Pneumokokken sind Bakterien, die schwere Infektionskrankheiten wie eine Pneumonie (Lungenentzündung) verursachen können. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Sogenannte Hochrisikopatienten haben laut Studiendaten durchschnittlich ein 3,9-fach erhöhtes Risiko eine Pneumonie zu entwickeln als Menschen ohne zusätzliche Risikofaktoren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken daher nicht nur älteren Personen, sondern auch Menschen mit Immundefekten/-suppression und chronischen Krankheiten.
Doch die Impfquoten sind niedrig. Laut einer Studie mit über 200.000 gesetzlich Versicherten, erhalten nicht einmal fünf Prozent aller immungeschwächten Patienten innerhalb von zwei Jahren nach Diagnose eine Pneumokokken-Vakzine. Im Interview mit dem GSK-PatientenBrief erklärt Dr. med. Kerstin Ludwig, stellvertretende Leiterin der Impfakademie von GlaxoSmithKline, warum Impfungen für die Betroffenen besonders wichtig sind: „Eine Erkrankung kann ihren ohnehin schon geschwächten Organismus erheblich belasten. Dies kann mit schwerwiegenden und dauerhaften Folgen für die Gesundheit verbunden sein.“
Zu viele Immunsupprimierte wissen nicht um ihr erhöhtes Infektionsrisiko
Doch wie eine Befragung von fast 500 Patienten des Marktforschers „produkt + markt“ im Auftrag der Pfizer Deutschland GmbH ans Licht brachte, wissen 44 Prozent derjenigen, die immunsupprimiert sind – bei denen also die Abwehrkräfte entweder durch Krankheit oder eine Therapie unterdrückt sind – nicht, dass sie anfälliger für Infektionen sind. So überrascht auch diese Zahl nicht: Fast ein Drittel der ungeimpften Befragten hat eine Impfung bislang nicht als wichtig erachtet.
Ärzte spielen eine Schlüsselrolle: Jeder vierte Patient ohne Impfschutz hat laut eigener Angaben jedoch keine Impfberatung erhalten. 24 Prozent befürchten, dass eine Impfung eine gesundheitliche Verschlechterung mit sich bringen könnte. Ein Expertenteam, das auf Initiative der STIKO „Anwendungshinweise“ zum Impfen bei Immundefizienz veröffentlich hat, schreibt: „Für keinen der derzeit in Deutschland zugelassenen Tot- oder Lebendimpfstoffe existieren Studien, die einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Impfung und einer neu aufgetretenen Autoimmunkrankheit bzw. chronisch-entzündlichen Erkrankung oder einem Schub einer solchen bereits bestehenden Erkrankung belegen“.
Tot- und Lebendimpfstoffe bei Immunsupprimierten!?
Dr. Markus Frühwein, Facharzt für Allgemeinmedizin, weiß: „Die Vielzahl der modernen Therapien verstärken die bestehenden Unsicherheiten bei der Impfung von Immunsupprimierten“. Schließlich ist es – für Patienten und Mediziner – nicht leicht, sich in dem „Dschungel neuer und komplexer Immunsuppressiva“ auszukennen. „Allerdings sind viele Sorgen hinsichtlich einer Impfung bei immunsupprimierten Patienten unbegründet.“
Sogenannte Totimpfstoffe etwa können „bei Personen mit einer Autoimmunkrankheit oder chronisch-entzündlichen Erkrankung selbst unter immunsuppressiver Therapie angewendet werden, ohne dass ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen besteht“. Dies geht aus den von der STIKO initiierten „Anwendungshinweisen“ hervor. Demnach können Impfungen das Risiko für „infektionsgetriggerte Schübe“ sogar verringern. Zu den Totimpfstoffen zählen u.a. jene gegen Pneumokokken, Hepatitis B oder Gürtelrose.
Lediglich bei Lebendimpfstoffen – z.B. gegen Masern-Mumps-Röteln oder Rotaviren – ist Vorsicht geboten: Sie enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger. Prof. Hendrik Schulze-Koops, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), erklärt: „Das Immunsystem gesunder Menschen kommt damit gut zurecht. […] Bei abwehrgeschwächten Menschen kann es jedoch zu einer Infektion kommen.“ Hier muss daher eine Einzelfallentscheidung erfolgen. Wenn etwa eine Therapie mit immunsuppressiven Medikamenten geplant ist, sollten Lebendimpfstoffe möglichst vorher verabreicht werden.
Impfen: Ärzte nehmen Schlüsselrolle ein
Das Informationsbedürfnis der Betroffenen ist groß: Laut der Umfrage im Auftrag von Pfizer wünscht sich fast die Hälfte der Patienten eine individuelle Impfberatung von ihrem Hausarzt. Frühwein appelliert: „Die Relevanz der Impfungen sollte dem immunsupprimierten Patienten in einer differenzierten Beratung vermittelt werden, auch um den Patienten mögliche Bedenken zu nehmen. Wichtig ist vor allem, die Beratung in den folgenden Patientenkontakten zu wiederholen.“