Laut UNAIDS leben 38 Millionen Menschen weltweit mit HIV. In Deutschland ist die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion bis Ende 2019 auf 90.700 gestiegen  so das RKI. Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Foto: UNAIDS
Laut UNAIDS leben 38 Millionen Menschen weltweit mit HIV. In Deutschland ist die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion bis Ende 2019 auf 90.700 gestiegen so das RKI. Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Foto: UNAIDS

HIV in Deutschland: „weitere Anstrengungen notwendig“

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember hat das Robert Koch-Institut (RKI) aktuelle Daten veröffentlicht: Demnach ist die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland bis Ende 2019 auf 90.700 gestiegen; etwa 380 sind im vergangenen Jahr an der Immunschwäche-Krankheit gestorben. Das Programm der Vereinten Nationen UNAIDS ruft alle Länder dazu auf, ihre Bemühungen im Kampf gegen HIV/AIDS zu intensivieren. 38 Millionen Menschen weltweit leben mit HIV.

2019 sind geschätzt 2.600 Personen in Deutschland an HIV erkrankt; 2018 waren es laut RKI 2.500 Neuinfektionen. „Dieser leichte Anstieg der Infektionszahlen zeigt, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, insbesondere um die Testangebote zu verbessern und den Zugang zur Therapie für alle in Deutschland mit HIV lebenden Menschen zu gewährleisten“, so RKI-Präsident Lothar H. Wieler. 

In „der Gesamtschau der vergangenen Jahre“ zeige sich allerdings, „dass der Ausbau von zielgruppenspezifischen Testangeboten und ein früherer Behandlungsbeginn Erfolge gebracht haben“. So seien gerade in der Risikogruppe der MSM („Männer, die Sex mit Männern haben“) weniger neue Fälle aufgetreten (2019: ca. 1.600, 2013: ca. 2.200). Das RKI verzeichnete jedoch einen Anstieg der Neuinfektionen bei intravenös Drogengebrauchenden sowie auf heterosexuellem Weg.

Voraussetzung für HIV-Therapie? Diagnose!

Foto: ©iStock.com/dusanpetkovic
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Von den geschätzt 90.700 HIV-positiven Menschen in der Bundesrepublik wissen etwa 10.800 nichts von ihrer Infektion. Sie können laut RKI „das Virus unbeabsichtigt weitergeben, außerdem ist die Sterblichkeit bei Spätdiagnosen höher.“ 96 Prozent der Menschen mit einer HIV-Diagnose erhalten eine antiretrovirale Therapie. „Bei fast allen Behandelten (96 %) ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind.“ Das RKI betonte, dass die Nutzung von Kondomen „weiterhin ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen“ ist. Darüber hinaus bietet u.a. auch die medikamentöse Präexpositionsprophylaxe (PrEP) eine Möglichkeit, eine Ansteckung zu verhindern.

AIDS bis 2030 beenden?

Bis 2030 will die Weltgemeinschaft AIDS eigentlich ein Ende setzen. Doch wie UNAIDS mitteilte, sind viele Länder aktuell nicht „on track“. Das war schon vor der Coronakrise der Fall – COVID-19 macht das Ganze nicht gerade einfacher: So könnte diese Pandemie zu schätzungsweise 123.000 bis 293.000 zusätzlichen HIV-Neuinfektionen und 69.000 bis 148.000 zusätzlichen AIDS-bezogenen Todesfällen zwischen 2020 und 2022 führen. 

UNAIDS ruft die Länder weltweit daher dazu auf, aus den Folgen mangelnder Investition in Gesundheit zu lernen – und die weltweiten Maßnahmen im Kampf gegen AIDS und andere Pandemien zu intensivieren.

Noch immer erfahren HIV-Infizierte und Risikogruppen in vielen Ländern Diskriminierung. Foto: UNAIDS
Noch immer erfahren HIV-Infizierte und Risikogruppen in vielen Ländern Diskriminierung. Foto: UNAIDS

Aktuell leben laut UNAIDS 38 Millionen Menschen weltweit mit HIV. 2019 gab es 1,7 Millionen Neuinfektionen; 690.000 starben an den Folgen von AIDS. Um AIDS bis 2030 trotzdem noch beenden zu können, hat das UN-Programm neue globale Zwischenziele für das Jahr 2025 erarbeitet. Dazu gehört, dass bis dahin 95 Prozent der Infizierten eine Diagnose haben, 95 Prozent von ihnen eine Therapie beginnen und diese bei wiederum 95 Prozent von ihnen erfolgreich und das Virus somit unter Kontrolle ist. Zu den Zielen gehört aber u.a. auch, dass weniger als zehn Prozent der Infizierten und der Risikogruppen Diskriminierung und Stigmatisierung erfahren müssen; und dass weniger als zehn Prozent der Länder Strafgesetzgebungen haben, die den Zugang zu HIV-Services behindern.

Angesichts von COVID-19 sagte Winnie Byanyima von UNAIDS: „Kein Land kann diese Pandemien allein stemmen.“ Stattdessen sei „globale Solidarität“ gefragt; es gehe um „geteilte Verantwortung“ und darum, niemanden zurück zu lassen. „Wir können das schaffen, indem wir die Last gemeinsam schultern und zusammen arbeiten.“

Pharmaforschung: „weiter aktiv gegen HIV“

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) meldete, dass HIV-Infektionen in den nächsten Jahren zu den „Top-10-Krankheiten“ gehören, gegen die die Mitgliedsunternehmen neue Medikamente entwickeln. „Neue Medikamente gegen HIV stehen weiterhin hoch auf der Agenda forschender Pharma-Unternehmen“, erklärte Vfa-Präsident Han Steutel. „Sie sollen Menschen noch besser vor Ansteckung schützen und die Behandlung von Infizierten sicherstellen, bei denen die Viren gegen ältere Mittel resistent geworden sind. Und eines Tages sollen Arzneimittel die Krankheit heilbar machen.“

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