Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

BPI – Wie viel das AMNOG wirklich spart

Die tatsächlichen Einsparungen durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz werden dramatisch unterschätzt. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) widerspricht damit den Behauptungen, das AMNOG erreiche seine Einsparziele nicht.

Keine Krankenkasse, die das nicht landauf und landab betont: Die bei der Planung des AMNOG erwarteten Einsparungen bei den Ausgaben für Arzneimittel in Höhe von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr werden nicht erreicht. 2014 waren es 450 Millionen Euro, in 2015 800 Millionen, rechnete erst kürzlich der TK-Innovationsreport 2016 vor. Aus Sicht der Krankenkassen ein gewichtiges Argument – ist es doch eine gern genommene Begründung für eine weitere Verschärfung des Gesetzes. Aus Sicht des BPI ist die Aussage schlichtweg falsch.

Denn natürlich kann das AMNOG sein Einsparpotenzial nur sukzessive erreichen; schließlich steigt es mit der Zahl der AMNOG-geprüften Produkte, erklärte der Stellvertretende BPI-Hauptgeschäftsführer auf einer Veranstaltung in Berlin. Das AMNOG ist langsam in Fahrt gekommen. Im ersten Jahr wurden gerade mal zwei Verfahren abgeschlossen, im zweiten Jahr (2012) immerhin schon 27. Nur: Wie sollten da vom Stand weg pro Jahr zwei Milliarden zusammenkommen?

BPI: Das „Zwei-Milliarden-Mantra“

Überhaupt – das ist offensichtlich – findet Gerbsch das von den Kassen vorgetragene „Zwei-Milliarden-Mantra“ ziemlich anstrengend. Denn dies sei nie ein von der Politik deklariertes Sparziel gewesen, sondern vielmehr eine Hochrechnung, die unterstellt hat, dass das AMNOG über alle patentgeschützten Medikamente umgesetzt ist. Sprich: Die Zwei-Milliarden-Rechnung war immer ein Blick in die ferne Zukunft.

 

Aber wichtiger ist Gerbsch ein anderer Punkt. Denn die Nutzenbewertung hat weitere Folgen, die aus Sicht des BPI zu milliardenschweren Einsparungen führen. Es ist die Geschichte von einer steigenden Zahl von Arzneimitteln, die Patienten hierzulande gar nicht oder nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Barriere-Wirkung des AMNOG

Da sind einmal die im Anschluss an das Bewertungsverfahren aus dem Markt genommenen Arzneimittel – es sind mittlerweile 26 an der Zahl. Das passiert, wenn sich Hersteller und Spitzenverband nicht über das Ausmaß des Zusatznutzens und damit auch nicht auf einen Preis einigen können. Sie sind in Deutschland genauso wenig erhältlich wie die Präparate, die seit Einführung des AMNOG gar nicht erst eingeführt worden sind. Denn dass Hersteller ihre Produkte gar nicht erst auf den Markt bringen, ist ein Fakt, der seit Einführung des AMNOG sprunghaft angestiegen ist: In den fünf Jahren vor AMNOG waren es zwei Medikamente, die trotz europäischer Zulassung nicht in Deutschland verfügbar waren. In den fünf Jahren nach AMNOG-Einführung sind es bereits 30.

 

„Das AMNOG hat eine Barriere-Wirkung entwickelt. Nicht-Einführungen und Marktrückzüge haben nicht nur das Potenzial, die Versorgung zu verschlechtern, sondern führen auch zu Minderausgaben, die nicht berücksichtigt werden, wenn über Einspareffekte des AMNOG gesprochen wird“, so Gerbsch. Die beiden Posten summierten sich nach einer Modellrechnung des BPI allein für das Jahr 2015 auf über 1,3 Milliarden Euro – zusätzlich zu den 800 Millionen Euro, die die Gesetzlichen Kassen über die AMNOG-Rabatte entlasten.

Und noch eine Zahl hat der BPI parat: Der Anteil der pharmazeutischen Industrie an den Ausgaben der GKV im ambulanten Sektor liegt für die gesamte Arzneimittelversorgung seit Jahren nahezu konstant bei rund 10 Prozent. „Seit rund 30 Jahren hat sich diese Zahl kaum verändert“, sagt Gerbsch. Weshalb er auch mit dem Begriff „Kostenexplosion“ überhaupt nichts anfangen kann.

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