Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen Resistenzen und HIV

Forschung, Vorbeugung, Verpflichtungen: International besetzte Konferenzen und die EU machen die Bekämpfung von Erregern zu ihrem Thema. Jüngstes Beispiel: Die heute beginnende EU-Ministerkonferenz zu Antibiotikaresistenzen in Amsterdam. Schon beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos gaben mehr als 80 Industrieverbände und Unternehmen gemeinsam mit der Politik bekannt, sich stärker im Kampf gegen multiresistente Keime zu engagieren.

Bei der EU-Konferenz kommen die Gesundheits- und Landwirtschaftsminister der Mitgliedsländer sowie Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis und WHO-Generalsekretärin zusammen. Sie beraten über Maßnahmen, mit denen innerhalb Europas zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika entgegenwirkt werden soll. Nach Angaben der Europäischen Kommission sind Resistenzen jährlich für bis zu 25.000 Todesfälle verantwortlich. Durch aufwändigere Behandlungen müssen die Gesundheitsbehörden Mehrausgaben von 1,5 Milliarden Euro tragen.

In der „Declaration by the Pharmaceutical, Biotechnology und Diagnostics Industries on Combating Antimicrobial Resistance“ von Davos appellieren die Unterzeichner an Regierungen, gemeinsame Strukturen zu schaffen. Ebenso solle der Antibiotika-Markt verlässlicher und nachhaltiger gestaltet werden.

Forscher fordern zielgerichtete Antibiotika

Bei Ärzten und Forschern laufen die Unterzeichner damit offene Türen ein. Prof. Peter Imming, Leiter des Institutsbereichs Pharmazeutische Chemie und Klinische Pharmazie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, weist darauf hin, dass Bakterien genetisch viel individueller seien als früher angenommen. Das werde in der Arzneistoffforschung inzwischen bereits berücksichtigt. Die Forderung des Forschers: „Es wäre gut, antibakterielle Arzneistoffe zu haben, die nur gegen bestimmte Keime wirken.“

Allerdings seien Infektionen sehr oft Mischinfektionen mit verschiedenen Bakterienstämmen. Außerdem seien von Anfang an resistente Keime darunter. Daher müsse oft mit Breitbandantiinfektiva behandelt werden, aber im Normalfall nur so lange wie nötig. Imming leitet daraus die Lösung ab: „Wenn die Zeit reicht, sollte man die Erregerarten und -resistenzen bestimmen, um das richtige Antiinfektivum auszuwählen.“

Neue Wirkstoffe gegen Tuberkulose dringend notwendig

Prof. Wolfgang Schütte, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Martha-Maria Krankenhaus in Halle-Dölau, hält neue Wirkstoffe für „dringlich“. Das gelte sowohl für spezielle Keime wie zum Beispiel Tuberkulose oder den in Krankenhäusern und in Altenheimen gefürchteten Staphylococcus Aureus. Auch bei Standardkeimen wie Pneumokokken und Hämophilus Influenza sei es „dringend geboten“, neue Medikamente zu entwickeln, sagte Schütte im Gespräch mit Pharma Fakten.

„In der Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen bestehen grundsätzlich zwei Gefahren: Einerseits können Resistenzen entstehen, wenn man Bakterien nicht lange genug oder unterdosiert behandelt. Dann kann ein Bakterium mutieren, die veränderte Form reagiert nicht mehr auf das ursprünglich eingesetzte Medikament. Andererseits kann der Antibiotika-Einsatz gegen ein zu breites Spektrum von Bakterien geführt sein, obwohl nur ein bestimmter Stamm bekämpft werden soll. Das führt ebenso dazu, dass eine große Zahl von Bakterien angesprochen wird und sich verändern kann, bis es gegen die meisten Antibiotika resistent wird.“

HIV-Action Plan der EU soll Ansteckungen entgegenwirken

Auch die EU sah sich im Januar 2016 vor dem Hintergrund einer Rekordzahl von HIV-Erkrankungen dazu aufgerufen, einen „HIV Action Plan“ zu beschließen. Dieser wird sich zunächst auf Lettland, Litauen und Ungarn konzentrieren, sowie auf Personen, die Drogen konsumieren.  Nach Angaben der EU ist die heterosexuelle Übertragung für den Anstieg in Osteuropa verantwortlich, während Sex unter Männern die vorherrschende Art der HIV-Übertragung in der EU ist. Ziel ist es, Richtlinien und Toolkits für die EU-Staaten zu entwickeln.

HIV-Aktionspläne gab es zwar schon für die Zeiträume 2009 bis 2013 und 2014 bis 2016. Insbesondere das jüngere der beiden Programme beschäftigte sich mit unterschiedlichen  Haupt-Übertragungsmechanismen, deren Ausbreitung sich je nach Region unterscheiden.

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