Bei Mukoviszidose konnten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt werden. Wird eines Tages eine Heilung möglich sein? / Foto: ©iStock.com/spukkato (Siam Pukkato)
Bei Mukoviszidose konnten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt werden. Wird eines Tages eine Heilung möglich sein? / Foto: ©iStock.com/spukkato (Siam Pukkato)

Schritt für Schritt zum Fortschritt

Der Nutzen für Patienten – das sollte der Maßstab für den Fortschritt bei Arzneimitteln sein. Die beharrliche schrittweise Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender Medikamente spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie bringt neue Möglichkeiten für Ärzte und Patienten – durch weniger Nebenwirkungen, eine geringere Dosis, einfachere Anwendung und mehr Therapieoptionen.

Wenn sich eine Krankheit im Laufe der Zeit von einer tödlichen in eine chronische verwandelt – wie das etwa bei immer mehr Krebsarten der Fall ist – ist die Forschungsarbeit von Arzneimittelentwicklern noch lange nicht getan. Denn nun gilt es, Patienten über eine lange Zeit zu versorgen. Und das bedeutet: Themen wie weniger Nebenwirkungen, Langzeitgesundheit und Lebensqualität rücken in den Fokus. Die Frage lautet nicht mehr nur: Wie kontrollieren wir die Erkrankung? Die Fragen lauten nun: Schaffen wir nicht auch die gleiche hohe Wirksamkeit mit nur einem Bruchteil an Wirkstoff? Können wir die Therapie vereinfachen, damit die Therapietreue steigt – und damit der Behandlungserfolg? Auch das ist Fortschritt – aber eben in kleinen Schritten, durch Veränderungen und Verbesserungen bestehender Substanzen.

Wahlmöglichkeiten für Ärzte und Patienten

Krankheiten treten in den unterschiedlichsten Formen und Verläufen auf und jeder Patient hat individuelle Anforderungen. Ärzte brauchen Wahlmöglichkeiten, um die Therapie so gut wie möglich darauf abzustellen. Hier sind Schrittinnovationen, die Weiterentwicklungen bewährter Arzneimittel, unverzichtbar. Sie geben Ärzten mehr Behandlungsoptionen und ermöglichen Patienten ein besseres und längeres Leben. Allein oder in Verbindung mit Sprunginnovationen, den therapeutischen Durchbrüchen, tragen sie zum Fortschritt bei. Viele der heutigen Behandlungsstandards haben sich so über die Zeit entwickelt.

Starke Schmerzmittel über ein Pflaster auf der Haut statt mit einer Spritze in den Organismus zu bringen – das ist eine deutliche Verbesserung für Patienten. Damit ist es jedoch nicht getan, Antworten auf viele weitere Fragen müssen gefunden werden, wie beispielsweise: Um wie viel kann die Dosis verringert werden, damit der Körper so wenig wie möglich belastet und dennoch die gewünschte Wirkung erzielt wird? Wie lässt sich die Methode so weiterentwickeln, dass die Haut möglichst wenig beeinflusst wird? Kann die Anwendung noch weiter vereinfacht werden?

Auf diesem Weg sind viele Medikamente stetig verbessert worden und moderne Therapiemöglichkeiten entstanden: Allergiemittel mit weniger Müdigkeit als Nebenwirkung. Augentropfen ohne Konservierungsmittel mit weniger allergischen Reaktionen. Antibiotika mit besserer und breiterer Wirkung bei gleichzeitig geringerer Einnahmedauer. Oder Blutdrucksenker mit nur noch einmal täglicher Einnahme, weil sich der Wirkstoff langsamer im Körper abbaut.

Bei der Krebsbehandlung haben erweiterte Kombinationsmöglichkeiten von etablierten und innovativen Therapien die Heilungs- und Überlebensraten im Laufe der Zeit stetig erhöht: Von früher einigen Monaten bis zu heutzutage mehreren Jahren bei manchen Krebsarten.

Leichtere Anwendung hilft bei Therapie

Ein Medikament kann nur wirken, wenn der Patient es wie verordnet einnimmt. Das konsequente Einhalten der Therapie ist wichtig für den Behandlungserfolg. Weiterentwicklungen helfen auch hier: Nur noch eine Tablette am Tag einnehmen statt drei, zuhause eine Pille schlucken statt beim Arzt eine Spritze bekommen – all das macht es leichter, die Therapie einzuhalten. Besonders bei der dauerhaften Behandlung chronischer Erkrankungen wie Herzkrankheiten, hohem Blutdruck oder Diabetes ist die bequemere Anwendung eine wesentliche Grundlage für den Erfolg.

Verbesserungen bei therapeutisch bedeutsamen Wirkstoffen sind häufig so erreicht worden. Für Patienten bedeuten diese vielen kleineren Schritte eine Menge: Allein oder zusammen mit anderen Wirkstoffen im persönlichen Therapieplan eingesetzt, helfen Schrittinnovationen dabei, Krankheiten zu heilen oder besser damit zu leben. Nach den formalen Kriterien der etablierten Nutzenbewertung gelten diese Weiterentwicklungen bestehender Wirkstoffe häufig als nicht oder wenig innovativ. Patienten sehen das in der Regel anders. Denn sie erleben, wie der Nutzen ihrer Therapie dadurch gesteigert wird – und darauf kommt es an.

Dieser Artikel erschien am 26.08.2017 im Rahmen einer zwölfseitigen Sonderbeilage in der Abonnenten-Auflage des FOCUS. Die gesamte Ausgabe mit dem Titel „Medizinische Grenzen überwinden – Fortschritt durch Forschung: So arbeitet die Pharmaindustrie“ finden Sie hier.

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