Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2015 8,8 Millionen Menschen weltweit an Krebs. Auch in Deutschland ist die Erkrankung die zweithäufigste Todesursache. Der Drang, Krebs noch kleinteiliger erforschen und noch besser bekämpfen zu können, ist daher groß: 631 Moleküle befinden sich weltweit in der späten klinischen Entwicklung der pharmazeutischen Industrie (s. Grafik). Fast 90 Prozent davon sind sogenannte „targeted therapies“, die den Krebs besonders zielgerichtet bekämpfen. Ein Forschungszweig, der boomt: Insgesamt ist die Pipeline von Krebsmedikamenten in der klinischen Entwicklung in den letzten zehn Jahren um 45 Prozent gewachsen.
Und ein Forschungszweig, der Ergebnisse liefert: Allein zwischen 2011 und 2016 wurden weltweit 68 neue Medikamente zur Behandlung von Krebs zugelassen – für 22 verschiedene Indikationen. Darunter sind laut QuintilesIMS viele Immunonkologika, die das körpereigene Abwehrsystem nutzen, um Krebszellen anzugreifen. Sie hätten „wesentlich das Behandlungsparadigma bei vielen Krebsarten“ verändert. Ein Beispiel: der schwarze Hautkrebs (Melanom) – eine Indikation, „die bis vor kurzem einen hohen, ungedeckten medizinischen Bedarf und nur wenige Therapieoptionen aufwies“. Durch die neuen Medikamente werden heute dreimal mehr Patienten behandelt als früher – und die Überlebensrate beim metastasiertem Melanom hat sich fast verdoppelt.
Krebs – „neu definiert“
Krebsbehandlung wird immer zielgerichteter – und geht zunehmend den Weg der personalisierten Medizin: „In vielen Fällen besteht Krebs nicht mehr nur aus der Diagnose einer einzelnen Tumorform, sondern ist definiert durch eine Kombination mehrerer Faktoren […]“, schreibt QuintilesIMS. Die Histologie (die Wissenschaft von den biologischen Geweben), aber auch die Identifikation von Biomarkern, die eine bessere Charakterisierung der Einzelerkrankung ermöglichen, spielen hier eine Rolle.
Neue Medikamente, bessere Diagnosemöglichkeiten und Prävention – der Kampf gegen den Krebs wird immer erfolgreicher: Laut QuintilesIMS sind in allen Ländern der „EU Five“ (Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und Großbritannien) sowie in Japan und den USA die Sterblichkeitsraten über das letzte Jahrzehnt stetig gesunken – und das auch bei Tumorformen wie dem Brustkrebs, bei dem die Zahl der Neuerkrankungen gestiegen ist.
QuintilesIMS rechnet damit, dass die Kosten für Onkologika und begleitende Therapien bis 2021 mit sechs bis neun Prozent jährlich ansteigen werden. Der Grund ist vor allem eine „Zunahme an zugelassenen Therapien und dementsprechend höheren Kosten für neue Wirkstoffe“. Aber auch längere Therapiedauern aufgrund verbesserter Überlebensraten und eine Zunahme an Krebserkrankungen in einer alternden Gesellschaft spielen eine Rolle.
„Während die globale Krankheitslast durch Krebs hoch bleibt, haben therapeutische Innovationen, basierend auf einem verbesserten Verständnis der Erkrankung, und translationale Forschung über die letzten zwei Jahrzehnte zu einem Paradigmenwechsel in der Krebsbehandlung beigetragen“, resümiert QuintilesIMS.