Die deutschen Pharmaunternehmen haben die Entwicklung von securPharm – so heißt der künftige Schutzschild gegen gefälschte Arzneien – schon weit vorangetrieben. Die Arzneimittelhersteller in Deutschland rechnen damit, dass sie das aufwändige System 2018 umsetzen werden. Hintergrund ist, dass die Europäische Union künftig alle Mitgliedsländer zu Sicherheitsmaßnahmen wie bei securPharm verpflichtet.
EU-Verordnung lässt auf sich warten
Ursprünglich hatte die Branche schon 2017 mit dem Start gerechnet. Doch die Delegierten-Rechtsakten, die die Durchführung bestimmen, sind noch nicht fertig. Die Europäische Kommission muss zahlreiche und von Land zu Land unterschiedliche Bestimmungen unter einen Hut kriegen.
Bei securPharm werden Arzneien unverwechselbar
Bei securPharm erhält jede einzelne Packung einen einzigartigen Code. So wird sie zum unverwechselbaren Einzelstück. Dadurch kann die Echtheit einer Packung mit einem schnellen Scan überprüft werden. Möglich macht das eine umfangreiche Datenbank. Mit ihrer Hilfe wird die Echtheit bei der Abgabe überprüft. Von dieser aufwändigen Technik werden Patienten am Verkaufstresen nichts mitbekommen: Die Dauer der Echtheitsprüfung beträgt weniger als eine Zehntelsekunde.
Doppelter Schutz
Eine sichtbare Veränderung werden Patienten jedoch künftig an den Arzneimittelverpackungen bemerken. Als zweite Sicherheitsmaßnahme erhalten sie künftig einen sogenannten Originalitätsverschluss. Dieser funktioniert praktisch wie ein Siegel. Dies schützt beispielsweise vor Diebstähle von Arzneien wie 2014 in italienischen Krankenhäusern. Die Kriminellen füllten die Original-Hüllen teilweise mit gefälschten Pillen. Der Originalitätsverschluss schiebt dem künftig einen Riegel vor.
Europäische Staaten könnten sich securPharm anschließen
Laut Joachim Odenbach, Pressesprecher vom Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) starteten die Branchen-, Apotheken- und Großhändlerverbände schon frühzeitig mit dem ambitionierten Projekt, noch bevor genauere Rahmenbedingungen bekannt waren. „Das war vielleicht etwas riskant“, sagt Odenbach. Doch die lange Vorlaufzeit scheint sich ausgezahlt zu haben. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das securPharm-System ausgereift. „Vielleicht dient unser System demnächst als Blaupause für andere Mitgliedsstaaten“, sagt Odenbach.
Theoretisch könnten sich weitere europäische Länder ihre eigene Fälschungsabwehr am deutschen System orientieren. „Dafür war securPharm von Anfang an offen“, betont auch Rolf Hömke, Sprecher für Forschung und Medizin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Das deutsche securPharm könnte also eine Vorreiterrolle einnehmen.