Große Unterschiede in Europa

Die Überlebensraten von Krebspatienten haben sich in den vergangenen 30 Jahren ständig verbessert. Die neue Eurocare-5-Studie, die beim Europäischen Krebskongress (ECC) vorgestellt wurde, zeigt: Die Überlebensrate ist generell niedriger in osteuropäischen Ländern, wohingegen sie in Nord- und Mitteleuropa hoch ist.

Die Eurocare-5-Studie wurde im European Journal of Cancer veröffentlicht. Sie hat die Daten von 7,5 Millionen Krebspatienten aus 29 europäischen Staaten von 1999 bis 2007 miteinander verglichen. Dabei ging es um die Fünf-Jahres-Überlebensraten.  Die Kernaussagen der Eurocare-5-Studie sind: In Europa leben fünf Jahre nach der Diagnose 52,5 Prozent der Patienten. Am höchsten ist die Überlebensrate in Island (57,6 Prozent), am niedrigsten in Bulgarien (39,2 Prozent). Sehr gute Überlebensprognosen unter den hämatoonkologischen Erkrankungen wiesen Patienten mit dem Hodgkin-Lymphon (81 Prozent) auf. Hier gab es zwischen den einzelnen Staaten nur geringe Abweichungen. Selbst in Ländern Osteuropas lag sie noch bei 79,4 Prozent.  Gestiegen sind seit 1999 auch die Überlebenschancen für Frauen mit Brustkrebs. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate betrug in Europa 81,8 Prozent. Spitzenreiter ist Island mit 87,2 Prozent.

Lungenkrebs ist häufigste Todesursache

Lungenkrebs kommt mit 1,82 Millionen neuer Fälle jährlich weltweit am häufigsten vor. Im Jahr 2012 starben 1,6 Millionen Menschen an Lungenkarziomen. Das macht 17 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und neun Prozent bei Frauen aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Diagnose liegt bei rund einem Jahr.  In Deutschland leben 15,3 Prozent aller Patienten nach fünf Jahren noch. In Großbritannien sind es im Vergleich nur 8,8 Prozent. Der europäische Durchschnitt aus 28 verglichenen Staaten liegt laut Studie bei 12,9 Prozent.

Knapp über dem europäischen Durchschnitt (57 Prozent) liegt die Überlebenschance für Krebspatienten in Deutschland, die an einem Dickdarmkarzinom leiden. Mit 62,2 Prozent belegen die Deutschen den Spitzenplatz. Im Vergleich zu 1999/2001 und 2005/2007  stieg die Fünf-Jahres-Überlebensrate um vier Prozentpunkte.

Bei den Blutkrebserkrankungen unterscheiden sich die Heilungsprognosen zwischen Kindern und Erwachsenen. Während sie bei Kindern recht hoch sind,  ist die Prognose bei Erwachsenen schlechter. Die größten Anstiege wurden hier bei der chronisch-myeloischen Leukämie gesehen. Dort stieg  die Überlebensrate von 32 auf 54 Prozent an.

Geringe Überlebenschancen in Großbritannien

Großbritannien weist die geringsten Überlebenschancen bei Krebs in West-Europa auf. Die Organisation International Longevity Centre UK hat in einem Bericht, der finanziell vom Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb unterstützt wurde,  die finanziellen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft für das Vereinigte Königreich ermittelt. Demnach kosten diejenigen, die die Krebserkrankung nicht überleben, die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs jährlich umgerechnet 795 Millionen Euro.

Mehr als 50.000 arbeitsfähige Menschen sterben dort pro Jahr an Krebs. Auf der anderen Seite bringen 1,8 Millionen, die die Krankheit überlebt haben, der Wirtschaft jährlich rund 9,4 Milliarden Euro ein. Wäre die Beschäftigungsquote von Krebs-Überlebenden ebenso hoch wie die der restlichen Bevölkerung, würden sie weitere 5,4 Millionen Euro pro Jahr zum wirtschaftlichen Wachstum des Vereinigten Königreichs beitragen. Hinzu kommt, dass die Überlebenden sich oft sozial engagieren. Der Bericht beziffert den Wert des ehrenamtlichen Einsatzes auf 20,6 Milliarden Euro.

Würde die Lücke bei der Krebs-Überlebensrate zwischen England und Europa geschlossen werden, würde dies der Wirtschaft des Vereinigten Königreichs jährlich umgerechnet 159 Millionen Euro einbringen.

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