In den Laboren forschender Pharmaunternehmen werden viele neue Impfstoffe erforscht. Die ersten RSV-Impfstoffe werden bald verfügbar sein. Foto: ©Pfizer
In den Laboren forschender Pharmaunternehmen werden viele neue Impfstoffe erforscht. Die ersten RSV-Impfstoffe werden bald verfügbar sein. Foto: ©Pfizer

Impfstoffe gegen RSV am Horizont

Keine medizinische Intervention rettet so viele Menschenleben: Auf der Liste der impfpräventablen Erkrankungen steht die Zahl 31, von Cholera über Milzbrand, von Gürtelrose bis zu Windpocken. Die Liste wird wachsen: In den Laboren forschender Pharmaunternehmen werden viele erfolgsversprechende Impfstoffe erforscht. Pfizer hat in seinem Impfstoffentwicklungs- und Produktionszentrum im belgischen Puurs die Türen geöffnet. Die gute Nachricht: Die ersten RSV-Impfstoffe werden bald verfügbar sein. Sie werden dringend gebraucht.
RS-Virus: Geimpfte Schwangere schützen ihre Neugeborenen
Impfstoff gegen RSV: Bald die Zulassung für Erwachsene und Schwangere? Foto: ©iStock.com/Daniel Besic

RSV – 3 Buchstaben, die gerade für Kleinkinder nichts Gutes verheißen: Eine Infektion mit dem Respiratory Syncytial-Virus löst Atemwegserkrankungen aus; vor allem Kleinkinder sind betroffen. Die Krankheit kann harmlos verlaufen, aber eben auch tödlich, wie Rachel Thomas in einem Video erzählte. Ihr Alexander starb mit 13 Monaten. Erst bei der Obduktion kam heraus: Der Kleine war mit dem RS-Virus infiziert gewesen. „Was wirklich frappierend war: Weder ich noch meine Hebamme oder die Eltern, mit denen ich sprach, hatten je von RSV gehört bzw. wussten nicht, welch verheerende Wirkung es haben kann.“ Bis heute gibt es keinen zugelassenen Impfstoff.

Das soll sich jetzt ändern. Pfizer rechnet damit, noch in diesem Jahr die Zulassung für Erwachsene und Schwangere zu erhalten. Das Potenzial der Impfung für werdende Mütter und ihren Nachwuchs ist groß, sagt Kena Swanson, Vize-Präsidentin für virale Impfstoffe bei Pfizer. Weltweit werden rund 33 Millionen RSV-Fälle von Kindern unter 5 Jahren registriert, 3 Millionen davon müssen im Krankenhaus behandelt werden. Rund 100.000 Kinder sterben an einer der Folgen der Infektion. Es wird Zeit, dass sich das ändert.

RS-Virus: Geimpfte Schwangere schützen ihre Neugeborenen

Prävention: Die neue Welt der mRNA-Impfstoffe
Im Visier der Forschung: Krankheiten, gegen die es bisher keine Vakzine gibt. Foto: ©Pfizer

Das Konzept der Impfung von werdenden Müttern ermöglicht es, Neugeborene vor Erregern zu schützen, gegen die sie (noch) nicht geimpft werden können und denen ihr Immunsystem schutzlos ausgeliefert ist: „Wir nutzen den natürlichen Prozess, bei dem die Mutter im 2. und 3. Trimester über die Plazenta dem Fetus Antigene überträgt“, so Kena Swanson. Das ist kein neues Konzept: Impfungen gegen Pertussis (Keuchhusten) und Influenza werden in Deutschland für Schwangere deshalb besonders empfohlen. Zahlreiche Studien belegen, dass sie die Mutter und das Neugeborene vor diesen Erkrankungen und ihren Komplikationen schützen können.  

