Erfolge bei Melanom gutes Beispiel für Zusammenarbeit

Die Therapien gegen Krebserkrankungen und die Fortschritte bei der Behandlung von Tumoren sind aktuell ein viel diskutiertes Thema. Gerade bei Hautkrebs hat es beachtliche Fortschritte gegeben. Dennoch gibt es Kritik - etwa an den Kosten neuer Immun-Onkologika. Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor der Klinik für Dermatologie der Universitätsklinik Essen, erklärt, was sich aus Forschersicht verbessern müsste.

Wie ist die Krebsforschung in Deutschland aus Ihrer Sicht aufgestellt?

Prof. Dr. Dirk Schadendorf: Die Krebsbehandlung ist in Deutschland exzellent aufgestellt und braucht keinen Vergleich zu scheuen – auch nicht mit den USA. Hier hat jeder die Chance die bestwirksame Therapie zu erhalten. In der Krebsforschung dagegen ist die Situation ungleich schlechter: Es steht verhältnismäßig wenig Geld für die Grundlagen- oder die translationale Forschung (Anmerkung der Redaktion: Das ist die Schnittstelle zwischen präklinischer Forschung und klinischer Entwicklung.) zur Verfügung. In den USA, Großbritannien oder Frankreich gibt es zum Beispiel gezielte Fonds-Initiativen zur Verbesserung der Vernetzung als auch zur Schaffung von Strukturen für klinische Studien. Auch bei den  Strukturen zur Errichtung von Plattformtechnologien wie molekulares Profiling sind wir im Vergleich nicht so stark aufgestellt. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) werden mit gewissem Erfolg deutschlandweit Versuche gemacht, dem entgegenzuwirken. Allerdings sind die Beiträge der deutschen Forschung beim Hautkrebs sicherlich in der internationalen Spitzengruppe

Wie haben sich die Therapien bei Hautkrebs zuletzt insgesamt entwickelt? Welche Erfolge gibt es, wodurch zeigen sich diese und welche Bedeutung haben sie?

Prof. Schadendorf: In den 30 Jahren vor dem Jahr 2010 hat es nur erfolglose Versuche der Medikamententestung beim Melanom gegeben. Seit 2011 wurden insgesamt sieben Medikamente mit erwiesener Effizienz zugelassen. Das durchschnittliche Überleben von Melanom-Patienten mit Fernmetastasen, wo es Absiedlungen in Organen des Körpers wie Hirn, Leber und Lunge gibt, ist von rund acht Monate auf über 25 Monate gestiegen. Erstmals überlebt ein Teil der Patienten fünf Jahre und länger. Aktuell betrifft dies ca. 20 Prozent der Patienten. Mit den neuen Medikamenten wird dies über die nächsten Jahre wohl auf 40 Prozent steigen. Einige von ihnen werden erstmals auch geheilt sein.

Wie funktioniert aus Ihrer Sicht das Zusammenspiel zwischen Grundlagenforschung und der weiteren Entwicklung von Medikamenten im onkologischen Bereich?

Prof. Schadendorf: Das funktionierende Zusammenspiel von Grundlagenforschung, translationaler sowie klinischer Forschung ist bedeutend für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Therapien. Entsprechende Konzepte, um Fragen von Resistenz, Sequenz oder Kombination schnell und bestmöglich zu untersuchen, müssen zum Ziel haben, dies schnellstmöglich zum Patienten zu bringen. Die Fortschritte in der Onkologie wären ohne diese Kette nicht denkbar. Gerade die Erfolge beim Melanom sind da ein Vorbild.

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