Initiiert durch die Bayer AG wurde der „Förderverein zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung“ gegründet. Das Ziel: über klinische Forschung aufklären. Foto von 2019: FdTKF  ©Peter Himsel
Initiiert durch die Bayer AG wurde der „Förderverein zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung“ gegründet. Das Ziel: über klinische Forschung aufklären. Foto von 2019: FdTKF ©Peter Himsel

Ohne klinische Forschung kein medizinischer Fortschritt

Bevor ein neues Arzneimittel eine Zulassung erhalten kann, wird es in umfangreichen klinischen Prüfungen hinsichtlich seiner Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit erprobt. Ohne sie „gibt es keinen medizinischen Fortschritt“, betont Bernd Büttner, Senior Teamleiter, Administrations- und Studienunterstützung in der Region DACH (Deutschland), Bayer AG. Das Life-Science-Unternehmen hat daher im vergangenen Jahr die Gründung des „Fördervereins zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung“ initiiert. Das Ziel: aufklären und informieren. Denn klinische Forschung geht nur mit gut informierten Menschen.

Wie kam es zum „Förderverein zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung“?

Bernd Büttner: Wir berufen uns auf den schottischen Schiffsarzt James Lind: Im 18. Jahrhundert segelte er von England nach Nordamerika. Einige Matrosen erkrankten auf der Reise an Skorbut – eine schwere Form des Vitamin-C-Mangels wie man heutzutage weiß. Am 20. Mai 1747 teilte Lind die Matrosen in verschiedene Gruppen ein und gab ihnen jeweils eine andere Behandlung. Lediglich bei denjenigen, die Zitrusfrüchte erhielten, zeigte sich schnell Besserung. Mit diesem Experiment legte Lind den Grundstein für die moderne klinische Forschung. Im Verlauf der nachfolgenden Jahrhunderte hat klinische Forschung immer mehr an Bedeutung und Notwendigkeit zugenommen – im Jahr 2005 führte das European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN) den „Internationalen Tag zur Klinischen Forschung“ am 20. Mai ein. Letztes Jahr fanden sich sieben in der klinischen Forschung tätige Unternehmen zusammen und riefen den „Förderverein zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung e.V.“ (FdTKF) mit Sitz in Berlin ins Leben. Zu den Mitgliedern gehören neben Bayer die Charité Research Organisation, dinox, emovis, kfgn/Site Operations & Services und w7. Sie haben eine Mission: interessierte Menschen über klinische Studien im Bereich der Entwicklung neuer Medikamente und Medizinprodukte aufzuklären und zu informieren. Hierzu betreibt der Verein eine Website und organisiert eine jährlich stattfindende Informations-Veranstaltung – eine erste Präsenzveranstaltung fand bereits im Jahr 2019 statt.

Besteht denn noch so viel Aufklärungsbedarf in der Öffentlichkeit?

Bernd Büttner, Bayer AG. Foto: ©Peter Himsel www.himsel.de
Bernd Büttner, Bayer AG. Foto: ©Peter Himsel www.himsel.de

Bernd Büttner: Klinische Prüfungen sind die Basis der Zulassung neuer Medikamente oder Therapieansätze. Das heißt: Ohne die Durchführung von klinischen Studien gibt es keinen medizinischen Fortschritt. Diese Tatsache ist vielen Menschen nicht bewusst und es gibt aus unserer Sicht noch viel Raum, um mehr zu informieren, die Zusammenhänge zu erklären und Fragen bezüglich der Regulierung von Studien und der Absicherung von Probanden und Patienten aufzunehmen. In der klinischen Forschung kann man nicht einfach „mal gucken, was rauskommt“. Klinische Forschung ist extrem aufwändig, hochgradig reguliert und deshalb auch sehr teuer: Denn es geht darum, verlässliches Wissen zu schaffen – Wissen darüber, wie wir künftig Krankheiten behandeln. Ist das nicht faszinierend? Diese Faszination, die klinische Forscher*innen antreibt, wollen wir als Verein auch für die allgemeine Bevölkerung fassbar machen.

Statt Faszination begegnen viele Menschen dem Thema vermutlich erstmal mit Skepsis…

Bernd Büttner: Als Verein möchten wir helfen diese Skepsis abzubauen und damit einen Mehrwert für alle Beteiligten schaffen: Um zu entscheiden, ob ich als Mensch etwas unterstütze oder zur Weiterentwicklung in der Medizin durch den Einsatz meines Körpers beitragen möchte, ist es unerlässlich, dass ich alle Informationen zur Zulassung, Durchführung, Überwachung, Auswertung und zu den Hintergründen der durchgeführten Studie und den eingesetzten Stoffen erhalte. Deshalb wollen wir die Menschen informieren, aufklären – und so einen Beitrag leisten zu einem selbstbestimmten und informierten Menschen.

Inwiefern kann die Website des Vereins klinische-forschung.org dabei behilflich sein?

Ziel: Über klinische Studien aufklären und informieren. ©Peter Himsel www.himsel.de
Ziel: Über klinische Studien aufklären und informieren. ©Peter Himsel www.himsel.de

Bernd Büttner: Die Website war in Zeiten der Corona-Krise als Plattform zur virtuellen Durchführung eines Events zum „Internationalen Tag der Klinischen Forschung“ konzipiert, hat sich aber mittlerweile zu einer interaktiven Informationsplattform weiterentwickelt. Über die Website können alle Interessierten mit den Vertreter*innen des Fördervereins und auch weiteren Partnern wie zum Beispiel Behördenvertretern diskutieren, um Fragen zu klinischen Studien, deren Zulassung, Durchführung, Auswertung und Hintergründe zu besprechen. Die Leserinnen und Leser können ihre Fragen jeweils im direkten 1:1 klären – sie werden nicht nur mit allgemeinen Informationen versorgt.

Und aktuell können sich Interessierte über die Website zudem zu Ihrem Event zum „Internationalen Tag der Klinischen Forschung“ 2022 anmelden…

Bernd Büttner: Richtig. Unsere Veranstaltung am 17. Mai ist ein wesentlicher Baustein, um mit den Bürger*innen über Grundlagen und Fortschritte klinischer Forschung zu sprechen – 2022 endlich wieder vor Ort in Berlin anstatt nur online. In mehreren Vorträgen können sich die Interessierten zu verschiedensten Themen informieren. Wir beantworten vielfältige Fragen. Wie laufen klinische Studien ab? Was erwartet Patientinnen und Patienten bei einer Studienteilnahme? Und was macht eigentlich eine Ethik-Kommission? Es ist wie ein Tag der offenen Tür – die Teilnehmenden können auch ihre eigenen Anliegen vorbringen und mit uns diskutieren.

Zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung: Eine Präsenz-Infoveranstaltung fand 2019 statt. Foto: FdTKF, ©Peter Himsel
Zum Internationalen Tag der Klinischen Forschung: Eine Präsenz-Infoveranstaltung fand 2019 statt. Foto: FdTKF, ©Peter Himsel

Wenn ich nun an einer Studienteilnahme interessiert bin – wo finde ich Informationen?

Bernd Büttner: In erster Linie kommt es auf eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärzt*innen und den zu Behandelnden an. Über die medizinischen Fachkräfte werden Patient*innen informiert oder eingebunden. Ferner steht eine Reihe von Portalen zur Verfügung, die Informationen zu klinischen Studien bieten – wie etwa die Datenbank ClinicalTrials.gov, das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS) oder auch Seiten von Unternehmen wie Bayer, Emovis, kfgn, dinox oder CRO der Charité.

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