Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine Hauptursache für Erblindung. Wirksame Therapien für die trockene Form sind Fehlanzeige. MACUSTAR will das ändern. Foto: CC0 (Stencil)
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine Hauptursache für Erblindung. Wirksame Therapien für die trockene Form sind Fehlanzeige. MACUSTAR will das ändern. Foto: CC0 (Stencil)

Makuladegeneration: Neue Medikamente dringend gebraucht

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist weltweit eine Hauptursache für Erblindung. Wirksame Therapien für die trockene Form der AMD sind bis heute Fehlanzeige. Mit MACUSTAR soll sich das ändern: Unter dem Namen haben sich europaweit neun akademische und vier Industriepartner zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Tests zu entwickeln, die in der Lage sind, kleinste Veränderung beim Fortschreiten der Erkrankung zu entdecken. Die Rekrutierung einer Studie mit 700 Teilnehmern wurde jetzt abgeschlossen – ein wichtiger Meilenstein in diesem Projekt.
Makula: Das Hochleistungszentrum in unserem Auge. CC0 (Stencil)
Makula: Das Hochleistungszentrum in unserem Auge. CC0 (Stencil)

Die Makula ist das Hochleistungszentrum in unserem Auge – verteilt auf nur wenige Quadratmillimeter. Sie ist der Bereich in der Netzhaut, die die größte Dichte an Fotorezeptoren aufweist. Sie ist zuständig für das scharfe Sehen; wir nutzen sie zum Lesen, zum Erkennen von Gesichtern und Einzelheiten, für die Unterscheidung von Farben. Die übrige Netzhaut erledigt den Rest: Sie nimmt vor allem Umrisse, Bewegungen und Hell-Dunkel-Kontraste wahr.

AMD: Für Menschen ab 60 die häufigste Ursache für Erblindung

Die Makuladegeneration ist Ergebnis eines gestörten Stoffwechsels in der Makula. Die Netzhautmitte wird geschädigt. In den meisten Fällen ist das altersbedingt. Frühe Symptome sind laut AMD-Netz:

  • erhöhtes Lichtbedürfnis am Tag
  • gesteigerte Blendeempfindlichkeit
  • schwächere und blassere Wahrnehmung von Farben
  • verzerrtes oder gebogenes Sehen von geraden Linien
  • unscharfes Sehen in der Mitte des Sichtfeldes.

Für Menschen im Alter ab 60 Jahren ist die AMD die häufigste Ursache für Erblindung. Demographie-bedingt wird in den kommenden Jahren mit einem starken Ansteigen der Krankheitsfälle gerechnet.

Unterschieden wird zwischen der feuchten und der trockenen Makuladegeneration. Während für die feuchte Form wirksame Medikamente zu Verfügung stehen, ist das bei der trockenen AMD nicht der Fall – diese macht 80 Prozent der Fälle aus.

Innovative Medicines Initiative: Innovationen im Bereich Life Sciences

Wirksame Medikamente gibt es bis heute nur für die feuchte Form, gegen die trockene trotz intensiver Forschung noch nicht. Ein Hindernis für die Entwicklung neuer Therapien ist ein Mangel an Tests, die belegen können, ob ein Wirkstoff hilft oder nicht. Sprich: Es ist schwierig, wissenschaftliche Hypothesen auf ihre Evidenz zu überprüfen, wenn man nicht messen kann, was man messen will.

Um das zu ändern, hat sich im Jahr 2017 unter dem Dach der Innovative Medicines Initiative (IMI) MACUSTAR gebildet. Die IMI ist die weltweit größte öffentlich-private Partnerschaft im Bereich Life Sciences, getragen von der Europäischen Union und dem Verband der europäischen Pharmaindustrie, EFPIA. Sie ist eine Innovationsmaschine; ihr Ziel ist es, die Entwicklung innovativer Medikamente zu beschleunigen. Und sie ist ein Vernetzungsmotor: Europaweit tun sich Wissenschaftler aus Academia und pharmazeutischer Industrie zusammen – grenz- und firmenübergreifend. Das Credo: Es geht schneller und es ist erfolgreicher, wenn man gemeinsam komplexe wissenschaftliche Fragestellungen angeht, damit Therapien schneller entwickelt werden können. Seit Bestehen hat die IMI rund 150 Projekte gestartet, die zu 3.800 wissenschaftlichen Publikationen geführt haben. Das Gesamtbudget liegt bei über fünf Milliarden Euro. Europas Pharmaindustrie ist Teil des Ganzen: Bei MACUSTAR beispielsweise engagieren sich von Industrieseite Bayer, Roche, Novartis und Carl Zeiss Meditec. Insgesamt werden hier 16 Millionen Euro investiert.

AMD: Der Frust der Patienten

Die Augenoptikerin Dr. Hannah Dunbar an der Moorfields Klinik in London kennt den Frust ihrer Patienten: „In der Frühphase haben die Betroffenen noch eine gute Sicht an der Buchstabentafel, beklagen aber Sehprobleme bei schlechten Lichtverhältnissen, bei der Anpassung an schlechte Lichtverhältnisse oder bei Situationen mit geringem Kontrast. Die klinischen Routine-Tests bilden das nicht ab und sie sind frustriert, wenn ihnen Menschen sagen, deine Sicht ist stabil, obwohl sie spüren, dass sie schlechter wird.“

Deshalb muss ein methodischer Werkzeugkasten zur Entwicklung und Überprüfung zukünftiger Therapien bei trockener AMD her. „Um die Wirksamkeit solcher neuen Therapien in klinischen Studien nachzuweisen, bedarf es geeigneter diagnostischer Tests und Methoden. In der MACUSTAR-Studie werden diese Methoden entwickelt, die in zukünftigen Therapiestudien Anwendung finden sollen“, sagt Prof. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.

MACUSTAR: Die Rekrutierung der Studie ist erfolgreich abgeschlossen

Die Rekrutierung von mehr als 700 Studienteilnehmern ist abgeschlossen. ©istock.com/shironosov
Die Rekrutierung von mehr als 700 Studienteilnehmern ist abgeschlossen. ©istock.com/shironosov

Einen wichtigen Meilenstein haben die Projektverantwortlichen erreicht. Die Rekrutierung von mehr als 700 Personen ist abgeschlossen, die an einer iAMD leiden, der intermediären AMD, die den Übergang zur späten AMD bildet. Patientinnen und Patienten werden über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet und regelmäßig Tests unterzogen. So hofft man, „dass Sehleistungstest, retinale Bilderfassung und Patientenfragebögen uns dabei helfen werden, sehr frühe Anzeichen der Erkrankung zu erkennen“, wie es Hannah Dunbar formuliert. Insgesamt nehmen 20 Studienzentren in sieben europäischen Länder daran teil.

Die Hoffnung der MACUSTAR-Verantwortlichen ist, dass das Projekt die notwendigen Erkenntnisse liefert, um richtungsweisende Therapien für AMD-Patienten mit der trockenen Form entwickeln zu können.

MACUSTAR will die AMD-Forschung aus der Sackgasse holen, denn: Neue Medikamente gegen trockene AMD werden dringend gebraucht.

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