Forschende haben einen Ansatz gefunden  der der Bildung von Resistenzen gegen bestimmte  unverzichtbare Reserveantibiotika Einhalt gebieten soll. Foto: ©iStock.com/Natali_Mis
Forschende haben einen Ansatz gefunden der der Bildung von Resistenzen gegen bestimmte unverzichtbare Reserveantibiotika Einhalt gebieten soll. Foto: ©iStock.com/Natali_Mis

Wirkverlust lebensnotwendiger Antibiotika verhindern

„Eine Zunahme von antimikrobiellen Resistenzen ist vollkommen unausweichlich“, meint Chemie-Professor Christopher Schofield von der britischen Universität Oxford. Die Folge: Medikamente wie Antibiotika drohen ihre Wirkung zu verlieren. „Als Gesellschaft müssen wir Wege finden, um sowohl neue Antibiotika zu entwickeln als auch diejenigen zu schützen, die wir haben. Die Alternative ist, dass die moderne Medizin auf eine so entsetzliche Art und Weise auf den Kopf gestellt wird, wie wir es uns nicht vorstellen können.“ Nun hat ein Team aus Wissenschaftler:innen einen Ansatz gefunden, der bestimmte, unverzichtbare Antibiotika vor dem Wirkverlust bewahren könnte.
Arzneimittelresistenz: Medikamente werden unwirksam. Foto: ©iStock.com/microgen
Arzneimittelresistenz: Medikamente werden unwirksam. Foto: ©iStock.com/microgen

Es geht um die sogenannten Carbapeneme: eine Gruppe von Reserveantibiotika, die bei schweren oder lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen eingesetzt werden können, wenn andere gängige Antibiotika aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirken. Für betroffene Menschen sind sie oft die letzte Rettung.

Doch manche Bakterien haben Wege gefunden, auch dieser Behandlung zu entgehen. Sie produzieren dazu bestimmte Enzyme – die Metallo-Beta-Laktamasen (MBLs). Ihnen gelingt es, die Antibiotika zu zerstören – und unwirksam zu machen. Resistenzen gegen Carbapeneme gelten als besonders problematisch – denn die verbleibenden Behandlungsoptionen sind äußerst begrenzt.

Gegen Arzneimittelresistenzen: Innovatives Forschen in Partnerschaft

Doch es gibt gute Nachrichten: „In Kollaboration haben Wissenschaftler:innen aus akademischer und industrieller Forschung eine nagelneue Wirkstoffklasse entdeckt“, so Schofield. Sie könnte im Kampf gegen Resistenzen eine große Hilfe sein – und sie ist die „Krönung jahrelanger Arbeit“. Gefördert wurde diese Arbeit über die Innovative Medicines Initiative (IMI) – eine Partnerschaft zwischen Europäischer Union und europäischer Pharmaindustrie.

Innovatives Forschen gegen Arzneimittelresistenzen. 
Foto: ©iStock.com/Natali_Mis
Innovatives Forschen gegen Arzneimittelresistenzen.
Foto: ©iStock.com/Natali_Mis

Zu Anfang hatten die Forschenden Hunderttausende chemische Substanzen gescreent: Sie wollten herausfinden, welche von ihnen an die MBLs binden, um diese so daran zu hindern, die Antibiotika anzugreifen. Dabei entdeckten sie die sogenannten indolen Carboxylate. Die Wissenschaftler:innen arbeiteten eingehender mit diesen Enzymblockern – und testeten sie schließlich in Kombination mit den Antibiotika in Laborschalen sowie an Mäusen gegen multiresistente Bakterien. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: Was die Behandlung schwerer bakterieller Infektionen angeht, war diese Kombination fünfmal effektiver als Carbapeneme allein – und das bei einer weniger konzentrierten Dosis. Bei den Mäusen zeigten sich nur milde Nebenwirkungen.

„Nun wollen wir diesen neuen Arzneimitteltyp in klinische Studien mit Menschen bringen – insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen Resistenzen gegen Carbapeneme-Antibiotika weitverbreitet sind“, sagt Schofield. Momentan gibt es noch kein zugelassenes Medikament, das MBLs ins Visier nimmt – der Bedarf ist daher groß. Schließlich steht die Wirkung unverzichtbarer Reserveantibiotika – eine wichtige und oftmals letzte Behandlungsoption für schwerkranke Menschen – auf dem Spiel.

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