Pharmaunternehmen hinterlassen in der Gesellschaft einen „ökonomischen Fußabdruck".
Pharmaunternehmen hinterlassen in der Gesellschaft einen „ökonomischen Fußabdruck".

Pharma-Branche: Innovationstherapie für die Wirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft ist eine Wachstumsbranche auf Expansionskurs – ihre Bruttowertschöpfung wächst mit durchschnittlich 3,5 Prozent pro Jahr deutlich schneller als die der Gesamtwirtschaft. Daran haben Pharmaunternehmen einen hohen Anteil, wie verschiedene Studien über den „ökonomischen Fußabdruck“ einzelner Unternehmen zeigen.

Was ein neues Medikament so alles kann, zeigt die Studie „Der Social Impact medizinischer Innovationen“ des WifOR-Institutes: Das dort untersuchte Präparat gegen chronische Herzinsuffizienz verlängert gegenüber der Standardtherapie nicht nur die Lebenszeit der Patienten um durchschnittlich 1,2 Jahre und könnte damit in Deutschland bis zum Jahr 2030 einen Gewinn von 109.658 zusätzlichen Lebensjahren zur Folge haben. Es hinterlässt in dem errechneten Szenario auch einen sozioökonomischen Fußabdruck in Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Der entsteht z.B., weil Wertschöpfungsverluste aufgrund längerer Erwerbszeiten vermieden werden. Schließlich entlastet das nicht nur Sozialsysteme, sondern führt auch zu höheren Einnahmen des Staates und seiner Sozialkassen.

Ein Beispiel, das zeigt: Pharmaunternehmen haben mit ihren Produkten einen ganz individuellen Patientennutzen, von dem auch Gesellschaft und Wirtschaft profitieren – auf mehreren Ebenen:

  • Mit ihrem Kerngeschäft, also der Wiederherstellung und Erhaltung von Gesundheit durch Arzneimittel oder der Vermeidung von Krankheiten durch Impfstoffe, schaffen und erhalten sie Gesundheit – in einer alternden Gesellschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Denn nur eine gesund alternde Gesellschaft kann negative Folgen der Demografie zumindest teilweise abfedern.
  • Therapeutische Innovationen haben gesellschaftliche und soziale Folgen – indem sie Menschen wieder früher in die Arbeitswelt zurückbringen und dadurch Erwerbsjahre steigern oder teure Folgebehandlungen vermeiden helfen.
  • Pharmaunternehmen sind eine Prophylaxe gegen schwächelnde Wirtschaftsstandorte, denn Pharma steht für Hightech. Die Branche ist ein Innovationstreiber, der weit in die Wirtschaft hinein für Investitionen, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und letztlich für Wohlstand sorgt.

Forschende Pharmaunternehmen stehen für einen Innovationszyklus: Zusammen mit ihren Partnern arbeiten sie an innovativen Lösungen, stimulieren gleichzeitig die Nachfrage nach Innovationen und schaffen so neue Rahmenbedingungen, weil diese Neuerungen Auswirkungen haben z.B. auf das Bildungssystem, auf die Infrastruktur des Landes, auf den „Innovationsdruck“ anderer Branchen oder auf das politische System. Der Manager Alfred Oberholz hat diesen Zyklus so zusammengefasst: „Forschung ist die Umwandlung von Geld in Wissen. Innovation ist die Umwandlung von Wissen in Geld.“

Ein paar nackte Zahlen zu ausgewählten Unternehmen:

  • Ein Unternehmen wie Boehringer Ingelheim erwirtschaftet eine Gesamtbruttowertschöpfung in Höhe von 3,8 Milliarden Euro (Zahlen von 2013); es ist der Beitrag des deutschen Pharmaunternehmens zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und damit zum Wohlstand dieses Landes. Zum Vergleich: Der gesamte Profifußball in Deutschland erwirtschaftete 2013/14 eine Bruttowertschöpfung von 7,9 Milliarden Euro. Die öffentlichen Haushalte unterstützt Boehringer mit 1,5 Milliarden Euro pro Jahr – weil es Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlt und durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen dafür sorgt, dass diese Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Boehringer hat 2014 2,65 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert – jeder fünfte Euro, den das Unternehmen umsetzt, fließt in die Entwicklung neuer Therapien.
  • Die Bayer Healthcare AG erwirtschaftet eine Bruttowertschöpfung von rund 2 Milliarden Euro (Zahlen: 2014). Aber durch die wirtschaftlichen Verflechtungen sorgt jeder von Bayer geschaffene Euro in anderen Branchen für weitere 1,60 Euro an indirekter Wertschöpfung. Nimmt man noch die induzierten Effekte (s. Grafik, 0,65 Euro) hinzu, werden aus den 2 Milliarden insgesamt 6,4 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Beschäftigtenzahlen: Jeder Arbeitsplatz bei Bayer hat weitere 5,4 Arbeitsplätze in anderen Firmen zur Folge (indirekte und induzierte Arbeitsverhältnisse).
  • Auch bei Roche hat man sich den Impact angesehen, den der deutsche Ableger des Schweizer Pharmaunternehmens auf die deutsche Wirtschaft hat. Der direkte Beitrag vom Roche zum BIP summiert sich auf zwei Milliarden Euro (Zahlen von 2014). Davon geht jeder fünfte Euro (22,1 %) auf Investitionen zurück. Die Investitionsintensität ist damit 1,8-mal höher als im verarbeitenden Gewerbe: „Wer investiert, denkt an die Zukunft“, heißt es dazu bei Roche. Welchen Einfluss das Unternehmen auf andere Branchen haben kann, zeigt das folgende Beispiel: Beim Neubau eines Produktionsgebäudes in Mannheim waren 160 Firmen beteiligt. Insgesamt kamen 2014 zu den 1,3 Milliarden Euro an direkten Arbeitnehmerentgelten an den deutschen Standorten noch einmal 570 Millionen Euro für die Angestellten von Lieferanten hinzu, deren Arbeit von einer Partnerschaft mit Roche abhängt.

Pharma-Branche: Weit mehr als Pillen verkaufen

Dass die Pharmabranche weit mehr tut als nur Pillen zu verkaufen, zeigt auch die Fraunhofer-Studie „Innovationseffekte der industriellen Gesundheitswirtschaft“, die das Unternehmen Novartis in Auftrag gegeben hat. Zwischen 2006 und 2016 hat es z.B. allein in Deutschland 753 klinische Studien initiiert; Studien, die es mit externen Partnern (Studienzentren) durchführt und die nicht nur zum Wissenstransfer beitragen, sondern es auch Patienten und ihren Ärzten ermöglichen, frühzeitig an neuen Therapien teilhaben zu können. Produktionsstandorte des Unternehmens und seiner Tochterfirmen versorgen Deutschland und den Weltmarkt mit mehr als 10 Milliarden Tabletten pro Jahr – das ist eine Eins mit zehn Nullen. Mit seinen Standorten bringt eines der führenden forschenden Unternehmen weltweit Innovation in Regionen jenseits von Ballungsgebieten. Mit Standorten in Städten wie Rudolstadt oder Wehr, Barleben oder Großwallstadt stärkt es regionalen Strukturen den Rücken. Im Jahr 2016 hat Novartis F&E-Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro in Deutschland getätigt.

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