Krebs: Fortschritt durch neue Medikamente

Im Kampf gegen Krebs stehen Medizinern immer mehr, immer bessere Medikamente zur Verfügung. Zwischen 1995 und 2018 hat die Europäische Zulassungsbehörde EMA 118 Arzneimittel in 164 Indikationen zugelassen. Und die Innovationsdynamik wird nicht nachlassen.

Medikamente gegen die verschiedensten Tumorarten – schon seit einigen Jahren ist das ein Forschungsschwerpunkt pharmazeutischer Unternehmen. Das macht Sinn, denn Krebserkrankungen sind hierzulande die zweithäufigste Todesursache – und könnten alterungsbedingt schon bald zur Todesursache Nummer Eins aufsteigen. Für den Onkologen Professor Christoph von Kalle ist Krebs „eine gewaltige gesellschaftliche und medizinische Herausforderung, die die Hälfte von uns betrifft und ein Viertel von uns frühzeitig sterben lässt“, wie er gegenüber Pharma Fakten erklärte. Die vielen neuen Therapiemöglichkeiten sind Früchte der Grundlagenforschung, die gerade seit den 1990er Jahren laufend neue Erkenntnisse liefert. Das lässt sich an der „Zulassungskurve“ der EMA ablesen (s. Grafik), die das schwedische  Institute of Health Economics (IHE) in seinem „Comparator Report on Cancer in Europe 2019“ veröffentlicht hat.

Immer mehr Medikamente erweisen sich als wirksam. ©iStock.com/ismagilov
Immer mehr Medikamente erweisen sich als wirksam. ©iStock.com/ismagilov

Zwischen 1995 und 2000 ließ die EMA sechs neue Krebsmedikamente zu; im Durchschnitt nicht einmal zwei pro Jahr. Zwischen 2001 und 2011 waren es 35 neue Therapien – im Durchschnitt jährlich immerhin schon vier. Dann der Schub: Zwischen 2012 und 2018 kamen zehn neue Zulassungen pro Jahr dazu. Weil manche Wirkstoffe sich in unterschiedlichen Indikationen als wirksam erwiesen haben, ist die Bilanz seit 1995: 118 neue Medikamente in 164 Therapiebereichen.

Perspektive 2023: 206 neue Krebstherapien am Horizont

Geht es nach dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), wird sich diese Dynamik in den kommenden Jahren fortsetzen. In der Broschüre „Perspektive 2023“ zählt er 206 onkologische Entwicklungsprojekte für neue Krebstherapien auf. Sie richten sich gegen Erkrankungen wie nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, Brust- und Prostatakrebs, Multiples Myelom (Knochenmarkkrebs) oder akute myeloische Leukämie (Blutkrebs) – insgesamt 44 verschiedene Krebsarten.

Hinter den Zahlen versteckt sich aber noch mehr: Im neuen Jahrtausend hat es in der medikamentösen Behandlung von Krebs einen „fundamentalen Wandel“ (O-Ton IHE) weg von Chemo- hin zu zielgerichteten Therapien gegeben. Das steigende Angebot neuer Krebsmedikamente zwischen 1995 und 2018 geht im Wesentlichen auf das Konto zielgerichteter und immunonkologischer Therapien.

Altersadjustiert ist die Sterblichkeit gesunken. Foto: CC0 (Stencil)
Altersadjustiert ist die Sterblichkeit gesunken. Foto: CC0 (Stencil)

Die Folgen haben längst Niederschlag in den Statistiken gefunden: Während im vergangenen Vierteljahrhundert die Zahl der Krebsfälle in Europa um 50 Prozent zugenommen hat, ist die Zahl der Todesfälle um 20 Prozent gestiegen. Altersadjustiert – wenn man sowohl die Effekte von Bevölkerungswachstum und Alterung der Gesellschaft herausrechnet – ist die Sterblichkeit sogar gesunken. Der Kampf gegen Krebs – er wird immer besser.

Ein Gedankenspiel: Welchen Tribut würde Krebs heute in Europa wohl fordern, wenn es nicht gelungen wäre, die Grundlagenforschung der vergangenen Jahrzehnte in neue Medikamente zu übersetzen?

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