RSV, Grippe, COVID-19 und Co.: Neue Lösungen dank Impfstoffforschung in Sicht

100 Impfstoffkandidaten befinden sich in den Pipelines der Mitgliedsfirmen von Vaccines Europe – diese Gruppierung umfasst 15 Impfstoffunternehmen, die in Europa tätig sind. „Wir müssen uns heute auf Morgen vorbereiten“, finden die Firmen. Mit ihrer Forschung und Entwicklung wollen sie es möglich machen, dass die Menschheit noch besser als bisher gegenüber Krankheiten gewappnet ist – sie arbeiten etwa an Schutzmöglichkeiten gegen das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).

„Infektionen mit RSV […] machen vor allem Säuglingen, Kleinkindern und Senioren zu schaffen“, betont der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Zusammen mit Grippe und anderen Atemwegsinfektionen bedeutet dieses Erkältungsvirus im Winter eine große Belastung für Kinderkliniken und kinderärztliche Praxen (s. SWR). „Noch gibt es keine zugelassene Aktivimpfung; und ein Prophylaxe-Medikament ist nur für Frühchen und Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen verfügbar“, so der vfa. Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Wie aus einem Bericht von Vaccines Europe hervorgeht, sind 10 Impfstoffkandidaten in der Pipeline. 6 von ihnen befinden sich bereits in der letzten Phase der klinischen Erprobung (Phase III).

Insgesamt richtet sich fast jeder zweite Impfstoffkandidat (46%) gegen eine Krankheit, für die es noch keine zugelassenen Vakzine gibt. Da ist zum Beispiel das überwiegend in (Sub-)Tropen durch Mücken übertragene Zikavirus: Infektionen in der Schwangerschaft können zu Fehlbildungen beim Fötus führen. 3 Impfstoffe sind in Entwicklung. Oder HIV, das „Immunschwächevirus“: Schon jahrzehntelang arbeiten Wissenschaftler:innen weltweit an Vakzinen – bislang ohne Erfolg. Trotzdem sind 3 Kandidaten in der Forschung und Entwicklung.

In der Pipeline: Die Zukunft der Impfstoffe

Impfstoffe müssen verabreicht werden
Impfstoffe können nur dann wirken, wenn sie verabreicht werden. Foto: ©iStock.com/SeventyFour

Darüber hinaus wollen die Firmen bereits verfügbare Vakzine verbessern oder neue Ansätze finden. Darunter sind innovative Impfstoffkandidaten gegen Grippe, beispielsweise auf Basis der mRNA-Technologie – oder solche, die einen Schutz gegen Grippe und COVID-19 kombinieren, sodass weniger Injektionen notwendig sind.

Und dann gibt es noch das relativ junge Feld der therapeutischen Impfungen: „Sie machen sich das Immunsystem der Patient:innen zunutze, um eine bestehende Krankheit oder Infektion anzugehen“, erklärt Vaccines Europe. Es geht also nicht um Prävention, sondern um die Behandlung von Leiden wie Krebs oder Hepatitis B. 8 Vertreter dieser Klasse sind in den Pipelines. „Das Ziel […] ist es, die Immunreaktion anzukurbeln oder umzulenken und so dabei zu helfen, die jeweilige Krankheit zu beseitigen“.

Impfstoffe müssen verabreicht werden

„Impfstoffe allein retten keine Leben – aber die Impfung tut das“, betont Vaccines Europe-Chefin Sibilia Quilici und weist auf folgendes hin: „Aktuell sind die Investitionen in Impfprogramme seitens der EU-Mitgliedsstaaten auf einem niedrigen Niveau“. Dabei können heute zahlreiche Krankheiten mit Impfstoffen verhindert werden. „Doch 77 Prozent der EU-Mitgliedsstaaten geben weniger als 0,5 Prozent ihres Gesundheitsbudgets für Immunisierung aus“. Sie appelliert: „Impfungen sind ein außerordentlich erfolgreiches, kosteneffektives Instrument der Prävention, das dabei helfen kann, Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit zu bekämpfen.“ Doch Impfstoffe können nur dann wirken, wenn sie verabreicht werden.

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