Buchbesprechung – Die Krebs-Industrie von Karl Lauterbach

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat einen Rundumschlag zum Thema Krebs gewagt. Das Buch „Die Krebs-Industrie“ ist Ratgeber und politisches Pamphlet in einem.

Karl Lauterbach hat sich in seinem neuen Buch: „Die Krebs-Industrie. Wie eine Krankheit Deutschland verändert“ umfassend dem Mega-Thema Krebs gewidmet. Das Themenspektrum ist breit angelegt: Es startet mit der Frage, wie Krebs entsteht, streift Themen wie neue Therapien, die Entstehung einer Krebsindustrie, wie sich Politik und Gesellschaft dagegen wehren können und endet mit der Frage, wann Krebs heilbar sein wird. Das Buch ist seit dem 28. August erhältlich.

Ratgeber und politisches Bekenntnis

Lauterbach ist Mediziner. Deshalb fungiert sein Buch zum einen als medizinischer Ratgeber. Die Entstehung von Krebs wird laienverständlich erklärt, aber auch der Vorbeugung und Früherkennung sowie der Frage, was sinnvoll ist und was nicht, widmet der SPD-Politiker rund 80 Seiten. Ausführlich geht der Mediziner auf die neuesten medikamentösen Therapien ein. Er erklärt Tyrosinkinase-Hemmer, die gezielter als herkömmliche Zytostatika wirken, kommt auf Antikörper wie das Krebsmedikament Trastuzumab zu sprechen und erklärt die neuartigen Checkpoint-Inhibitoren (PD-1-Hemmer), die es der Immunabwehr des Menschen ermöglichen, Krebszellen selbst zu bekämpfen. Sie gelten als die wichtigste Entdeckung der Krebsmedizin der vergangenen zwanzig Jahre.

Im „Würgegriff“ der Industrie

Lauterbach ist aber eben auch Politiker. Und deshalb ist „Die Krebsindustrie“ zum anderen vor allem ein politisches Pamphlet. Ausführlich widmet er sich der neu entstehenden Krebsindustrie, für die er zwar keine Alternative sieht, die seiner Meinung nach aber reguliert werden muss. Nicht lange suchen muss, wer sich fragt, wen Lauterbach für die Wucherungen dieser Krebsindustrie verantwortlich macht. Das entsprechende Kapitel 3 beginnt mit vier Vorwürfen, die sich alle an die pharmazeutische Industrie richten: Die Preise der Therapien seien zu hoch und vom Nutzen entkoppelt – und hätten mit den tatsächlichen Forschungskosten wenig zu tun. Außerdem missbrauchten die Unternehmen ihre Marktmacht und behinderten die Forschung teilweise sogar.

Lauterbach will beim AMNOG nachbessern

Bei der Krebs-Behandlung erwartet Lauterbach eine Zwei-Klassen-Medizin, wenn nicht gegengesteuert werde. Aus dem „Würgegriff“ der Industrie könne man sich nur befreien, wenn unabhängige Studien den tatsächlichen Nutzen der neuen Medikamente untersuchen und bewerten würden. Als Nachbesserung des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) fordert er deshalb Nachzulassungsstudien, in denen der Nutzen der Präparate im Routine-Einsatz geprüft werden soll. „Wenn sie mit öffentlichen Geldern gefördert würden, könnte man sie verwenden, um den Nutzen der zugelassenen neuen Medikamente nach der frühen Nutzenbewertung durch das AMNOG erneut zu bewerten. Dann könnten die nach der frühen Nutzenbewertung verhandelten Preise nach unten oder nach oben korrigiert werden.“

Am Ende des Buches wagt Karl Lauterbach eine Prognose. Er glaubt, dass „die Heilung oder die Kontrolle der allermeisten heute tödlich verlaufenden Krebserkrankungen in wenigen Jahrzehnten möglich sein wird.“ Aber: Durch die Fehlentwicklungen in der Krebsindustrie konstatiert er: „Wann Krebs heilbar sein wird, ist somit auch eine Frage der Politik der nächsten Jahre.“

Karl Lauterbach: Die Krebs-Industrie. Rowohlt. 288 Seiten, 19,95 Euro

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: