Die WHO hat eine „Globale Influenza-Strategie 2019-2030“ veröffentlicht. Denn: Die Frage ist nicht „ob“  sondern „wann“ die nächste Pandemie ausbricht. Foto: © iStock.com/Liderina
Die WHO hat eine „Globale Influenza-Strategie 2019-2030“ veröffentlicht. Denn: Die Frage ist nicht „ob“ sondern „wann“ die nächste Pandemie ausbricht. Foto: © iStock.com/Liderina

Im Kampf gegen Grippe-Viren: WHO veröffentlicht neue Influenza-Strategie

„Die Bedrohung durch eine Influenza-Pandemie ist allgegenwärtig“, meint Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation. Die WHO hat daher eine „Globale Influenza-Strategie 2019-2030“ veröffentlicht. Das Ziel: der saisonalen Grippe vorbeugen, das Risiko einer Viren-Übertragung von Tier auf Mensch reduzieren und sich auf die nächste Pandemie vorbereiten.

„Die Frage ist nicht, ob eine weitere Pandemie kommen wird, sondern wann“, macht Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus den Ernst der Lage deutlich. „Wir müssen wachsam und vorbereitet sein – die Kosten eines großen Influenza-Ausbruchs werden bei Weitem den Preis, der für Prävention zu zahlen ist, übertreffen.“

Darauf weist auch ein Blick in die Vergangenheit hin: Die sog. „spanische Grippe“, die in den Jahren 1918 bis 1919 wütete, forderte weltweit bis zu 50 Millionen Menschenleben ein – mehr als der erste Weltkrieg. Auch in den Jahren danach kam es immer wieder zu größeren Ausbrüchen – so etwa 1957-1958 (1 bis 4 Millionen Tote), 1968-1969 (1 bis 4 Millionen Tote) und 2009-2010 (100.000 bis 400.000 Tote). Jedes Jahr gibt es laut WHO schätzungsweise eine Milliarde Grippeerkrankungen weltweit; drei bis fünf Millionen davon verlaufen schwer.

Nächste Influenza-Pandemie: nicht „ob“, sondern „wann“

„Auch wenn es unmöglich ist, vorherzusagen, wann die nächste Pandemie ausbrechen wird; dass es sie geben wird, gilt als unvermeidlich […]. Angesichts der zunehmenden ökonomischen Globalisierung, Urbanisierung und Mobilität wird die nächste Pandemie sich weiter und schneller ausbreiten“, warnt die WHO in ihrem Papier zur „Global Influenza Strategy 2019-2030“. Diese Strategie ist die „umfangreichste und weitreichendste“, die die Organisation je gegen Influenza entwickelt hat, heißt es in einer Pressemitteilung. Sie setzt einen Rahmen sowohl für die WHO als auch für die Länder und diverse Partner, um den Kampf gegen die Erkrankung ganzheitlich anzugehen. 

Bis 2030 möchte die WHO folgendes erreicht haben:

  1. Es gibt verstärkte Forschung und mehr Innovation; neue und verbesserte Instrumente zur Prävention, Erkennung, Kontrolle sowie Behandlung von Influenza sind verfügbar.

  2. Jedes Land hat ein evidenzbasiertes Influenza-Programm, das auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst ist und das System (national und global) auf einen Ausbruch vorbereitet.

„Mit den Partnerschaften und der länderspezifischen Arbeit, die wir über die Jahre vollzogen haben, ist die Welt besser denn je auf den nächsten großen Ausbruch vorbereitet – und doch ist das noch ungenügend“, so Tedros. „Die Strategie soll uns an diesen Punkt bringen. Grundsätzlich geht es darum, Gesundheitssysteme auf ‚Schocks‘ vorzubereiten – und das funktioniert nur, wenn die Gesundheitssysteme selbst stark und gesund sind.“

Im Kampf gegen Influenza: verbesserte Impfstoffe und Therapien

Insgesamt hat die WHO vier untergeordnete Ziele ausgegeben, die es im Rahmen der Strategie zu erreichen gilt. Dazu gehört (Nummer 1), Forschung und Innovation voranzubringen: Die WHO möchte nicht nur das Virus an sich oder den Prozess der Virusübertragung von Tier auf Mensch besser verstehen, sondern hofft u.a. auf verbesserte und neuartige Diagnostika, Impfstoffe und Therapien.

Grippeimpfstoffe sind laut des Strategie-Papiers nach wie vor die wirksamste Möglichkeit, um einer Infektion vorzubeugen. Doch es bestehen einige Herausforderungen bei der Produktion; so dauert es i.d.R. ca. fünf bis sechs Monate, bis ein Hersteller eine neue Vakzine ausliefern kann. Auch werden die meisten Impfstoffe mit Hilfe von Hühnereiern hergestellt. Die WHO sieht daher eine große Notwendigkeit, den Produktionsprozess zu optimieren – zum Beispiel durch die Entwicklung von Grippeimpfstoffen aus Zellkulturen (und ohne Eier). Die Hoffnung beruht zudem auf Impfstoffen, die einen stärkeren, breiteren und länger anhaltenden Schutz bieten sowie schneller produziert werden können.

Eine große Rolle während einer Pandemie werden außerdem antivirale Medikamente spielen. Doch: „Die Entstehung von Resistenzen […] ist ein Problem öffentlicher Gesundheit.“ Die WHO sieht es daher als unbedingt erforderlich an, dass die Arzneimittel weiterentwickelt werden. Zusätzlich sollten alternative Therapieformen untersucht werden – wie etwa der Einsatz monoklonaler Antikörper.

Influenza: Niedrige Impfquoten

Verbesserte Impfstoffe, Therapien oder Diagnostika sind jedoch nur ein Schritt auf dem Weg zur Erfüllung der „Influenza-Strategie 2019-2030“. Die WHO hat es sich zudem zur Aufgabe gemacht, die Überwachung, das Monitoring und die Nutzung von Daten in Bezug auf Grippe weltweit zu stärken (Nummer 2). Ziel ist es, Informationen zu generieren, die von Nutzen für politische Entscheidungsträger sind. Denn so können sie das Risiko, Ausmaß und die Krankheitslast von Influenza besser einschätzen und verstehen. 

Auch gilt es, Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Erkrankung auszuweiten (Nummer 3). Ein Beispiel: die Impfung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) sie u.a. für Personen ab 60 Jahren, für Schwangere, für Menschen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung aufgrund eines Grundleidens (wie etwa HIV) sowie für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Doch die Impfquoten sind niedrig: In der Altersgruppe 60plus lag sie zuletzt bei 34,8 Prozent, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. 

Mit der Influenza-Strategie die Welt sicherer machen

Letztlich geht es der WHO darum, die Länder auf eine Pandemie vorzubereiten und die Welt sicherer zu machen (Nummer 4). Sie will nationale, regionale, globale und multisektorale Kollaboration stärken, sodass frühzeitiger und wirksamer auf eine Pandemie reagiert werden kann. Dazu müssen nationale Notfallpläne entwickelt, aktualisiert und geübt werden; eine ausreichende Menge an Impfstoffen und Therapien sollte vorrätig sein.

„Durch die Implementierung der neuen globalen […] Influenza-Strategie, wird die Welt […] besser auf eine Grippe-Pandemie und andere Notfälle der öffentlichen Gesundheit vorbereitet sein“, verspricht die WHO. Und: Sie hilft zudem, die Auswirkungen, die die Viruserkrankung jedes Jahr auf die Menschen und Gesellschaft hat, zu reduzieren.

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