Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Amerikaner fordern Strafen für Impfverweigerer

Masern bei Micky Maus – der Ausbruch in Disneyland und steigende Infektionszahlen in vielen Ländern haben Ärzte und Wissenschaftler alarmiert. Die Krankheit könnte mit Impfungen einfach vermieden werden, dennoch kommt es wieder vermehrt zu folgenreichen Ausbrüchen. In den USA gibt es deswegen sogar Forderungen, Impfmuffel zu verklagen.

6,7 Milliarden Euro – diese Summe verwendet die internationale Impfschutz-Allianz Gavi in den kommenden fünf Jahren, um Kinder vor vermeidbaren Krankheiten zu schützen. Diese Hilfe ist in armen Ländern nahezu überall willkommen und trägt zum Beispiel dazu bei gefährliche Masern-Ausbrüche zu verhindern. Kindstode in Folge einer Maserninfektion werden somit seltener. Doch während Gavi Masern in Entwicklungsländern entschärft, steigt die Gefahr in westliche Nationen wieder selbstverschuldet. Teilweise mit dramatischen Folgen.

SSPE als Spätfolge von Masern

Wie verheerend ein fehlender Impfschutz sein kann, zeigt der Fall der vierjährigen Aliana aus Hessen. Sie wird an den Folgen einer Maserninfektion, die sie als drei Monate altes Baby bekam, sterben. Durch das Virus hat sie eine Hirnhautentzündung davongetragen, die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Die Schädigung der Nerven im Gehirn kann nicht aufgehalten werden. Betroffene Kinder fallen vor ihrem Tod in einen wachkomatösen Zustand.

Das Mädchen hätte als Säugling nicht geimpft werden können. Jedoch hätte sie Antikörper besessen, wäre ihre Mutter geimpft gewesen. Doch sie war als Kind durch das Impfraster gefallen. Deswegen fehlte Aliana der sogenannte Nestschutz. Vor der Ansteckung in der Krippe war sie schutzlos. Dabei ist  er wichtiger Bestandteil der sogenannten Herdenimmunisierung. Das setzt eine Quote von 95 Prozent Geimpfter voraus. Denn trotz Impfung können Menschen an Masern erkranken. Je mehr Menschen immunisiert sind, desto unwahrscheinlicher ist eine Ansteckung – auch bei Menschen ohne Schutz. Sinkt diese Quote jedoch, kann es vermehrt zu Ausbrüchen und sogar Epidemien kommen. In den USA wurde 2014 die seit Jahrzehnten höchste Infektionszahl mit Masern gemessen, die auf einen Ausbruch im Disneyland in Kalifornien zurückzuführen ist. Dabei galten Masern in den Vereinigten Staaten als ausgerottet.

Forderungen nach Strafen für Impfverweigerer

Für die Ausbreitung des hochansteckenden Masern-Virus herrschten im Vergnügungspark gute Voraussetzungen: Jede Menge Menschen auf wenig Fläche sowie eine für amerikanische Verhältnisse geringe Impfrate sind Ursache für die Ausbreitung. Denn der Süden des amerikanischen Bundesstaates gilt als Hochburg der Impfskeptiker. Sie argumentieren noch immer mit der nachgewiesen falschen Annahme, Impfungen erzeugten Autismus. Das Ansteckungsrisiko steigt nicht nur für Menschen, die bewusst auf einen derartigen Schutz verzichten. Die Wahrscheinlichkeit Masern zu bekommen ist für sie ohnehin35 Mal höher. Auch Menschen, bei denen die Impfung nicht gewirkt hat oder aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich war, werden in Mitleidenschaft gezogen.

Nach dem Vorfall in Kalifornien ist in den USA eine Diskussion entbrannt, ob Impfen verpflichtend werden sollte. Wiederum andere stellen sogar die Forderung auf, Impfverweigerer mit Strafen abzuschrecken.

Kinderärzte wollen höhere Impfquote

So weit gehen die Forderungen hierzulande noch nicht. Dennoch empören sich Kinderärzte, ob des zusehends nachlässig gehandhabten Impfschutzes.  Zwar gilt demnächst die im Präventionsgesetz vorgesehene Pflicht zur Impfberatung. Den Medizinern geht das aber nicht weit genug. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert deshalb auf seiner Website, „dass der unzureichende Impfschutz und die nachlassende Impfbereitschaft […] mit den Mitteln der Politik stärker als bisher bekämpft werden müssen“. Dass Eltern ihren Kindern einen Impfschutz vorenthalten dürfen und Flüchtlingskinder nur Zugang zu einer eingeschränkten Gesundheitsförderung hätten, bezeichnen die Ärzte als „unhaltbare Zustände“.

Gehör findet die Forderung nach einer höheren Impfquote in der Politik. „Masern sind nicht immer harmlos. Es macht mich wahnsinnig, wenn eigentlich gebildete Eltern die Parolen von Impfgegnern nachbeten“, erklärte CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn im Interview mit Pharma Fakten. Auf Kritik stößt die Haltung von Impfgegnern auch bei den Ärzten: „In den letzten Jahren hat es als Folge dieses unverantwortlichen Nicht-Handelns immer wieder Masernausbrüche gegeben.“ Ziel müsse eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent sein, sagt der Berufsverband. Somit könnten auch Kinder geschützt werden, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.

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