Sibylle Pfeiffer  entwicklungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Faktion im Bundestag  hält Zahlungen an Gavi für sinnvoll: Dies biete u.a. Anreize zur Entwicklung von neuen Arzneien. Foto: privat / Sibylle Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer entwicklungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Faktion im Bundestag hält Zahlungen an Gavi für sinnvoll: Dies biete u.a. Anreize zur Entwicklung von neuen Arzneien. Foto: privat / Sibylle Pfeiffer

Anreize für neue Arznei-Entwicklungen

Die Impf-Allianz Gavi erhält von der deutschen Bundesregierung 600 Millionen Euro. Sibylle Pfeiffer, entwicklungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, sieht in dieser Förderung die Möglichkeit, Anreize zur Erforschung von vernachlässigten Krankheiten und neuen Medikamenten zu setzen.

Die Bundesregierung unterstützt Gavi mit 600 Millionen Euro. Welches Interesse hat Deutschland daran, die internationale Impfinitiative so substanziell zu unterstützen?

Sibylle Pfeiffer: Gavi rettet Leben und macht sehr gute, professionelle Arbeit und ist sehr wirksam. Das ist Entwicklungspolitik, bei der die Ergebnisse ganz klar darstellbar sind. Seit dem Jahr 2000 hat Gavi nahezu eine halbe Milliarde Kinder geimpft. Hierdurch wurden sechs Millionen Leben gerettet. Bei der Finanzierungskonferenz unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin wurden Gavi für die nächsten fünf Jahre insgesamt über 7,5 Mrd. US-Dollar zugesagt.

Wie hat die Ebola-Epidemie dies beeinflusst?

Pfeiffer: Die Ebola-Epidemie hat uns noch einmal ganz klar vor Augen geführt, wie wichtig die Verbesserung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern ist. Das gilt für präventive Medizin genauso wie für kurative. Die menschlichen Leiden, die gesellschaftlichen Verwerfungen und die wirtschaftlichen Schäden durch Ebola sind derzeit überhaupt noch nicht absehbar. Noch immer stecken sich Menschen mit Ebola an. Wir müssen Anreize zur Erforschung vernachlässigter Krankheiten und zur Entwicklung von Medikamenten setzen. Und wir müssen mit unserer Entwicklungszusammenarbeit vor Ort die Gesundheitssysteme stabilisieren und verbessern. Dadurch können Epidemien verhindert und Leben besser geschützt werden.

Gavi hat Erfolge vorzuweisen, wird aber auch für die enge Verflechtung mit Pharmaunternehmen kritisiert. Wie hat Gavi bislang Transparenz bei Geschäften mit Arzneimittelherstellern hergestellt?

Pfeiffer: Hier geht es manchen Kritikern wohl um eine Grundsatzfrage: Ob man einen kooperativen oder konfrontativen Umgang  mit der Pharmaindustrie pflegt. Ich kann dazu nur Folgendes sagen: Gavi ist bis zu einem gewissen Grad auf Medikamente aus der Pharmaindustrie angewiesen. Und durch das Pooling hat Gavi auch eine vergleichsweise starke Verhandlungsposition gegenüber den Herstellern. Wenn ich mir als Entwicklungspolitikerin die Preisentwicklung der Impfstoffe oder Kosten für HIV/AIDS-Behandlungen anschaue, sehe ich hier durchaus erfolgreiche Entwicklungen. Insofern habe ich den Eindruck, dass Gavi und die Pharmaindustrie eine belastbare Form der Zusammenarbeit pflegen. Dennoch ist natürlich die Frage legitim, inwieweit es möglich ist, die Zusammenarbeit transparenter und deutlicher nach außen zu transportieren. Doch hier ist zuallererst Gavi gefragt.

Werden künftig die Gewinnspannen bei Impfstoffen für Entwicklungsländer kontrolliert?

Pfeiffer: Diese Frage irritiert mich etwas. Ich bin Entwicklungspolitikerin. Ich nehme zur Kenntnis, dass die Preise z. B. für AIDS-Medikamente deutlich gesunken sind. Das freut mich. Mir ist nicht ganz klar, aufgrund welcher Rechtsgrundlagen eine pauschale Kontrolle von Gewinnspannen bei Impfstoffen vorgenommen werden soll.

Wie lässt sich der Erfolg der deutschen Hilfszahlungen bemessen?

Pfeiffer: Gavi hat ja ein sehr professionelles Evaluierungsprogramm mit ganz klar messbaren Indikatoren für Volumen und Qualität der Leistungen, wie zum Beispiel die Zahl der vorgenommenen Impfungen oder die Entwicklung der Kindersterblichkeitsraten. Dadurch sind Aussagen möglich, wie viele Kinder gegen welche Krankheiten immunisiert wurden oder welche Impfabdeckung welche Generation in einem bestimmten Land hat. Daran lassen sich dann auch die Erfolge unserer Beiträge ableiten.

Welche Hoffnungen verknüpfen Sie mit der kommenden fünfjährigen Zeitspanne der Gavi-Förderung? Welche konkreten Ziele sollten erreicht, welche Krankheiten ausgerottet werden?

Pfeiffer: Zunächst einmal können mit den neuen Finanzierungszusagen in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 300 Millionen Kinder geimpft und weitere über fünf Millionen Leben gerettet werden. Das allein wäre schon ein großer Erfolg. Aber durch die Impfungen entstehen auch wirtschaftliche Vorteile für die Entwicklungsländer – sei es durch Einsparungen bei den Gesundheitskosten oder Erhöhung der Produktivität. Manche Studien sprechen von Effekten in Höhe von über 100 Milliarden US-Dollar. Das ist nicht nur aus entwicklungspolitischer Sicht „eine Menge Holz“.

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