Lead Discovery Center schließt Lücke zwischen Grundlagenforschung und Industrie

Grundlagenforschung ist in Deutschland wichtiger Baustein der Wissenschaft. Die kommerziellen und medizinischen Potenziale der Forschungsergebnisse können jedoch nicht immer ausgeschöpft werden. Das Lead Discovery Center (LDC) will dies durch die gezielte Förderung früher Projekte ändern.

Pharmaforschung kostet viel Geld und birgt große finanzielle Risiken. So schafft es lediglich einer von 10.000 Wirkstoffkandidaten tatsächlich zur Marktreife. Speziell Betreiber von Grundlagenforschung haben es schwer, Risikokapitalgeber oder Partner in der Industrie zu finden, die eine Weiterentwicklung ihrer Projekte finanzieren würden. „Für Ansätze, die noch nicht umfassend validiert wurden, ist die Finanzierungshürde besonders hoch“, sagt Thomas Hegendörfer, Leiter Geschäftsentwicklung des LDC. In diesem frühen Entwicklungsstadium seien die Risiken für Investoren kaum abschätzbar. Mitunter scheiterten deshalb aussichtsreiche Projekte an der fehlenden Weiterfinanzierung.

Vom Target zum Lead

Diese Lücke zwischen Grundlagenforschung und Industrie zu schließen, ist der Grundgedanke hinter dem LDC. Das Dortmunder Unternehmen ist 2008 als Ausgründung des Technologie-Transfer-Unternehmens Max-Planck-Innovation entstanden. Seither wählt das LDC Projekte in verschiedenen frühen Entwicklungsstadien aus öffentlichen Forschungseinrichtungen aus und überführt sie in biopharmazeutische Entwicklungsprojekte. Ausgangspunkt sind nicht selten sogenannte „Targets“, also krankheitsrelevante Mechanismen die von den Grundlagenforschern entdeckt wurden.

In den LDC-Projekten sollen dann innovative Leitstrukturen entstehen, die an den jeweiligen Targets ansetzen. Diese Leitstrukturen, auch „Leads“ genannt, sind Prototypen, die bereits über wesentliche Eigenschaften des späteren Wirkstoffs verfügen. „Für die Industrie sind solche weiterentwickelten Projekte von großem Interesse, da die Risiken nicht mehr unkalkulierbar sind“, sagt Hegendörfer. Bestenfalls würden die Prototypen am Projektende von Industriepartnern übernommen und bis zur Marktreife gebracht.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Damit ein Forschungsprojekt ins Portfolio des LDC aufgenommen wird, muss es wissenschaftlich innovativ sein und sich durch einen hohen medizinischen Bedarf auszeichnen. „Außerdem legen wir hohen Wert auf eine enge und kollegiale Zusammenarbeit der Forschungsgruppen mit unseren Wissenschaftlern am LDC“, betont Hegendörfer. Die Zusammenarbeit bringt für die akademischen Forschungseinrichtungen und Universitäten viele Vorteile mit.

Die Risiken der weiteren Forschung werden ebenso fair geteilt wie die Erlöse aus neugeneriertem Wissen und der späteren Kommerzialisierung des Produkts. Zudem bietet das LDC seinen Projektpartnern eine professionelle Infrastruktur, große Expertise bei der Wirkstoffentwicklung und gute Kontakte zur Industrie.

Mittler zwischen Industrie und Akademie

Das eigene Risiko reduziert das Unternehmen durch sein breites Projektspektrum, das sich nicht auf einige ausgewählte Indikationsgebiete beschränkt. Die finanziellen Mittel stammen aus Aufträgen der Max-Planck- und der Helmholtz-Gesellschaft, aus öffentlichen Fördertöpfen und Spenden. „Zunehmend steigen aber auch Partner aus der Industrie in die Projektfinanzierung ein. Man hat erkannt, dass das LDC eine verlässliche Quelle für externe Innovationen ist“, merkt Hegendörfer an.

Als Mittler zwischen Industrie und Akademie ist das LDC in beide Richtungen gut vernetzt. Hegendörfer sieht hierin einen weiteren wichtigen Vorteil: „Über die zahlreichen Kontakte zu den Forschungseinrichtungen haben wir Einblick in neue Ideen, von denen Außenstehende noch gar nichts wissen können. Die Kontakte zur Industrie bilden darüberhinaus eine gute Grundlage, um die Projekte nach Abschluss erfolgreich zu kommerzialisieren.“

Die Zusammenarbeit zahlt sich aus

Die Zusammenarbeit am LDC zahlt sich aus – für das Unternehmen, die Forschungseinrichtungen und die Industrie. Ein erstes Projekt aus dem Bereich Onkologie konnte bereits 2011 an einen großen deutschen Arzneimittelhersteller auslizenziert werden. „Die am LDC entwickelte Leitstruktur wurde von dem Pharmaunternehmen weiterentwickelt und befindet sich derzeit am Ende von zwei Phase-1-Studien“, erklärt Hegendörfer. 2013 wurde ein neuer Kinase-Inhibitor zur Behandlung von metastasierendem Krebs an ein anderes Unternehmen auslizenziert. Weitere Projekte konnten ebenfalls mit einer umfassenden Validierung der Leitstruktur, einem „Proof of Concept“ im Tiermodell, abgeschlossen werden.

Aber auch die aktuelle Pipeline ist vielversprechend. „Vor allem zwei Projekte, die aus den Indikationsgebieten Krebs und Autoimmunerkrankungen stammen, machen derzeit gute Fortschritte und wecken das Interesse der Industrie“, sagt Hegendörfer. Auch Patienten in Nischenindikationen können von der Arbeit am LDC profitieren. Das zeigt die Tatsache, dass eine Entwicklung des Unternehmens derzeit sogar auf ihre Anwendbarkeit gegen die seltene Neurale Muskelatrophie, auch bekannt als Morbus Charcot-Marie-Tooth, getestet wird.

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