Dr. Hans Jäger ist Leiter des Kongresses 16. Münchener AIDS und Hepatitis-Tage. Er macht sich für eine HIV-Prophylaxe mit Medikamenten bei Risikogruppen stark. Foto: Dr. Hans Jäger / privat
Dr. Hans Jäger ist Leiter des Kongresses 16. Münchener AIDS und Hepatitis-Tage. Er macht sich für eine HIV-Prophylaxe mit Medikamenten bei Risikogruppen stark. Foto: Dr. Hans Jäger / privat

Ärzte fordern Einführung von HIV-Prophylaxe in Deutschland

Trotz vieler Aufklärungskampagnen und Präventionsmöglichkeiten kommt es in Deutschland weiterhin zu vielen Neuansteckungen mit dem HI-Virus (HIV). Um seine Verbreitung zu stoppen, wollen Virologen prophylaktische Arzneimittel für Hochrisikogruppen verschreiben. Dr. Hans Jäger, Leiter des Kongresses „16. Münchener AIDS und Hepatitis Tage“ (11. bis 13. März), erklärt, warum er dies für unerlässlich hält.

Als Maßnahme gegen HIV-Ansteckungen wollen Fachärzte präventive Medikamente verschreiben. Warum sollte die Gesetzliche Krankenversicherung künftig dafür aufkommen?

Dr. Hans Jäger: Zunächst einmal: Es existiert noch keine Impfung gegen HIV. Auch haben wir eine zunehmende Müdigkeit bei der Verwendung von Kondomen festgestellt. Im Gegensatz dazu gibt es gute Arzneimittel, die eine Übertragung des Virus verhindern können. Wenn Patienten damit behandelt werden, stecken sie andere nicht an. HIV wird dann also nicht sexuell übertragen. Auch bei Operationen können dadurch Ansteckungen über die Blutlaufbahn vermieden werden. Mit dieser Prophylaxe hätten wir mehr als nur eine verhaltensgesteuerte Prävention mit Kondomen.

Was würde die Vorsorge mit Medikamenten bewirken?

Dr. Jäger: Pro Jahr haben wir in Deutschland um die 3000 Neuinfektionen. Sehr gut wäre es, jede einzelne von ihnen zu verhindern. Zwar lässt sich auch mit den Arzneimitteln kein einhundertprozentiger Schutz herstellen, jedoch zeigen Studien, dass ihr Einsatz bei Risikogruppen die Ansteckungsgefahr signifikant gesenkt hat. Dadurch könnte auch die Gesetzliche Krankenversicherung um die ca. 600.000 Euro, die eine Behandlung von HIV-Patienten insgesamt kostet, entlastet werden. Die spannende Frage wird sein, ob die Studien zu Prä-Expositions-Prophylaxe – kurz PrEP – auf Deutschland übertragbar sind und die Zahl Neuinfizierter genauso gesenkt werden kann.

Was sind die nächsten Schritte?

Dr. Jäger: In England und Frankreich wird längst darüber diskutiert, ob PrEP sinnvoll ist. Klar sollte hierzulande als erstes gelten: „Kondome schützen“. Doch meiner Meinung nach sollte man mit einer Zulassung für das Medikament in Deutschland nicht allzu lange warten. Aus ärztlicher Sicht hätte ich diesen möglichen Schutz gerne im Köcher. In Frage kommt diese Prophylaxe für eine kleine Gruppe in einem Hochrisikobereich. Die Betroffenen können für das Medikament nur schwerlich ca. 800 Euro monatlich selbst bezahlen. Für welche Personen diese Prävention in Frage kommt und welche Voraussetzungen vorherrschen müssen, darüber wird zurzeit intensiv beraten.

Foto: privat

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