Osteoporose-Patienten: „Dramatisch“ unterversorgt

„Obwohl in Deutschland bereits über sechs Millionen Menschen an Osteoporose leiden, wird der Krankheit immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Häufig wird sie gar nicht oder zu spät diagnostiziert“, kritisiert das Aktionsbündnis Osteoporose. Für viele Patienten bedeutet das unnötiges Leid.

„Osteoporose ist eine chronische Erkrankung der Knochen, bei der das Verhältnis von Knochenaufbau und -abbau gestört ist“, erklärt die Biotechfirma Amgen auf ihrer Patientenseite osteoporose.de. „Hervorgerufen wird Osteoporose durch eine Abnahme der Knochenmasse und damit einhergehend einer Verschlechterung des Knochengewebes.“ Das betrifft das gesamte Skelettsystem. Die über 70-jährige Patientin Birgit Eichner weiß: „Das Problem mit der Osteoporose ist, dass man es nicht merkt. Man merkt es erst, wenn es zu spät ist“. Das Aktionsbündnis Osteoporose, in dem sich mehrere Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft engagieren, bestätigt: Oft wird die Erkrankung „erst anhand von Knochenbrüchen diagnostiziert.“

Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50 Jahre erleidet eine Fragilitätsfraktur. Das heißt: Bei ihnen kommt es schon bei einer relativ geringen Gewalteinwirkung zu einem Bruch. Die Folgen für die Betroffenen: akute oder chronische Schmerzen, Einschränkung der Lebensqualität.

Allein im Jahr 2017 „fielen bei erwerbstätigen Personen in Deutschland aufgrund von Fragilitätsfrakturen insgesamt 1,38 Millionen Krankheitstage an“, so das Aktionsbündnis in einer Pressemitteilung. Die mit den Knochenbrüchen verbundenen Kosten beliefen sich in eben diesem Jahr in der Bundesrepublik auf 11,3 Milliarden Euro. 2030 könnten es Schätzungen zufolge bereits 13,9 Milliarden Euro sein. Kein Wunder angesichts des demografischen Wandels: Das Risiko für Osteoporose steigt mit dem Alter.

Osteoporose-Therapie: Knochengesundheit fördern

„Viele durch Osteoporose hervorgerufene Knochenbrüche ließen sich durch eine zielgerichtete medikamentöse Behandlung verhindern“, meint das Bündnis. Auf der Amgen-Seite heißt es: „Die Osteoporose-Therapie besteht aus verschiedenen Maßnahmen, die sich gemeinsam in ihrem Wirkeffekt verstärken und somit die Knochengesundheit fördern.“ Die Einnahme von Medikamenten sei „ein wichtiger Behandlungsbaustein“ – ergänzend spielen aber zum Beispiel eine „gesunde Ernährung, die Versorgung mit Vitamin D und Kalzium sowie viel Bewegung“ eine große Rolle.

Bei der Auftaktveranstaltung der Kampagne KNOCHEN.STARK.MACHER: Alexander Krauß (links), Sabine Weiss (Mitte) & Prof. Dr. med. Andreas Kurth. Foto: Aktionsbündnis Osteoporose / Per Florian Appelgren
Bei der Auftaktveranstaltung der Kampagne KNOCHEN.STARK.MACHER: Alexander Krauß (links), Sabine Weiss (Mitte) & Prof. Dr. med. Andreas Kurth. Foto: Aktionsbündnis Osteoporose / Per Florian Appelgren

Allerdings wird nur jeder fünfte Patient angemessen therapiert. Nur einer von drei Betroffenen erhält eine medikamentöse Therapie im ersten Jahr nach der Diagnose, so das Bündnis. „Sowohl die Verordnung von Osteoporose-Medikamenten als auch die Häufigkeit von Knochendichte-Messungen ist geringer als es bei einer Versorgung gemäß der aktuellen S3-Leitlinie zu erwarten wäre“, bemängeln die Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Dr. med. Stefan Kropff, Executive Medical Director bei Amgen: „Viele engagieren sich für die Therapie der Krankheit. Aber die Therapien, die da sind, werden zu wenig genutzt. Damit sich das ändert, darf die Osteoporose bei älteren Menschen, vor allem Frauen, nicht länger als schicksalhaft angesehen werden“.

Verbesserung der Versorgung: „Knochenjob für uns alle“

Die neue Kampagne KNOCHEN.STARK.MACHER. rückt laut Aktionsbündnis daher „die dramatische Unterversorgung der Menschen mit Osteoporose in Deutschland ins Blickfeld der Gesellschaft.“ Ein Wandel muss her: Das ist ein „Knochenjob für uns alle“. „Es müssen im Gesundheitssystem mit politischer Unterstützung die Weichen für mehr Prävention und Früherkennung gestellt werden.“ So fordern die Experten etwa systematische Screenings auf die Erkrankung. Darüber hinaus müsse das im Januar 2020 beschlossene Disease-Management-Programm (DMP) Osteoporose „rasch implementiert“ werden. DMPs sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke.

Auf seiner Webseite rät das Bündnis dazu, auf Symptome wie länger andauernde Rückenschmerzen zu achten. „Deutliche Warnzeichen“ sind demnach außerdem Knochenbrüche ohne erkennbaren Anlass und eine Verringerung der Körpergröße. Denn Osteoporose kann zu einer Verkürzung der Wirbelsäule führen.

Am 20. Oktober ist Welt-Osteoporose-Tag: http://www.worldosteoporosisday.org/.

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