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4.100 Tote pro Tag

Tuberkulose ist nicht unter Kontrolle. Das zeigt der 19. Tuberkulose-Report deutlich, den die Weltgesundheitsorganisationen (WHO) heute veröffentlicht hat. Täglich sterben weltweit 4.100 Menschen an der Krankheit. Tuberkulose ist hartnäckig und schwierig zu behandeln. Neue und bessere Medikamente werden daher laut Bericht dringend benötigt.

Neun Millionen Neuerkrankungen und 1,5 Millionen Tote pro Jahr – das ist die schwerwiegende Bilanz, die der TB-Report zieht. Tuberkulose ist damit hinter Aids die zweittödlichste Infektionskrankheit – und auch in Deutschland ein Thema. Nach stark rückläufigen Zahlen zwischen 2001 und 2008 stagniert die Zahl der Neuerkrankungen hierzulande seit einigen Jahren bei rund 4.200 pro Jahr.

Ausgelöst wird Tuberkulose durch sogenannte Mycobacterien, die in der überwiegenden Zahl der Fälle die Lunge befallen. Aber auch andere Organe können betroffen sein. Das Robert Koch Institut geht davon aus, dass rund ein Drittel der Weltbevölkerung Tuberkuloseerreger in sich trägt. Die Weitergabe erfolgt über Tröpfcheninfektion. Zum Ausbruch einer Tuberkulose kommt es jedoch erst, wenn das Immunsystem des Infizierten geschwächt ist. Die Krankheit spielt daher vor allem als Begleiterkrankung bei HIV-/Aids-Patienten eine Rolle. Ebenso zählen Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sowie Kranke, deren Immunsystem durch Medikamente unterdrückt wird, zu den Risikogruppen. Unter HIV-/Aids-Patienten ist Tuberkulose die führende Todesursache.

Langwierige Therapie

Tuberkulose ist heilbar – der Weg zur Heilung ist jedoch langwierig und nebenwirkungsreich. Selbst eine „normale“Infektion lässt sich nur mittels einer mindestens sechsmonatigen Kombinationstherapie behandeln. Ein zunehmend größeres Problem stellen multi-resistente Tuberkulose-Stämme dar, die sich nicht mit der gängigen Standardtherapie bekämpfen lassen. Deren Behandlung bedarf mindestens 20 Monate und ist gleichzeitig besonders schwer verträglich. Die schlechte Verträglichkeit ist der maßgebliche Grund für die geringe Therapietreue bei der Behandlung der multi-resistenten Tuberkulose: Ein großer Teil der Patienten bricht diese vorzeitig ab.

Besonders angesichts der zunehmenden Resistenzen-Problematik haben Pharmaunternehmen und akademische Forschungseinrichtungen ihre Tuberkuloseforschung seit Beginn der 2000er-Jahre deutlich ausgeweitet. Laut TB-Report der WHO sind derzeit 50 Unternehmen an der Entwicklung neuer Wirkstoffe beteiligt, zehn Wirkstoffe befinden sind in den letzten Phasen der klinischen Studien und 15 Impfstoffe werden derzeit in klinischen Studien getestet.

Erstmals wieder neue Wirkstoffe

Der erste Erfolg: 2014 konnten erstmals seit 18 Jahren wieder zwei komplett neue Tuberkulose-Medikamente  zugelassen werden. Ein bereits bekannter Wirkstoff wurde zudem in einer neuen Darreichungsform zugelassen und zahlreiche weitere Medikamente befinden sich derzeit in unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Drei der Kandidaten durchlaufen sogar bereits die klinische Phase III. Speziell bei der Behandlung der multi-resistenten Tuberkulose versprechen die neuen Medikamente weitere Fortschritte. Gleichzeitig ist auch die Verbesserung der Standardtherapie ein ausgewiesenes Ziel der Forscher. Eine bessere Verträglichkeit der Kombinationstherapie  sowie die Verkürzung der Therapiedauer sind dabei Ansätze, das Leid der betroffenen Patienten zu lindern und die Therapietreue zu verbessern.

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