Mit fast 350 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung trug die Gesundheitswirtschaft vergangenes Jahr rund zwölf Prozent – und somit etwa jeden achten Euro – zum nationalen Bruttoinlandsprodukt bei. Sie ist eine aufstrebende Branche: Sie wächst in Bezug auf die Bruttowertschöpfung rund einen Prozentpunkt stärker als die deutsche Volkswirtschaft. Zudem ist sie Arbeitgeber für ca. 7,3 Millionen Menschen; jeder sechste Arbeitsplatz in Deutschland ist in dieser Branche angesiedelt. „Die absolute Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft wächst kontinuierlich und stabil. Gleichermaßen steigt ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung langfristig“, heißt es in der Broschüre „Gesundheitswirtschaft: Fakten & Zahlen, Ausgabe 2017“ des BMWi.
Dieses Wachstum hat positive Auswirkungen auf ganz Deutschland. Ein Beispiel: Die Gesundheitswirtschaft stärkt viele andere Branchen, indem sie einen Großteil ihrer Vorleistungen (über 60 %) aus anderen Wirtschaftsbereichen bezieht – sei es aus dem produzierenden Gewerbe oder dem Grundstück- und Wohnungswesen. Durch derartige Verflechtungen entstehen (durch indirekte und induzierte Effekte) mit jedem produzierten Euro in der Gesundheitswirtschaft 0,77 Euro zusätzliche Wertschöpfung in der Gesamtwirtschaft. Soll heißen: Aus den genannten 349,8 Milliarden Euro werden 618 Milliarden Euro. Es ist der „ökonomische Fußabdruck“, den die Branche in Deutschland hinterlässt. Ähnliches gilt für die Beschäftigung: „Für jeden direkten Erwerbstätigen entstehen weitere 0,56 Erwerbstätige in der Gesamtwirtschaft“, heißt es.
Produktion von Humanarzneimitteln: besonders stark
„Gesundheitswirtschaft“ ist ein großer Begriff. Laut BMWi-Broschüre umfasst er „sinngemäß die Erstellung und Vermarktung von Waren und Dienstleistungen, die der Bewahrung und Wiederherstellung von Gesundheit dienen.“ Von der Hebamme über die Krankenversicherung bis hin zur industriellen Gesundheitswirtschaft ist alles dabei. Letztere ist laut BMWi „eine der größten und bedeutendsten Teilbranchen der Gesundheitswirtschaft in Deutschland“. Das liegt auch an der hier angesiedelten pharmazeutischen Industrie; der Produktion sowie Forschung und Entwicklung (F&E) von Humanarzneimitteln.
Mehr als jeder fünfte Euro Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft wird in der industriellen Gesundheitswirtschaft erwirtschaftet (s. Grafik). Etwa eine Millionen Erwerbstätige sind hier beschäftigt. Allein die Herstellung von Humanarzneimitteln generierte vergangenes Jahr 18,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung – ein Anteil von fast 25 Prozent an der gesamten industriellen Gesundheitswirtschaft. Und auch die Zahl der Erwerbstätigen wächst stetig – und stärker als in der Gesundheitswirtschaft insgesamt. „Die Humanarzneimittelherstellung hat mit die höchste Bruttowertschöpfung pro Kopf“, heißt es in der BMWi-Broschüre. Soll heißen: Die Mitarbeiter sind hier besonders produktiv.
Forschung und Entwicklung von Humanarzneimitteln
F&E ist ebenfalls ein starker Wachstumstreiber am Innovationsstandort Deutschland. Wirft man einen Blick auf die Gesundheitsforschung insgesamt – bezieht u. a. also auch den nicht-industriellen Sektor (Hochschulen u. ä.) ein – sieht man: Das liegt v. a. auch an den forschenden Pharmaunternehmen. Über 40 Prozent der gesamten F&E-Bruttowertschöpfung von 8,7 Mrd. Euro wird im Bereich der Humanarzneimittel generiert.
Das zeigt: Die pharmazeutische Industrie kann mehr als „nur“ Medikamente herstellen. Sie ist als Teil einer starken Gesundheitswirtschaft Motor für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) plädierte in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie dafür, die Gesundheitswirtschaft weniger als Kostentreiber und mehr als bedeutender Wirtschaftsfaktor zu betrachten. So oder so: Sie wird weiterwachsen, wie das Beispiel der Biotechnologie verdeutlicht. Noch ist die Biotechnologie ein recht kleiner Sektor. Doch laut BMWi verzeichnet sie ein überdurchschnittliches Wachstum, was „ihr großes Potenzial“ verdeutlicht.