Studien, die niemand braucht

Das Wissenschaftliche Institut der AOKen (WIdO) hat zusammen mit der Technischen Universität Berlin eine Studie veröffentlicht, die belegen soll, dass Deutschland bei patentgeschützten Arzneimitteln ein Hochpreisland bleibt. Allerdings räumen die Autoren ein, dass die Studie methodische Probleme hat. Bleibt die Frage: Warum veröffentlichen sie sie dann?

 

Methodisch ist es geradezu originell wie die Autoren an die Grundthese der Studie herangingen, von der man ausgehen kann, dass sie schon vorher feststand. Man fährt sicher niemandem an den Karren, wenn man unterstellt, dass die AOKen belegen wollten, dass Deutschlands patentgeschützter Arzneimittelmarkt immer noch – und trotz AMNOG – viel teurer ist als andere Märkte in Europa.

 

Untersuchungsgegenstand war ein Warenkorb mit 260 Präparaten aus dem Jahr 2013. Davon hatten allerdings nur 29 das AMNOG-Verfahren durchlaufen – also ungefähr jedes zehnte. Insofern ist dies eine Studie für Geschichtsbewusste, die wissen wollen, wie es damals war, als das AMNOG noch in den Kinderschuhen steckte. Stand 2016 haben bereits über 180 Arzneimittel das AMNOG durchlaufen – allein dieser Unterschied im Warenkorb dürfte das von den Autoren berechnete Einsparvolumen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro deutlich schrumpfen lassen. Hinzu kommen die zahlreichen Patentabläufe im Bestandsmarkt, die seit 2013 stattgefunden haben.

Nur raten kann mal allerdings, warum dieser Warenkorb aus dem Jahre 2013 auf Basis der Preise von 2015 gerechnet wird. Ein Schelm, dem dazu einfällt, dass sich zwischen diesen beiden Daten der gesetzliche Herstellerrabatt von 16 auf sieben Prozent reduziert hatte. Sprich: Die Preisbasis war 2015 deutlich höher.

In einer Umfrage hat der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) herausgefunden, dass knapp zwei Drittel der Deutschen glauben, dass die pharmazeutische Industrie für fast die Hälfte aller Gesundheitskosten verantwortlich sei. Richtig ist aber: Der Anteil der Arzneimittelkosten der Gesetzlichen Krankenversicherung beträgt lediglich 17 Prozent der Gesamtkosten. Zieht man davon die Margen von Großhandel und Apotheken, die Mehrwertsteuer und die Rabatte ab, macht der Anteil der Industrie noch 10 Prozent aus, so der BPI.

Insofern sind solche Studien wie die vom WIdO ein Beitrag zu einer Wirklichkeit, wie man sie gerne hätte, um politische Forderungen zu stellen – wenn sie schon wissenschaftlich nichts wert sind.

Florian Martius

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