Kampf gegen Kinderkrebs immer besser – doch das reicht nicht

„Krebs bei Kindern ist die häufigste krankheitsbedingte Todesursache bei unter 15-Jährigen in Europa“, schreiben mehrere deutsche Wissenschaftler:innen in einer Studie. Auf Basis der Daten von rund 46.500 Kindern und Jugendlichen haben sie untersucht, inwiefern sich hierzulande die Überlebensaussichten in den vergangenen 3 Jahrzehnten verändert haben. Demnach gab es große Fortschritte. Aber es ist noch Luft nach oben.

In der Zeit von 1991 bis 1995 lag das sogenannte „5-Jahres-Gesamtüberleben“ der 0- bis 14-Jährigen über alle Krebsarten hinweg bei 77,8 Prozent. In der Periode zwischen 2011 und 2016 waren es 86,5 Prozent. Das heißt: 86,5 Prozent der Betroffenen sind 5 Jahre nach ihrer Diagnose noch am Leben. Das verdeutlicht eine Auswertung von Daten des Deutschen Kinderkrebsregisters, die in der Fachzeitschrift „International Journal of Cancer“ veröffentlicht wurde. 

Am größten ist der Anstieg bei akuter myeloischer Leukämie (AML). Das Fünf-Jahresgesamtüberleben stieg hier um 30 Prozentpunkte von 51,3 Prozent (1991-95) auf 81,5 Prozent (2011-16). Laut den Wissenschaftler:innen sind die Überlebenschancen aktuell bei Hodgkin-Lymphomen – oft als Lymphdrüsenkrebs bezeichnet – und beim Retinoblastom, eine seltene Krebserkrankung des Auges, am höchsten (> 98 %). Am ungünstigsten ist die Prognose bei bösartigen Tumoren des Zentralen Nervensystems (66,4 %) sowie Knochentumoren (74,5 %). 

Soziale und soziökonomische Ungleichheiten 

„Enorme Fortschritte in der Diagnostik, Behandlung und unterstützenden Behandlungsmaßnahmen hatten Einfluss auf das durchschnittlich verbesserte Überleben bei den meisten Krebsarten“, schreiben die Forschenden. Doch in der jüngsten Vergangenheit hätte sich der Positiv-Trend verlangsamt – in manchen Indikationen sei er gar auf einem „unbefriedigenden Niveau“ zum Stillstand gekommen. Nicht alle Kinder profitieren gleichermaßen vom medizinischen Fortschritt: Dabei kommt es nicht nur auf die Art der Erkrankung an – vermutlich spielen „persönliche Faktoren“ wie die sozioökonomischen Gegebenheiten, die Gesundheitskompetenz oder der Zugang zu medizinischer Versorgung bei der individuellen Prognose eine Rolle. Dazu brauche es weitere Forschungen, so das Fazit.

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