„Cook it, peel it or forget it“: Diese Gebrauchsanweisung von Globetrottern, Obst oder Gemüse zu kochen, zu schälen oder die Finger davon zu lassen, ist nur bedingt wirksam. Ein zuverlässiger Schutz gerade gegen das Hepatitis-A-Virus ist sie nicht, denn das wird auch über Schalen- und Krustentiere, offene Getränke und verunreinigtes Leitungswasser übertragen. Und selbst diejenigen, die nicht mitreisen konnten, können sich infizieren. Der Transport der Viren in die Heimat ist sogar über getrocknete Datteln möglich – ein beliebtes Mitbringsel gerade aus Ägypten, Marokko oder Tunesien. Aus Ägypten kamen in den vergangenen Jahren die meisten importierten Hepatitis A-Fälle. Das war Thema beim 25. Forum Reisen und Gesundheit des Centrums für Reisemedizin (CRM), auf dem das forschende Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) auf einem Symposium über Hepatitiden A und B und ihre Risiken für Reisende informierte.
Hepatitis A und B: Infektionen, die kein Mensch braucht
Hepatitis ist, wenn sich das Lebergewebe entzündet. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, zum Beispiel durch Viren. Bekannt sind 5 Typen: Hepatitis A, B, C, D und E. Nur für A und B gibt es Impfungen.
Fest steht: Eine solche Infektion braucht kein Mensch. Hepatitis A kann durch kontaminiertes Wasser, kontaminierte Lebensmittel oder durch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen hervorgerufen werden (s. Ratgeber beim Robert Koch-Institut). Die Infektion heilt in den meisten Fällen nach 2 bis 3 Monaten ab. Eine spezifische Therapie existiert nicht und fokussiert auf die Behandlung der Symptome (Erbrechen, grippeähnliche Symptome). Unterschätzen sollte man die Erkrankung nicht: „Betroffene müssen in 60 Prozent der Fälle hospitalisiert werden“, hieß es auf dem Symposium.
Das Hepatitis-B-Virus ist hochinfektiös (s. RKI); in der Frühphase reichen bereits kleinste Verletzungen an Haut und Schleimhaut; der Anteil durch sexuelle Übertragung ist groß. Bis zu 10 Prozent der Erwachsenen entwickeln einen chronischen Verlauf – Ausgangspunkt für einen möglichen (seltenen) Leberkrebs. Es gibt eine antivirale Therapie.
Vorbeugen: Reisende sollten sich gegen Hepatitis A und B impfen lassen
Mehr als 50 Länder sind es auf dem afrikanischen Kontinent, aber nur in einem (Tunesien) gibt es eine Impfempfehlung für Kinder gegen Hepatitis A – entsprechend virulent sind die Viren in der Bevölkerung. In Deutschland empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Reise- und Tropenmedizin (DTG) die Impfung für Hepatitis A und B für den gesamten Kontinent mit seinen 54 Ländern, so Dominik Wehler, Reisemediziner und Impfexperte bei GSK.
Aber es muss nicht unbedingt Afrika sein; auch aus dem Mittelmeerraum sind Fälle bekannt: Der Impfexperte berichtete von regelmäßig importierten Fällen von Hepatitis-A-Infektionen aus Italien, Spanien und Frankreich. Und auch der Fall der Tiefkühl-Erdbeeren ist noch in Erinnerung: 55 Menschen infizierten sich in Deutschland im vergangenen Herbst mit Hepatitis A; vermutet wird, dass die Erdbeeren aus Ägypten stammten. Merke: Selbst die Reise zum nächsten Discounter kann Gefahren bergen. Deshalb sagt der GSK-Impfexperte: „Vorsorge ist immer besser als Nachsorge: Zuverlässigen Schutz vor einer Erkrankung mit den Hepatitiden A und B kann eine Impfung bieten, die für Reisende zu den Standardimpfungen zählt.“ Die meisten Krankenkassen erstatten Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Impfungen (Liste der Krankenkassen).
Deshalb gehört zur einer guten Reiseplanung auch eine gute Impfberatung – und das möglichst nicht am Tag vor der Abreise. Denn „Impfungen gehören zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen in der Medizin“ (O-Ton DTG), aber sie brauchen ein wenig Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten.
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