Es ist das Jahr 2002. Als Caroline Swains erstgeborener Sohn Max zwölf Monate alt ist, wird bei der jungen Mutter aus Großbritannien Brustkrebs diagnostiziert. Ein Schock. Bevor sie eine Therapie beginnt, fragt der Arzt sie, ob sie eventuell erneut schwanger ist. Caroline verneint, doch macht sicherheitshalber einen Test – er ist positiv. „Eigentlich sollten das gute Nachrichten sein“, erzählt ihr Mann in einem Dokumentarfilm rückblickend. Sie hatten sich ein zweites Kind gewünscht. Doch nun war die Angst groß – es ging um Leben und Tod. „Ich konnte mich über die Schwangerschaft nicht richtig freuen, denn ich wusste nicht, ob ich das Baby würde bekommen können“, so Caroline. Heute spricht sie offen über ihre Ängste von damals – um anderen Frauen Mut zu machen und Hoffnung zu geben. Ihr Zweitgeborener Luke kam kerngesund auf die Welt. Den Krebs hat sie besiegt.
Doch bis dahin war es ein langer Weg. Weil auch ihre Ärzte unsicher waren, was die Schwangerschaft für die Brustkrebsbehandlung bedeutete, recherchierten die Mediziner mögliche Therapieoptionen für Caroline. „Es zeigte sich, dass es tatsächlich möglich war, eine Chemotherapie während einer Schwangerschaft zu machen, wenn man das erste Trimester abgeschlossen hat“, erinnert sich die Betroffene. Nichtsdestotrotz war es eine schwierige Zeit: voller Zweifel, Angst – und Hoffnung. Doch es hat sich gelohnt. Luke ist seiner Mutter heute sehr dankbar: „Wenn sie das Risiko nicht eingegangen wäre, wäre ich gestorben.“
Großteil der Schwangeren benötigt Medikamente
Bis zu 90 oder 95 Prozent der Frauen in der EU sind in der Schwangerschaft mindestens einmal auf ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel angewiesen. Die Zahl der Schwangeren mit chronischen Erkrankungen steigt; das könnte daran liegen, dass Frauen heute tendenziell später Kinder bekommen. Wie Zahlen aus Dänemark zeigen, kämpfen 20 Prozent der Schwangeren mit einer Erkrankung – 1990 waren es noch nur fünf Prozent.
Doch aus Sicherheitsgründen sind schwangere und stillende Frauen nicht Teil klinischer Forschung. Zu groß ist die Sorge, dass man dem ungeborenen Kind schaden könnte. Das Ergebnis: Wissenslücken. Nur etwa fünf Prozent aller Arzneimittel haben ausreichende Sicherheitsinformationen über den Einsatz in dieser Zielgruppe. Und: „Nach Markteinführung eines Medikament kann es zwanzig oder mehr Jahre dauern, verlässliche Sicherheitsinformationen zu sammeln“, heißt es in einer Pressemitteilung von ConcePTION.
ConcePTION: Forschen, vernetzen, neu denken
Genau das will das Forschungsprojekt ändern: Von 2019 bis 2024 über die Innovative Medicines Initiative (IMI) gefördert, vereint es 88 Organisationen aus 22 Ländern – darunter Pharmaunternehmen, die europäische Arzneimittelbehörde EMA sowie akademische und öffentliche Gesundheitseinrichtungen. Gemeinsam wollen sie die Methoden, mit denen heute Daten zu dem Thema gesammelt werden, verbessern und zusammenführen.
Ein großer Fokus soll dabei auf „Big Data“ liegen: Während der Routineversorgung von Schwangeren wird tagtäglich eine Masse an Informationen generiert – die es zu nutzen gilt. „Diese Daten können systematisch und sicher analysiert werden, um nützliche Informationen über die Auswirkungen von Medikamenten auf eine Schwangerschaft im realen Leben zu erlangen“, schreiben die Verantwortlichen. Sie wollen ein Netzwerk schaffen, welches die größten Datenquellen in Europa zusammenführt.
Informierte Entscheidung über Arzneimitteleinsatz
Außerdem ist es das Ziel, die allererste europaweite Muttermilchbank zu Forschungszwecken ins Leben zu rufen. Wissenschaftler möchten besser verstehen, inwiefern Arzneimittel auf die Muttermilch übergehen. Letztlich geht es bei ConcePTION darum, verlässliche, evidenzbasierte Informationen zum Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit zu generieren – sodass die betroffenen Frauen und ihre Ärzte eine informierte Entscheidung treffen können. Dabei soll sie zukünftig eine allgemein verständliche Webseite mit Fakten zu Arzneimitteln unterstützen.
Noch ist es nicht soweit: Doch die Anfänge sind gemacht. Im ersten Schritt haben die Projektteilnehmer eine Umfrage erstellt, um so viele Informationen wie möglich darüber zu sammeln, wie schwangere oder stillende Frauen momentan Entscheidungen über Medikamenteneinnahmen treffen und welche Bedürfnisse sie haben. Bis zum 1. November 2019 lief die Umfrage – nun geht es an die Auswertung. Dem Projekt ConcePTION wird dies erste wertvolle Einsichten liefern.
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