US-Studie ermittelt neuen Richtwert für ältere Bluthochdruck-Patienten

Das frühzeitige Ende der US-Studie „Sprint“ (Systolic Blood Pressure Intervention Trial) der National Institutes of Health (NIH) hatte Kardiologen im September aufhorchen lassen. Bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind und die mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen leben, wurde festgestellt, dass ein optimaler systolischer Blutdruck bereits bei unter 120 Millimeter auf der Quecksilbersäule beginnt. Jetzt wurden die Ergebnisse im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

„Diese Studie liefert potenziell lebensrettende Informationen, die Ärzten helfen, wenn sie die beste Behandlungsmöglichkeiten für einige ihrer Patienten prüfen – speziell für jene über 50 Jahre“, sagte Gary Gibbons vom National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) in einer Pressemitteilung. Demnach hatte es ein Drittel weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie ein Viertel weniger Todesfälle geben, als man den systolischen Blutdruck bei Risikopatienten auf 120 absenkte.  Dieser entsteht, wenn sich die linke Herzkammer zusammenzieht und Blut in die Arterie pumpt. Dadurch erhöht sich der Druck in den Gefäßen. Ein zweiter, niedriger Wert misst den Druck zum Zeitpunkt der Entspannung des Herzmuskels.

Die Studie mit 9300 Männer und Frauen über 50 Jahre war auf acht Jahre angelegt. Sie hatten neben Bluthochdruck noch einen weiteren Risikofaktor für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.  Bei der Hälfte der Probanden wurde der Blutdruck auf unter 140 gesenkt, bei der anderen Hälfte auf unter 120. Dabei waren 28 Prozent aller Teilnehmer älter als 75 Jahre.  Bei den intensiver behandelten Patienten traten Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzversagen, und Tod seltener auf.  In der intensiver behandelten Gruppe kam es dabei etwas häufiger zu akutem Nierenversagen oder Kreislaufkollaps.

Medikamente gegen zu hohen Blutdruck stehen zur Verfügung

Mit dem Alter steigt der Blutdruck durch die Verengung der Gefäße gewöhnlich an. Das Herabsetzen des Blutdrucks durch Medikamente erfolgt nicht radikal. „Es werden sicherlich zusätzliche Medikamente benötigt, aber die stehen zur Verfügung“, sagt Prof. Ulrich Laufs, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgruppe Chronische Herzinsuffizienz der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Bei alten Menschen, die zum Beispiel einen erhöhten systolischen Blutdruck von 170 haben, müsse man diesen langsam mit altersgerechten und erprobten Medikamenten absenken, so der leitende Oberarzt des Universitätsklinikums des Saarlandes.

„Eine Senkung des Blutdrucks führt langfristig zu einer Steigerung der Lebensqualität“, sagt Laufs. Die neuen Erkenntnisse könnten durchaus zu neuen Empfehlungen führen.  Generell ist es nicht ungewöhnlich, dass Blutdruck-Empfehlungen sich verändern. Erst 2013 haben Fachgesellschaften in den USA und Europa den Grenzwert auf 140/90 angehoben. Bis dahin galt 130/90 als Grenzwert. In den 1980er-Jahre orientierten sich Mediziner an der damaligen Faustformel „100 plus Lebensalter“ und werteten somit erst Werte ab 160/100 als Bluthochdruck.

Studie zielt auf bestimmte Patientengruppe

Eine mögliche Änderung der Empfehlung bedeutet jedoch zunächst einmal nicht, dass sich auch diejenigen, die einen Blutdruck über 120 haben, therapieren lassen müssen. „Die Ergebnisse der Studie betreffen Patienten mit einem bekannten erhöhten Risiko für Herzkreislaufkrankheiten. Das Ergebnis spricht für eine intensivere Blutdrucksenkung in diesen Patienten“, so Laufs. Eine Ausweitung auf andere Patientengruppen wurde nicht untersucht. Diabetiker und Schlaganfallpatienten waren von der Studie ausgeschlossen waren, daher lässt sich für diese Gruppen keine Empfehlungen geben.

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: