Laut des aktuellen Biotech-Reports  den der vfa bio gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) in Frankfurt a.M. vorstellte  gab es vergangenes Jahr 38 Zulassungen für Biopharmazeutika. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)
Laut des aktuellen Biotech-Reports den der vfa bio gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) in Frankfurt a.M. vorstellte gab es vergangenes Jahr 38 Zulassungen für Biopharmazeutika. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)

Neue Bestmarke bei Biopharmazeutika-Zulassungen

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen bio (vfa bio) spricht von einer neuen „Bestmarke“: Im vergangenen Jahr gab es „mit 38 so viele Zulassungen für Biopharmazeutika wie sonst in zwei Jahren zusammen“. Das geht aus dem aktuellen Biotech-Report hervor, den die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) erarbeitet hat. „Die medizinische Biotechnologie ist therapeutisch wie ökonomisch stark", erklärte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio, bei der Vorstellung des Berichts in Frankfurt am Main.
Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio / Foto: © Rentschler Biopharma SE
Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio / Foto: © Rentschler Biopharma SE

„In den meisten Gebieten der Medizin sind Biopharmazeutika mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Sie kommen beispielsweise Patientinnen und Patienten mit Autoimmun-, Krebs- und Stoffwechselkrankheiten oder diversen seltenen Erkrankungen zugute“, schreiben Dr. Frank Mathias und Dr. Jürgen Lücke von BCG im Vorwort des neuen Biotech-Reports „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2019“. 

Das laut vfa bio umsatzstärkste Anwendungsgebiet für diese Arzneimittel aus gentechnischer Herstellung sind Autoimmunerkrankungen. „Bei diesen Patienten richtet sich das eigene Immunsystem gegen gesunde Organe“, erklärt vfa bio. So etwa bei der rheumatoiden Arthritis, eine entzündliche Erkrankung der Gelenke: Laut Mathias und Lücke haben Biopharmazeutika „ihren Anteil daran, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage bei Patienten mit rheumatoider Arthritis gesunken ist und weniger Erwerbsminderungsrenten aufgrund dieser Erkrankung in Anspruch genommen werden müssen.“ Das ist nicht nur aus Patienten-, sondern auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht von großer Bedeutung.

Biopharmazeutika-Branche: Fortschrittstreiber

Apropos gesamtgesellschaftliche Sicht: „Die Branche der medizinischen Biotechnologie […] erwies sich 2018 in Deutschland erneut als Jobmotor: Ihre Belegschaft wuchs weiter; dieses Mal um +6 Prozent auf 49.700 Mitarbeiter, die großteils hoch qualifiziert sind“, heißt es in der Pressemitteilung von vfa bio. Laut des Reports gab es vergangenes Jahr in Deutschland 400 Unternehmen in der medizinischen Biotechnologie. Und die Forschung geht weiter: Die Pipeline ist „sehr gut gefüllt“, heißt es. 635 biopharmazeutische Präparate befinden sich demnach in der klinischen Entwicklung von in Deutschland tätigen Firmen.

„Der Umsatz mit Biopharmazeutika betrug 2018 11,4 Mrd. Euro (im ambulanten und Krankenhaus-Bereich zusammen) gegenüber 10,2 Mrd. Euro 2017. Sie erreichten 27,4 Prozent Marktanteil (zuvor 26,0 %). Maßgeblich für diese Entwicklung sind weiter zunehmende Verordnungen aufgrund des hohen medizinischen Bedarfs sowie die Neuzulassungen der letzten Jahre“, so vfa bio. 

Biotech-Report 2019 © BCG / vfa bio
Biotech-Report 2019 © BCG / vfa bio

Biosimilars: Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens

Ein relevanter Marktfaktor sind Biosimilars als Nachbildungen patentfrei gewordener Biopharmazeutika. Sie machen 14 der insgesamt 38 Biopharmazeutika-Zulassungen aus dem Jahr 2018 aus. Biosimilars erreichen „meist schon binnen weniger Monate wesentliche Marktanteile“. In jenen Bereichen, in denen Biosimilars seit mindestens einem Jahr verfügbar sind, kämen sie auf einen Marktanteil von 38 Prozent, verdeutlicht vfa bio. 

Das ist eine gute Nachricht, denn diese Nachahmerpräparate tragen zu wichtigen Kosteneinsparungen und somit zur Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens bei; finanzielle Spielräume für andere innovative Medikamente werden frei. Da Biosimilars zu einem „sehr relevanten Marktfaktor“ geworden seien, seien keine weiteren „politischen Interventionen“ notwendig, resümiert Mathias. „Sie können aus eigener Kraft im Wettbewerb bestehen.”

Biopharmazeutika: „medizinisch wie kommerziell eine Erfolgsgeschichte“

Insgesamt spricht der Biotech-Report von einer wachsenden Bedeutung der Branche für die Patienten und den Standort Deutschland. Das bestätigt ein 10-Jahres-Vergleich. Ein Beispiel: „2009 waren insgesamt 188 Biopharmazeutika in Deutschland zugelassen – 2018 waren es bereits 310 […]“. Ein Blick auf die Pipeline: „Diese hat um 40 Prozent von 468 in 2009 auf 635 in 2018 zugelegt.“ Die Umsätze mit Biopharmazeutika in Deutschland haben sich seit 2009 mehr als verdoppelt; und die Zahl der Beschäftigten wuchs von nicht einmal 35.000 auf fast 50.000.

„Diese Zahlen belegen, dass Biopharmazeutika medizinisch wie kommerziell eine Erfolgsgeschichte sind. Deshalb sind diejenigen Unternehmen, die auf dem Gebiet der medizinischen Biotechnologie aktiv sind, wirtschaftlich erfolgreich und zudem Fortschrittstreiber. Der Standort Deutschland zieht aus der Branche dann einen Nutzen, wenn er es den forschenden Pharma- und Biotech-Unternehmen ermöglicht, hierzulande Wertschöpfung aus der biopharmazeutischen Forschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung zu generieren“, heißt es in dem Bericht. Im „Große und Ganzen“ sei das der Fall; Verbesserungsbedarf gebe es dennoch. „Verlässliche Rahmenbedingungen sind angesichts der langen Dauer und hohen Kosten für die Entwicklung dieser Medikamente wichtige Voraussetzungen für Investitionen und Innovationen und damit für Forschung und Fortschritt.“

Mathias fordert daher, Deutschland solle „entschlossener vorangehen“, um „den Anteil an der globalen Wertschöpfung der medizinischen Biotechnologie zu stärken“. „Dazu zählt, für kleine und mittlere Unternehmen mehr Innovationskapital zu mobilisieren. Dazu gehört auch, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen, um wichtige Erkenntnisquellen für kommende Innovationen zu erschließen und die Versorgung der Patienten zu verbessern.”
 

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