Dr. Dennis Ostwald  Leiter des WifOR-Instituts  hat analysiert  welche Auswirkungen die Industrielle Gesundheitswirtschaft hat. Demnach ist sie Teil einer langen Wertschöpfungskette. Foto: © Dr. Dennis Ostwald / privat
Dr. Dennis Ostwald Leiter des WifOR-Instituts hat analysiert welche Auswirkungen die Industrielle Gesundheitswirtschaft hat. Demnach ist sie Teil einer langen Wertschöpfungskette. Foto: © Dr. Dennis Ostwald / privat

Ökonom fordert verlässliche Rahmenbedingungen für Gesundheitsindustrie

Wird die industrielle Gesundheitswirtschaft zu wenig wertgeschätzt? Eine aktuelle Studie des Ökonomen und Institutsleiters Dr. Dennis Ostwald vom Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR legt diese Vermutung nahe. Sie zeigt unter anderem die positiven Effekte von Forschung und Entwicklung für den Arbeitsmarkt sowie einer weitreichenden Wertschöpfungskette. Damit diese volkswirtschaftlichen Impulse erhalten bleiben bzw. sich verstärken können, fordert er vor allem verlässliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen in der Gesundheitsindustrie.

Fristet die industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutschland ein Nischendasein?

Dr. Dennis Ostwald: Die Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft sind sich der Größe und Bedeutung ihrer Branche häufig nicht bewusst. Dieser Wirtschaftszweig ist in etwa so groß wie die Automobilindustrie – das wird häufig vergessen. Bundesweit arbeiten rund eine Million Erwerbstätige in dieser Branche. Sie machen circa ein Viertel der gesamten Gesundheitswirtschaft aus.

Welche Impulse erzeugen Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten in Deutschland?

 

 

Dr. Ostwald: Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind Teil einer langen und nachhaltigen Wertschöpfungskette. Die Spitzenforschung verbindet Akteure verschiedener Branchen, aber auch Institutionen der universitären und außeruniversitären Forschung miteinander. Um Spitzenforschung in Deutschland zu ermöglichen, bedarf es nicht nur innovativer Unternehmen, Kapital und exzellenter Fachkräfte, sondern auch einer Vielzahl an Partnerunternehmen.

Als Beispiel können die Ausstatter von Laboren oder die klinischen Forschungseinrichtungen genannt werden. Durch die Zusammenarbeiten entstehen zahlreiche, gut dotierte Arbeitsplätze für hochqualifizierte Fachkräfte. Allein der Prozess, von der Entwicklung einer Innovation bis zur Marktreife sichert somit viele Arbeitsplätze und trägt zum Wohlstand der Bevölkerung bei. Im Erfolgsfall bringen diese Innovationen nicht nur materiellen Wohlstand, sondern auch mehr Gesundheit für die Gesellschaft.

Was sind die Herausforderungen für die Branche?

Dr. Ostwald: In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind zahlreiche Start Ups innerhalb der Gesundheitsindustrie entstanden. Es fällt jedoch auf, dass sich zum Beispiel in Berlin und Brandenburg noch nicht die Wertschöpfungseffekte entfalten, die möglich wären. Dies liegt zum großen Teil an dem schwierigen Weg zur Erstattung dieser Gesundheitsleistungen. Es besteht dennoch ein hervorragendes Wachstumspotenzial, wenn diese Kleinstunternehmen erfolgreich sind, sich gemeinsam mit Partnerunternehmen weiter entwickeln und irgendwann zugelassene und marktreife Gesundheitsprodukte in Deutschland produzieren.

 

Die großen Unternehmen der Branche haben trotz vielfacher Regulierung und sich dadurch verändernden Rahmenbedingungen ihre Hausaufgaben gemacht. Die Frage ist: Wie werden die Unternehmen der Gesundheitsindustrie ihre globalen Investitionsentscheidungen zukünftig treffen, wenn sich das Wettrennen um beste Standort- und Rahmenbedingungen für die Gesundheitsindustrie in der Welt fortsetzt? Und die Länder werden sich auch zukünftig verstärkt in eine gute Wettbewerbssituation bringen wollen. Denn die Unternehmen der Gesundheitsindustrie sind Wirtschaftsunternehmen, die mit ihrer Wertschöpfung nicht unerheblich zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Letztlich leisten sie mit ihren erfolgreichen unternehmerischen Aktivitäten auch einen wichtigen Beitrag zur dauerhaften Finanzierbarkeit der Haushalte und der Sozialversicherungssysteme.

Neben diesen Effekten ist das Alleinstellungsmerkmal der Gesundheitsindustrie, dass sie nicht nur Wirtschaftswachstum und Beschäftigung generiert, sondern darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit der Menschen leistet. Um dies auch weiterhin gewährleisten zu können, ist eine erfolgreiche Gesundheitsindustrie in Deutschland unerlässlich.

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