In einer Studie hat sich gezeigt: Künstliche Intelligenz diagnostiziert Hauttumoren präziser als Hautärzte. Ersetzen kann der Computer sie in Zukunft trotzdem nicht. Foto: CC0 (Stencil)
In einer Studie hat sich gezeigt: Künstliche Intelligenz diagnostiziert Hauttumoren präziser als Hautärzte. Ersetzen kann der Computer sie in Zukunft trotzdem nicht. Foto: CC0 (Stencil)

Künstliche Intelligenz: „besser“ als ein Mediziner?

Künstliche Intelligenz diagnostiziert Hautkrebs präziser als es Hautärzte können. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und mehrerer Universitäts-Hautkliniken. Kann ein Computer in Zukunft den Mediziner ersetzen? „Nein“, heißt es beim NCT. Aber was halten eigentlich die Patienten davon?

157 Dermatologen deutscher Universitäts-Hautkliniken beurteilten 100 Bilder von Hautauffälligkeiten danach, ob es sich um einen schwarzen Hautkrebs (Melanom) oder um ein gutartiges Muttermal handelt. Soll eine Biopsie zur gesicherten Diagnose durchgeführt werden – oder nicht? „Dieselben 100 Bilder wurden anschließend von einem zuvor mit 12.378 anderen Bildern trainierten Algorithmus automatisiert bewertet“, erklärt das NCT in einer Pressemitteilung. 

Hautärzte versus Künstliche Intelligenz © NCT Heidelberg / Philip Benjamin
Hautärzte versus Künstliche Intelligenz © NCT Heidelberg / Philip Benjamin

Hautärzte versus Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI): Wer gewinnt? „Nur sieben der 157 Dermatologen schnitten besser als der Algorithmus ab, 14 erzielten gleich gute Ergebnisse und 136 hatten schlechtere Ergebnisse. Im Durchschnitt war der Algorithmus präziser in der Beurteilung der Hauttumoren als die Hautärzte“, so das Ergebnis der Studie (s. European Journal of Cancer). Jochen Sven Utikal vom DKFZ meint daher: „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird in der Dermatologie zukünftig wichtiger werden, um präzise Diagnosen zu erstellen. Der Algorithmus könnte die klinische Beurteilung von Hauttumoren sinnvoll ergänzen“. 

Künstliche Intelligenz in der Medizin: ergänzen nicht ersetzen

Die Betonung liegt auf „ergänzen“. Denn dass AI den Arzt in Zukunft ganz ersetzen kann, glauben die Wissenschaftler nicht, so das NCT. Bisher könne der Algorithmus auch nur zwischen zwei Diagnosen unterschieden: Muttermal und Melanom. Doch so einfach ist die Realität meistens nicht. „Ein Facharzt muss bei der körperlichen Untersuchung zwischen mehr als hundert Differentialdiagnosen unterscheiden können, davon sind viele sehr selten, einige sind kaum allein am Bild zu erkennen, sondern brauchen weitere Informationen wie zum Beispiel Tasteindrücke“, so der Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg, Alexander Enk. Auch Titus Brinker, Leiter der Studie, betont: „Es ist ähnlich wie beim Autopiloten im Flugzeug: Bei gutem Flugwetter und häufigen Strecken ist das Assistenzsystem hilfreich. Bei schwierigen Landungen muss ein erfahrener Pilot hingegen Verantwortung übernehmen.“

Hinzu kommt: „Patienten wollen nicht, dass Ärzte durch AI ersetzt werden“, wie Syneos Health Communications weiß. Die Agentur hatte eine Studie mit rund 1.000 Patienten und Pflegekräften in Europa und den USA durchgeführt. 63 Prozent der Befragten aus der EU gaben an, dass sie in Bezug auf die Möglichkeiten, die AI für die Gesundheitsversorgung eröffnet, „sehr“ oder „etwas begeistert“ sind. Gleichzeitig sind über die Hälfte (57 %) von ihnen „sehr“ oder „etwas besorgt“. 

Syneos Health Communications schreibt: „Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man einen Taxifahrer ersetzt oder einen Arzt mit jahrelanger Ausbildung und einer persönlichen Beziehung zu seinen Patienten […]“. In der Untersuchung spiegelt sich das wider: Demnach sehen die Befragten die größten Vorteile von AI in den Bereichen, in denen AI den Arzt lediglich unterstützt bzw. ergänzt. Jeweils rund ein Drittel sehen es z.B. als nützlich an, wenn der Arzt mit AI bei der Diagnosefindung (34 %) oder bei der Erstellung und Personalisierung eines Behandlungsplans (32 %) zusammenarbeitet. Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial für viele Bereiche: auch für die Arzneimittelforschung- und Entwicklung, bei der sie dabei helfen kann, enorme Datenberge auszuwerten und in brauchbares Wissen umzuwandeln.

In einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter rund 1.000 Bundesbürgern kam heraus: „43 Prozent hoffen, dass sich mithilfe künstlicher Intelligenz bessere Medikamente und Therapien finden lassen, beispielsweise gegen Krebs.“

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