Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel (CDU) will die Impfquoten erhöhen. Eine bessere Aufklärung soll dazu beitragen. Foto: Büro Erwin Rüddel (copyright)
Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel (CDU) will die Impfquoten erhöhen. Eine bessere Aufklärung soll dazu beitragen. Foto: Büro Erwin Rüddel (copyright)

Ärzte sollen jedes Mal nach dem Impfstatus fragen

Die anhaltende Masernepidemie in Berlin hat es deutlich aufgezeigt: In Deutschland klaffen große Impflücken. Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel (CDU) will in der Bevölkerung das Bewusstsein für Impfungen schärfen. Er setzt auf Aufklärung, eine bessere Ausstattung des öffentlichen Gesundheitsdienstes in den Bundesländern und das Präventionsgesetz.

Kritiker sagen, die im Präventionsgesetz verankerte Pflicht zur Impfberatung geht nicht weit genug. Mit welchen Mitteln ließe sich bei der Masern- und Rötelnimpfung eine bessere Impfquote erzielen?

Erwin Rüddel: Die Maßnahmen im Präventionsgesetz sind schon ein sehr guter Ansatz. Beim Arztkontakt und auch in den Lebenswelten, wie zum Beispiel Schulen und Kindergärten, sollte auf den Nutzen einer Impfung aufmerksam gemacht werden. So könnte die Frage nach dem Impfstatus beispielsweise zur Standardfrage beim Arztbesuch werden. Zudem sind die Länder gefordert, den öffentlichen Gesundheitsdienst besser auszustatten: KiTa und Schule müssen wieder Ort der medizinischen Primärprävention werden.

Nur ein Bruchteil der Bevölkerung lässt sich aus Überzeugung nicht impfen, der Großteil der Menschen vergisst es, unterschätzt die Risiken oder weiß nicht, dass eine Auffrischimpfung notwendig ist. Deshalb sind regelmäßig Aufklärung und Erinnerung nötig. Dazu gehören Ansprache in den Schulen oder durch die betriebliche Gesundheitsvorsorge ebenso wie Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder die Berichterstattung in den Medien. Außerdem könnte ich mir auch eine Ansprache durch die Krankenkassen vorstellen, ähnlich der Lösung, wie wir sie im Bereich der Organspende gefunden haben.

Wie könnte sich eine von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erwogene Impfpflicht in der Praxis umsetzen lassen? Wie hoch wäre der Aufwand?

Rüddel: Der Aufwand bei Kleinkindern ist überschaubar, da er an die Anmeldung an eine Schule oder Kindertagesstätte gebunden werden kann. Bei Schulanfängern liegen die Impfquoten aktuell allerdings schon bei rund 95 Prozent, jedoch nimmt die Impfquote mit zunehmendem Alter deutlich ab. Jugendliche und junge Erwachsene könnten ebenfalls noch über den Schulbesuch zu Auffrischimpfungen verpflichtet werden.

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt ist, es gebe zu wenige Impfgelegenheiten. Wie bewerten sie die Idee – in anderen Ländern erfolgreich praktiziert – weitere Fachärzte und andere Berufsgruppen wie Apotheker für Impfungen zuzulassen?

Rüddel: Ein niedrigschwelliger Zugang zu Impfungen ist in Deutschland gegeben. Viel wichtiger ist meines Erachtens die öffentliche Diskussion zu dem Thema. Vielen Menschen ist einerseits nicht bewusst, dass Masern und Röteln – vor allem im Erwachsenenalter – keine harmlose Kinderkrankheiten sind, sondern zu ernsten Komplikationen führen können und andererseits eine Auffrischimpfung im Erwachsenenalter notwendig ist. Während der Masernepidemie in Berlin ist die Nachfrage nach Impfstoffen drastisch gestiegen, da die Medien großflächig über die Gefahren von Masern berichtet haben. Unser Ziel muss es sein, die Bedeutung einer Impfung im Bewusstsein der Menschen zu halten  – unabhängig von Epidemien.

Foto: Büro Erwin Rüddel

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