Die RSV-Welle fiel in diesem Jahr besonders stark aus. Im 4. Quartal 2022 mussten in Deutschland 17.000 Einjährige im Krankenhaus behandelt werden; gegenüber 2018 eine Steigerung um 350 Prozent. Durch die neuen Impfstoffe, neben Pfizer rechnet auch GlaxoSmithKline mit einer baldigen Einführung, könnten solche Wellen eingedämmt werden. „Seit Jahrzehnten erforschen Unternehmen Impfstoffe gegen das RS-Virus“, erzählt Kena Swanson. „Das war ein schwieriger Krankheitserreger.“ Die Ergebnisse der Phase-III-Studien, die Pfizer weltweit durchgeführt hat, lassen den Schluss zu, dass die Wissenschaft gewonnen hat.

Prävention: Die neue Welt der mRNA-Impfstoffe

Ein neues Kapitel der Primärprävention haben die mRNA-Impfstoffe aufgeschlagen, deren erste Vertreter im Zuge der Corona-Pandemie entwickelt und zugelassen wurden und zu Recht als pandemische Game-Changer gelten. Sie eröffnen neue Chancen für die Vermeidung von Krankheiten – und zwar auf 2 Ebenen:

  • Ins Visier nehmen Forscher:innen zunehmend Krankheiten, gegen die es bisher keine Vakzine gibt, z.B. Krebs, HIV, das Lassafieber oder Zika (eine Liste der in Entwicklung befindlichen Impfstoffe finden Sie hier).
  • Zahlreiche Projekte gibt es aber auch für bereits impfpräventable Erkrankungen. Das Ziel: Noch wirksamere Impfstoffe.

Pfizer entwickelt zusammen mit dem Mainzer Unternehmen BioNTech neue bzw. verbesserte Impfstoffe gegen Grippe, Herpes zoster (Gürtelrose) oder auch COVID-19. 2005 hatten Wissenschaftler:innen den ersten mRNA-Impfstoff entwickelt, doch der Durchbruch kam erst 2020. „Es ist eine Plattform-Technologie, die, wenn sie einmal steht, eine Art von Plug and Play möglich macht“, sagt Annaliesa Anderson, Senior Vice President und oberste Impfstoffentwicklerin bei Pfizer. „Der Prozess der Herstellung ist ausgesprochen schnell.“ 

Zeit ist manchmal entscheidend – nicht nur im Fall einer Pandemie, wo es darum geht, in kürzester Zeit einen Impfstoff zu entwickeln, um das globale Geschehen einzudämmen. „Auch bei Viren wie Influenza, wo wir jedes Jahr die Impfstoffe anpassen müssen, ist die mRNA-Technologie sehr effizient.“ Die Hoffnung ist, dass es in Zukunft möglich sein wird, wirksamere Grippeimpfstoffe bereitstellen zu können. Denn bis heute wird ein großer Teil auf Basis von Hühnereiern hergestellt – ein Prozess, der ungefähr ein halbes Jahr dauert. „Wir haben die Möglichkeit, diesen Prozess auf 3 Monate zu verkürzen“, sagt die Wissenschaftlerin. Weil sich Influenza-Viren ständig verändern, könnten mRNA-Impfstoffe dabei helfen, dass der fertiggestellte Impfstoff die zirkulierenden Krankheitserreger besser bekämpft.

Impfstoffe: Weniger Krankheit, weniger Leid, mehr Gesundheit

Sicher ist: Ohne die Entwicklung von Impfstoffen wäre die Entwicklung der Menschheit anders verlaufen – sie gelten neben der Bereitstellung von sauberem Wasser als das durchschlagende Instrumentarium zur Vermeidung von Erkrankungen, zur Milderung von Symptomen und der Vermeidung von lebenslanger Behinderung oder Tod. Moderne Forschung und Entwicklung werden dafür sorgen, dass noch mehr Menschen vor noch mehr Krankheiten geschützt werden können.

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100 Impfstoffkandidaten befinden sich in den Pipelines der Mitgliedsfirmen von Vaccines Europe – diese Gruppierung umfasst 15 Impfstoffunternehmen, die in Europa tätig sind. „Wir müssen uns heute auf Morgen vorbereiten“, finden die Firmen. Mit ihrer Forschung und Entwicklung wollen sie es möglich machen, dass die Menschheit noch besser als bisher gegenüber Krankheiten gewappnet ist – sie arbeiten etwa an Schutzmöglichkeiten gegen das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).

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