Gefälschte Arzneimittel sind eine Gefahr für Patienten: Erhalten sie unwirksame oder nur unzureichend wirksame Medikamente, kann dies schlimme Folgen für die Gesundheit haben. Die Behörden kommen gegen die Fälscherbanden nur schwierig an. Die unechten Arzneien nehmen eher zu als ab. Dies machte Dr. Reinhard Hoferichter, Sprecher des securPharm-Vorstandes, bei einer Infoveranstaltung zu securPharm heute in Frankfurt deutlich. „Alle Produktklassen sind betroffen”, erläuterte er und nannte das Ziel: „Alle Fälschungen müssen wirksam verhindert werden.”
EU-Richtlinie verzögert sich weiter
Seit 2011 bereits arbeiten Arzneimittelhersteller, Händler und Apotheker an der einen großen Lösung zur Eindämmung von Fälschungen. Sie riefen mit securPharm ein System ins Leben, das jede einzelne Arzneimittelverpackung zum Einzelstück macht. Eine EU-Richtlinie fordert diese Sicherheitsmaßnahmen ein – allerdings gibt es noch keinen Termin für die geforderte Umsetzung. Hoferichters Prognose: „Wahrscheinlich 2019.”
So lange wollen die Hersteller nicht warten. Zu massiv sind die Schäden für Patienten und Industrie. Denn die EU fordert dies von seinen Mitgliedsländern ein. SecurPharm solle bis Ende 2017 umgesetzt und voll lauffähig sein, erklärte Hoferichter als Ziel. Ein logistisch aufwändiges Unterfangen: Von den veränderten Herstellungsprozessen mit Serialisierungen sind global alle Fertigungsstrecken betroffen.
16 Millionen Packungen haben Testreihen durchlaufen
Bislang sind die Unternehmen bei der Umsetzung auf Kurs. Seit 2013 ist securPharm in Deutschland in der Erprobung, 25 Pharmaunternehmen nehmen an den Testreihen teil. Wie securPharm-Geschäftsführer Martin Bergen berichtet, haben bislang 16 Millionen Packungen von 180 verschiedenen Arzneimitteln das System verlaufen – mit positivem Ergebnis. „SecurPharm funktioniert unter realen Marktbedingungen“, sagt Bergen.
Damit ist Deutschland in Europa Vorreiter. Würde die Industrie auf die Politik warten, wäre der Weg noch recht lang. Bei der Umsetzung des Rechtsaktes kam es in den EU-Gremien immer wieder zu Verzögerungen, wie Stefano Soro, im EU-Direktorat für Gesundheit verantwortlich für Produktsicherheit, vor dem Frankfurter Auditorium erklärte. Wird die EU-Richtlinie in diesem Jahr beschlossen, müssen die Länder spätestens bis 2019 ein System zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen eingerichtet haben.