Bei den Verhandlungen zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem amerikanischen Unternehmen konnte nun eine Einigung erzielt werden. “Die nun vorliegende Vereinbarung über einen Erstattungsbetrag gilt für drei Jahre”, heißt es in der Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes. Zusätzlich zu dem rückwirkend ab dem 23. Januar 2015 geltenden Erstattungsbetrag sei eine Preisstaffelung vereinbart worden. Der Verkaufspreis für eine Packung beträgt nun 14.520 Euro, wie eine Sprecherin von Gilead auf Nachfrage von Pharma Fakten bestätigte. Abzüglich des Herstellerrabattes von 5,88 Prozent fallen für die Kassen 13.666 Euro plus Mehrwertsteuer pro Packung an. Das entspricht einem Rabatt im Vergleich zum vorherigen Preis in Höhe von 10,7 Prozent.
Behandlung mit neuen HCV-Medikamenten für 15.000 Patienten jährlich
Schätzungen über die Infektionszahlen mit der Virus-Erkrankung Hepatitis C in Deutschland gehen auseinander. Nach Erhebungen des Robert-Koch-Instituts dürften jedoch ungefähr 300.000 Menschen hierzulande das Virus in sich tragen. Jährlich 15.000 von ihnen sollen nach Angaben der Barmer GEK gegenüber Pharma Fakten künftig mit einem der neuen hochwirksamen Hepatitis-C-Medikamente behandelt werden. Diese Schätzung bezieht sich auf den Gesamtbereich der GKV.
Zwar habe die Preisentwicklung in den USA keinen Einfluss auf die Verhandlungen hierzulande gehabt, betonte Barmer-GEK-Pressesprecherin Sunna Gieseke, jedoch ließ ein Blick in die Staaten erahnen, welches finanzielle Volumen Hepatitis-C-Therapien haben könnten. Dort kostet eine zwölfwöchige Behandlung mit Sovaldi rund 45.000 US-Dollar, umgerechnet 40.000 Euro, beziehungsweise 51.000 Dollar (45.000 Euro) für das Kombinationspräparat Harvoni. Eine Zwölf-Wochen-Therapie mit Viekirax und Exviera, bei denen im ersten Zulassungsjahr der Hersteller den Preis frei bestimmt hat, begleicht die GKV zurzeit mit 52.763,70 Euro, wie das Arzneimittelunternehmen AbbVie Deutschland mitteilt.
Neue Arzneimittel gegen Hepatitis C bieten Therapievorteile
Die Kritik an der neuen Arzneimittel-Generation reißt aufgrund der Kosten nicht ab. Doch lassen Kritiker außer Acht, dass die Folgen einer schlimmer werdenden Hepatitis-C-Erkrankung, die im extremsten Fall zu einer Leberzirrhose führen kann, das Gesundheitssystem insgesamt noch höher belasten kann. Laut Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Hendriks wären vor diesem Hintergrund sogar 100.000 Euro für eine derartig erfolgreiche Therapie gut angelegtes Geld.
Die Behandlung mit den hochwirksamen Medikamenten ist jedenfalls ein Segen für Patienten: Ihre Chancen auf vollständige Heilung liegen zwischen 95 und 99 Prozent, das Virus ist schneller weg und sie haben nicht mehr mit den drastischen Nebenwirkungen der Vorgängertherapien zu kämpfen. Mit Hilfe der neuen Arzneien und Screening-Programmen könnte Hepatitis C bis zum Jahr 2036 sogar zu einer seltenen Krankheit werden, sagen Forscher der Universität in Pittsburgh voraus. Schon deutlich früher dürfte der Wettbewerb unter den Herstellern mit ihren unterschiedlichen Arzneimitteln zur Senkung der Therapiekosten geführt haben.