„Schreckgespenst“ oder „Geißel der Menschheit“ – Krebs weckt schreckliche Assoziationen. In diesem Jahr werden in der Europäischen Union rund 1.267.000 Menschen ihr Leben als Folge einer Krebserkrankung verlieren (Pharma Fakten berichtete). Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, steigen. Es gelingt immer besser Krebserkrankungen früh zu entdecken und erfolgreicher zu behandeln.
Die führenden Fachleute aus Onkologie und Gesundheit, die sich unter dem Dach von „Vision Zero“ zusammengeschlossen haben, nehmen das zur Kenntnis. Zufriedenstellen tut es sie nicht. Denn immer noch bleiben große Chancen ungenutzt, um Krebsfälle zu vermeiden oder ihnen durch eine möglichst frühe Diagnose einen Teil des Schreckens zu nehmen. „Nach wie vor stirbt jeder vierte von uns an dieser bösartigen Erkrankung“, sagt Professor Christof von Kalle von der Charité in Berlin, der Vision Zero mit initiiert hat. Es ist ein Konzept nach dem Motto: Große Aufgaben brauchen ehrgeizige Ziele. Die Idee dahinter: Der Kampf gegen Krebs ist ein Drehen an sehr vielen Schrauben gleichzeitig.
Das diesjährige Symposium hat drei Themenschwerpunkte:
- Rote Karte dem Zervixkarzinom: Obgleich ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, sind nur rund 50 Prozent der 18-jährigen Frauen geimpft und somit vor Gebärmutterhalskrebs geschützt. Aus Sicht von Vision Zero eine „mehr als traurige Quote“.
- Rote Karte dem Darmkrebs: Nach wie vor verzeichnen wir in Deutschland rund 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr, von denen rund ein Drittel der Betroffenen sterben. Die Teilnahmequoten an der Darmkrebs-Früherkennung sind viel zu niedrig.
- Rote Karte dem Lungenkrebs: Auch an Lungenkrebs erkranken jährlich über 60.000 Menschen. Doch nachhaltige Prävention ist noch immer ausbaufähig und auch bei der molekularen Testung auf therapeutisch relevante Mutationen – sie sind Grundlage dafür, dass Betroffene mit innovativen Onkologika behandelt werden können – hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinterher (Pharma Fakten berichtete).
„Nach unserem heutigen Kenntnisstand könnte fast die Hälfte aller Krebserkrankungen durch intelligente Präventions- und Früherkennungskonzepte vermieden werden“, schreiben von Kalle und Dr. Georg Ralle vom Netzwerk gegen Darmkrebs in der Tagungsbroschüre. „Bei der anderen Hälfte können wir durch frühzeitige Präzisionsdiagnostik und innovative Therapie-konzepte dem Krebs in vielen Fällen die Rote Karte zeigen – wir müssen es jetzt nur wollen!“
Fast die Hälfte: Bei konsequenter Umsetzung könnten rund 250.000 neue Krebsdiagnosen pro Jahr vermieden werden – ein ganzes Wiesbaden.
Vision Zero will aufrütteln. „Jährlich – nicht einmalig – erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs – Tendenz steigend – und knapp 250.000 von uns sterben daran“, sagt Christof von Kalle. „Dreimal so viel wie in der COVID-19-Pandemie. Jedes Jahr. Aber unsere Karawane zieht ungerührt daran vorbei. Es ginge auch anders.“
Krebstote in Deutschland: Alle 57 Meter ein Kreuz
An einer deutschen Autobahn stünde alle 57 Meter ein Kreuz, würde man für jeden Krebstoten eines aufstellen. Führende Onkolog:innen und Gesundheitsexpert:innen sind mit Vision Zero – das auch von verschiedenen forschenden Pharmaunternehmen unterstützt wird – angetreten, um etwas gegen die Gleichgültigkeit und Resignation zu tun, mit der unsere Gesellschaft dieser menschlichen Katastrophe bisher entgegentritt. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, was möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen.
Vision Zero 2021 – 7. Interdisziplinäres Symposium findet am 14. und 15. Juni 2021 in Berlin statt. Es wird per Live-Stream übertragen. Zur Anmeldung geht es hier. Die Teilnahme ist kostenlos.