Die Pharmaunternehmen haben sich selbst zur Transparenz verpflichtet. FSA-Geschäftsführer Dr. Holger Diener / Foto: © FSA
Die Pharmaunternehmen haben sich selbst zur Transparenz verpflichtet. FSA-Geschäftsführer Dr. Holger Diener / Foto: © FSA

Die Pharmaindustrie leistet Pionierarbeit

Mit der Offenlegung der Leistungen von Pharmaunternehmen an Ärzte und Gesundheitseinrichtungen geht die Branche so weit wie bisher keine andere zuvor. Zu Transparenz hat sie sich durch den Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) verpflichtet. Im Interview mit Pharma Fakten erläutert FSA-Geschäftsführer Dr. Holger Diener, warum Arzneimittelhersteller auf die Veröffentlichung dieser Daten setzen.

 

Was bringt es der pharmazeutischen Industrie, dass sie künftig Zahlungen an Ärzte und Gesundheitseinrichtungen veröffentlicht?

Dr. Holger Diener: Erst die Offenlegung dieser Daten ermöglicht eine Sachdiskussion. Sie hilft dabei, Fehlinterpretationen und Misstrauen zu vermeiden und Vertrauen zu schaffen. Zuvor haben wir bereits strenge Standards bei den Zahlungen an Patientenorganisationen eingeführt und veröffentlichen auch diese. Nur mit Hilfe der Offenlegung lässt sich zeigen, dass die Zahlungen angemessen sind. Dafür steht die Transparenz.

Die Zahlungen an Ärzte und andere Gesundheitseinrichtungen werden häufiger kritisch gesehen. Warum sind sie denn überhaupt nötig?

Diener: Die Unternehmen entwickeln hochkomplexe Produkte. Der Austausch mit den Fachkreisen ist notwendig, um überhaupt Arzneimittel entwickeln zu können. So wird überdies der Wissenstransfer sichergestellt, damit Patienten mit neuen Medikamenten bestmöglich behandelt werden können. Das beinhaltet Zahlungen für klinische Prüfungen, ärztliche Fortbildungen, die wie ein Wissensscharnier funktionieren, sowie Anwendungsbeobachtungen.

Wie wird die Transparenz zum Stichtag 30. Juni technisch umgesetzt?

Diener: Auf der FSA-Webseite pharma-transparenz.de wird es generelle Informationen zur Transparenzinitiative geben. Dort wird auch eine Linkliste zu finden sein, die zu den jeweiligen Veröffentlichungen auf den Unternehmenswebseiten führt. Die Pharmaunternehmen stellen ihre Daten auf ihren eigenen Webseiten bereit. Falls die Dokumente über die Zahlungen nicht vorliegen, wird dies sanktioniert.

Gibt es etwas Vergleichbares? Was sind die nächsten Schritte?

Diener: Die Pharmaindustrie leistet Pionierarbeit. Keine andere Branche geht bei der Transparenz so weit wie die Arzneimittelhersteller. Es gibt zwar öffentliche Informationen etwa zu Vorstandsgehältern und den ungefähren Einkünften von Bundestagsabgeordneten nach Gehaltsstufen, doch niemand nennt bisher auf Heller und Pfennig genau, wie viel ein Kooperationspartner erhält. Nun müssen wir die Ärzte überzeugen. Bei so etwas grundsätzlich Neuem ist das einfach notwendig. Wir müssen dahin kommen, zu erklären, warum diese Zahlungen gut investiert und notwendig sind. Die grundlegende Botschaft ist: Ohne diese Kooperation geht es nicht. Und wir zeigen ganz offen, dass sie in vernünftigen Bahnen verläuft.

Foto: FSA

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: