Prof. Dr. Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) war an der Zulassung der neuen und heilenden Hepatitis-C-Medikamente beteiligt. Foto: Karin Kaiser/MHH (copyright)
Prof. Dr. Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) war an der Zulassung der neuen und heilenden Hepatitis-C-Medikamente beteiligt. Foto: Karin Kaiser/MHH (copyright)

Ausrottung von Hepatitis C möglich

Hochwirksame antivirale Mittel gegen Hepatitis C waren im vergangenen Jahr ein medizinischer Durchbruch, der für Furore gesorgt hat. Nach jahrzehntelanger Forschung haben Wissenschaftler und Pharmaunternehmen erfolgreich ein Heilmittel gegen die chronische Krankheit entwickelt. Prof. Dr. Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) war an der Zulassung des Arzneimittels beteiligt. Im Interview erklärt er, wie Hepatitis C nun ausgerottet werden könnte.

Vor rund 25 Jahren hatte die Krankheiten noch nicht mal einen Namen und die Behandlungsmöglichkeiten waren entsprechend. Wie bewerten Sie das, was in den letzten Jahren in Sachen Hepatitis-Medikamente passiert ist?

Prof. Michael Manns: Was wir jetzt bei der Therapie der Hepatitis C sehen, ist das Resultat einer konsequenten, jahrelangen Arbeit von vielen Wissenschaftlern der akademischen Medizin und der pharmazeutischen Industrie. Voraussetzungen war die Entdeckung des Hepatitis C Virus im Jahre 1989. Anschließend folgten die Entwicklung der quantitativen PCR für die Bestimmung der HCV-RNA im Serum, das Replicon System, um in vitro in Zellkultur Medikamente testen zu können, die kristallographische Darstellung der entscheidenden Enzyme des Virus sowie dann die klinische Prüfung in Studien.

Bis vor kurzem waren die Heilungschancen eher bescheiden und die Nebenwirkungen heftig. Nun geht alles plötzlich ganz schnell – wie erklärt sich das wissenschaftlich?

 

Prof. Manns: Als Durchbruch bei der modernen Hepatitis-C-Therapie sehe ich zunächst den Einsatz des ersten direkt antiviralen HCV-Medikamentes beim Menschen, des Protease Inhibitors BILN 2061 von Boehringer Ingelheim im Jahre 2003. Der weitaus wesentlichere Durchbruch war die Zulassung des nukleotidischen Polymerase-Inhibitors Sofosbuvir zunächst noch mit Interferon und Ribavirin sowie dann die Erkenntnis, dass eine Kombination von mehreren verschiedenen HCV-Medikamenten, die gegen bis zu drei Schlüsselstellen des HCV-Lebenszyklus gerichtet sind, zur Heilung einer chronischen Virusinfektion beim Menschen führen können.

Haben wir es jetzt in der Hand, Hepatitis C auszurotten? Und was müsste passieren, um das zu erreichen?

Prof. Manns: Es gibt bisher und auf absehbare Zeit keinen Impfstoff gegen Hepatitis C. Die einzigen Infektionskrankheiten, die bisher „ausgerottet“ wurden, wurden durch eine Impfung besiegt. Es wäre erstmalig, wenn dies mit einer reinen Therapie gelingen würde. Prinzipiell ist dies möglich. Dazu müssen die Medikamente aber global verfügbar sein, sie müssen bezahlbar sein und es müssen effektive Screening-Programme eingesetzt werden.

Foto: Karin Kaiser/MHH

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