Der Kardiologe Prof. Dr. Harald Darius rechnet damit  dass NOAKs künftig zur Standardtherapie bei Beinvenenthrombose und Vorhofflimmern verwendet werden. Foto: Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln
Der Kardiologe Prof. Dr. Harald Darius rechnet damit dass NOAKs künftig zur Standardtherapie bei Beinvenenthrombose und Vorhofflimmern verwendet werden. Foto: Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln

NOAKs bieten viele Vorteile

Die Verwendung der neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs) stößt bei Kardiologen auf breite Zustimmung. Prof. Dr. Harald Darius, Chefarzt im Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln, sieht darin einen positiven Nutzen für Patienten, der sich überdies gesamtökonomisch auszahlt.

Welchen Vorteil haben NOAKs gegenüber bisher verwendeten Gerinnungshemmern?

Prof. Harald Darius: Die neuen oralen Antikoagulantien weisen eine  geringere Blutungsrate auf als etwa Marcumar. Zerebrale Blutungen können drastisch reduziert werden – im Schnitt um 50 bis 70 Prozent. Kritiker monieren, das beträfe nur einen Bruchteil der Patienten, circa jeden 250. Die Betroffenen sind jedoch hochgefährdet. Entweder sterben sie oder sind danach stark behindert.

Kritiker monieren die Preise. Könnten wir uns einen Verzicht auf NOAKS leisten?

Prof. Darius: Die Pillenkosten sind teurer. Doch das ist den hohen Anforderungen bei der Zulassung neuer Medikamente geschuldet, weil etwa Studien mit mehr als 10.000 Patienten durchgeführt werden müssen. Der positive Nutzen sind Erkenntnisse über die Sicherheit und Effizienz der neuen Arzneimittel.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet entstehen gar keine höheren Kosten. Denn durch die NOAKs fallen teure Gerinnungskontrollen weg. Außerdem reduzieren sich die Schlaganfälle und somit die Folgekosten. In den USA und Kanada haben Gesundheitsökonomen ausgerechnet, dass dadurch insgesamt weniger Kosten entstehen. Da unser System anders funktioniert, etwa die Rentenversicherung für Schlaganfall-Patienten aufkommt, ist dies jedoch kein Thema. Insgesamt entlasten die NOAKs sogar das System gesamtökonomisch.

Was wären die Konsequenzen, wenn auf NOAKs künftig verzichtet würde?

Prof. Darius: Dem Patienten würde eine bessere Behandlung vorenthalten. Es könnte zu Klagen kommen, sollten sie nicht die sicherere und effizientere Therapie erhalten.

Auf Kritik stößt auch, dass es noch kein Antidot für NOAKs gibt.

Prof. Darius: Die gibt es im Grunde für keinen einzigen Gerinnungshemmer außer Heparin. Weder für Aspirin noch für Marcumar. Hierbei lässt sich die Blutung frühestens nach 36 bis 48 Stunden stoppen. Im Übrigen wurden für die NOAKs Antidota entwickelt. Für Europa und Nordamerika wurden beschleunigte Zulassungsverfahren eingeleitet. Erste Patientendaten erwarten wir noch im Laufe dieses Jahres. Dennoch: Sie werden in der Praxis kaum eine Bedeutung haben, weil es zu weniger Blutungen kommen wird.

Glauben Sie, dass die NOAKs die neue Standardtherapie werden?

Prof. Darius: Davon bin ich überzeugt. In wenigen Jahren werden diese Gerinnungshemmer beispielsweise bei der Therapie der tiefen Beinvenenthrombose und vor allem auch  bei der Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern die Standardtherapie sein.
 

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