Patentschutz aufweichen  Zwangslizenzen vergeben  um die Produktion von Corona-Impfstoffen zu beschleunigen? Das ist keine Lösung. Foto: ©iStock.com/RossHelen
Patentschutz aufweichen Zwangslizenzen vergeben um die Produktion von Corona-Impfstoffen zu beschleunigen? Das ist keine Lösung. Foto: ©iStock.com/RossHelen

Arzneimittelforschung immer herausfordernder

Der Anteil der Generika an den verordneten Tagesdosen im Fertigarzneimittelmarkt wächst. Das hat die von der Pharmainitiative Bayern in Auftrag gegebene Studie „Die Entwicklung der Pharmazeutischen Industrie in Bayern – Standortanalyse 2015“ des BASYS-Instituts herausgefunden. Für die pharmazeutische Industrie bedeutet das eine große Herausforderung. Denn die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe muss aus einem immer kleiner werdenden Segment finanziert werden.

Um circa 50 Prozent hat der Anteil der Generika an den verordneten Tagesdosen (DDD) im Fertigarzneimittelmarkt innerhalb von nur sieben Jahre zugenommen (2008-2015). Das bedeutet: Immer mehr, vormals innovative Medikamente stehen nun zu geringeren Kosten zur Verfügung. Denn Generika sind sogenannte „Nachahmerpräparate“. Sie können von anderen Herstellern auf den Markt gebracht werden, wenn der Patentschutz des Original-Herstellers abgelaufen ist.

Dass ihre Zahl wächst, ist nur logisch: Schließlich ist der Patentmarkt immer nur eine Art „Durchlaufbehälter“, dessen besonderen Schutz Arzneimittelinnovationen nur für ein paar Jahre genießen dürfen – bis sie dann auf unbegrenzte Zeit im Generika-Pool landen.

Anteil patentgeschützter Medikamente sinkt

Für die forschenden Pharmaunternehmen ergibt sich daraus eine große Herausforderung. Denn während zunehmend mehr verordnete Tagesdosen durch die Nachahmerpräparate gedeckt werden, hat sich der Anteil der patentgeschützten Medikamente von 2008 bis 2015 fast halbiert (-41,3 %) (siehe Grafik). Geschäftsführer des BASYS-Instituts und Studienautor Markus Schneider erklärt: „Die Gewinne von forschenden Pharmaunternehmen sind primäre Finanzierungsquelle für die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe. Letztere müssen aus einem immer kleiner werdenden Segment finanziert werden.“

 

Zusätzlich sind laut der Studie die Tagestherapiekosten zu Apothekenverkaufspreisen (AVP) bei Generika von 48 Cent je DDD im Jahr 2010 auf 39 Cent je DDD in 2015 gefallen. „Zwar sind die Preise im Patentmarkt gestiegen; betrachtet man den Patentmarkt und den Generikamarkt jedoch zusammen, zeigt sich: Die Tagestherapiekosten des GKV-Arzneimittelmarkts sind stabil. Mit 72 Cent je DDD im Jahr 2015 sind sie genauso hoch wie in 2010“, so Schneider. Berücksichtige man die allgemeine Kaufkraftentwicklung der letzten Jahre seien die durchschnittlichen Tagestherapiekosten sogar gefallen.

Tagestherapiekosten: Seit Jahren stabil

Laut des Studienautors ist das Ausgabenwachstum bei Arzneimitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) daher vor allem auf eines zurückzuführen: einem „Mengenanstieg bei den Verordnungen“. Und tatsächlich: Allein zwischen den Jahren 2010 und 2015 stieg die Zahl der Tagesdosen im GKV-Fertigarzneimittelmarkt um knapp 14 Prozent an.

Doch eine Produktivitätssteigerung kann die zunehmende Belastung der Unternehmen angesichts steigender Kosten für Löhne, Energie und chemische Grundstoffe nur teilweise auffangen. „Forschung und Entwicklung zu finanzieren fällt der pharmazeutischen Industrie in Deutschland immer schwerer“, resümiert Schneider.

Weiterführende Links:

pharmainitiative-bayern.de/startseite

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