27 Prozent Rabatt: Die Arzneimittelausgaben der GKV

Rund jeder vierte Euro, den die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) für Arzneimittel ausgeben, fließt als Rabatt wieder zurück (oder wird gar nicht erst bezahlt). Das geht aus Zahlen des Beratungsunternehmens IQVIA hervor.

Unterm Strich sind es 27 Prozent: Von den rund 49 Milliarden Euro, die die GKV im Jahr 2019 für Arzneimittel ausgegeben hat, bleiben am Ende netto rund 36 Milliarden übrig. Durch Einsparungen aus den im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung verhandelten Erstattungspreisen (das so genannte AMNOG-Verfahren), andere vertraglich verhandelte Rabatte und Herstellerzwangsabschläge trägt allein die Pharmaindustrie mit fast zehn Milliarden Euro zur Entlastung des Arzneimittelbudgets bei. Auch die Apotheken müssen einen Zwangsabschlag leisten (rund 1,1 Milliarden Euro). Durch Zuzahlungen aller GKV-Patienten kommen weitere 2,2 Milliarden Euro hinzu.

Das AMNOG übererfüllt die Einsparprognose deutlich

Um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr sind allein die Einsparungen im Rahmen des AMNOG-Verfahrens gestiegen. Dadurch reduzierten sich die Ausgaben für Arzneimittelinnovationen im vergangenen Jahr um rund 3,1 Milliarden Euro. Das AMNOG übererfüllt damit deutlich die von der Politik bei Einführung aufgestellte Prognose von zwei Milliarden Euro, die durch die auf Basis einer Nutzenbewertung neuer Arzneimittel verhandelten Preise pro Jahr eingespart werden sollten, wenn erst mal der gesamte patentgeschützte Markt erfasst ist.

In Wirklichkeit dürften die Einsparungen durch das AMNOG viel höher liegen. So ist seit Einführung des Systems die Anzahl an Wirkstoffen, die nicht oder nicht mehr in Deutschland auf dem Markt sind – etwa, weil man sich nicht auf einen Preis hat einigen können – deutlich gestiegen. Und für Medikamente, die nicht verfügbar sind, fallen nun mal keine Ausgaben an.

Foto: ©iStock.com/WanjaJacob
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Zudem wurde als Kompensation für den Wegfall des Bestandsmarktaufrufs das Preismoratorium verlängert und der Herstellerrabatt um einen Prozentpunkt auf sieben Prozent erhöht. Als Bestandsmarkt gelten (noch) patentgeschützte Arzneimittel, die bereits vor Einführung des AMNOG-Verfahrens im Jahr 2011 auf dem Markt waren und sich deshalb keiner Nutzenbewertung unterziehen mussten. Die Krankenkassen hatten gefordert, dass sich auch diese Arzneimittel im Nachhinein einem Bewertungsverfahren unterziehen sollten, was die Politik aber abgelehnt hatte. Durch Patentabläufe verliert dieses Marktsegment jedes Jahr an Bedeutung.

Auch das Volumen vertraglich vereinbarter Rabatte ist gegenüber dem Vorjahr mit zehn Prozent stark angestiegen. Sie tragen mit rund 5 Milliarden Euro zu den Gesamteinsparungen bei.

Mehrwertsteuersenkung: rund 580 Millionen Euro weniger

Die von der Bundesregierung im Rahmen des Konjunkturpaketes verabschiedete Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte hinterlässt auch bei der GKV deutliche Spuren. Auf Basis der Arzneimittelausgaben von 2019 ergibt sich für das zweite Halbjahr 2020 ein Einsparvolumen von über einer halben Milliarde Euro (580 Mio. Euro), wie IQVIA ausgerechnet hat.

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