/2020 des RKI hervor. Nach den Daten der Schuleingangsuntersuchungen hatten 2012 „78,2 Prozent der Kinder eine im Impfpass dokumentierte erste Varizellen-Impfung und 67,6 Prozent auch die zweite Impfung bekommen.“ 2017 lagen diese Quoten bei über 87 Prozent bzw. bei fast 84 Prozent. Vermutlich stellen sie eine „leichte Überschätzung“ dar: Nicht berücksichtigt sind die rund acht Prozent der Kinder, die keinen Impfpass bei den Erhebungen vorlegen konnten.
Aufschluss über die Effekte der Varizellen-Impfung gibt eine sogenannte Sentinel-Studie, die mit Hilfe niedergelassener Ärzte in der Arbeitsgemeinschaft Varizellen (AGV) durchgeführt wird. Demnach „ging die Gesamtzahl der Erkrankungsfälle an Varizellen pro Meldepraxis und Jahr von 3,6 im Jahr 2005 auf 0,3 im Jahr 2017 beständig zurück“ (s. Grafik). Betroffen von Windpocken-Erkrankungen sind und waren vor allem ungeimpfte Personen. Über die Jahre ist der prozentuale Anteil der Geimpften an allen Erkrankungsfällen jedoch angestiegen: von 0,7 Prozent (2005) auf 15 Prozent (2017). Vor „dem Hintergrund steigender Impfquoten und sinkender Fallzahlen“ ist das, so das RKI, nur „plausibel“. Gibt es in der Bevölkerung weniger Ungeimpfte, sinkt schließlich auch ihr Anteil an den Windpocken-Infektionen.
Hohe Impfquoten: Gemeinschaftsschutz
Sind genügend Menschen in der Bevölkerung gegen eine Erkrankung geimpft, kann dies positive Effekte auch auf Nichtgeimpfte haben. Denn: Je höher der Anteil der Immunisierten ist, desto weniger hat das jeweilige Virus eine Chance jemanden zu infizieren. Hohe Impfquoten können also Infektionsketten durchbrechen – und zu einem „Gemeinschaftsschutz“ („Herdenimmunität“) führen. Davon profitieren zum Beispiel Säuglinge, die noch zu jung für eine Vakzinierung sind. „Der Rückgang der Erkrankungshäufigkeit im Sentinel bei Säuglingen im ersten Lebensjahr“ ist ein Hinweis darauf, heißt es im Epidemiologischen Bulletin.
Daher gilt es, hohe Varizellen-Impfquoten aufrechtzuerhalten bzw. sie in Regionen, in denen noch Verbesserungsbedarf besteht, zu steigern. „Fehlende Varizellen-Impfungen sollten jederzeit, spätestens jedoch bei Jugendlichen nachgeholt werden“, so das RKI.