84 sogenannte „Novel active substances“; kurz: NAS, erblickten das Licht der Medizinwelt. Selbst wenn man die darin enthaltenen acht COVID-19-Impfstoffe und -therapeutika abzieht, stehen die vergangenen zwei Jahre für einen nie dagewesenen Höchststand bei der Markteinführung von Arzneimitteln, die auf einem neuen Wirkstoff beruhen: Der Innovationsmotor summt. Das geht aus der Untersuchung „Global Trends in R&D“ des IQVIA Institute for Human Data Science hervor. 2021 wurden doppelt so viele neue Arzneimittel in die Versorgung gebracht wie noch vor fünf Jahren (s. Grafik).
Onkologie, Neurologie und Infektionskrankheiten – das sind die Gewinner in den Statistiken der vergangenen Jahre. Sie machten von 2017 bis 2021 insgesamt 60 Prozent der neuen Arzneimittel aus.
- Allein 169 neue Krebsmedikamente wurden in den vergangenen zehn Jahren verfügbar, darunter, so IQVIA, „einige der bahnbrechendsten neuen Behandlungen in der Immunonkologie“ sowie die nächste Generation von Biotherapeutika wie CAR-T-Zelltherapien (Pharma Fakten berichtete) und „viele Behandlungen für seltene Krebsarten.“
- Auch im Indikationsgebiet der Neurologie hat sich viel getan. In den vergangenen zehn Jahren kamen 54 neue Medikamente in die Apotheken; darunter erstmalig Behandlungen gegen die Spinale Muskelatrophie (SMA; Pharma Fakten berichtete), auf neuen Wirkprinzipien beruhende Migräne-Medikamente oder das erste Alzheimer-Präparat seit rund 20 Jahren.
- Infektionskrankheiten sind nicht erst seit der Pandemie im Fokus der Forschung – das belegt unter anderem die Zulassung einiger direkt wirkender antiviraler Wirkstoffe der neuesten Generation, mit denen Hepatitis C zu einer eliminierbaren Erkrankung wurde (Pharma Fakten berichtete). Die vergangene Dekade sah zahlreiche neue antibakterielle, antivirale und antimykotische (gegen Pilze wirkende) Behandlungsmöglichkeiten auch bei den so genannten vernachlässigten tropischen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder Ebola.
Blick nach vorn: Über 6.000 Wirkstoffe und Impfstoffe in der Entwicklung
Ein Blick in die Forschungspipeline zeigt: Der Innovationsboom dürfte in den kommenden Jahren weitergehen. Das IQVIA Institute zählt 6.085 Wirkstoffe in den verschiedensten klinischen Entwicklungsphasen zwischen Phase 1 und bereits eingereichten Zulassungsanträgen. Auch wenn die Pandemie den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre ein wenig ausgebremst hat: Seit 2016 ist das ein Plus von 68 Prozent. Die Zahlen stammen von rund 3.000 Unternehmen oder Organisationen auf der ganzen Welt. Zwölf Prozent der Wirkstoffkandidaten kommen mittlerweile aus chinesischen Forschungseinrichtungen, vor zehn Jahren waren es noch zwei Prozent. Europas Anteil schwindet und liegt bei 25 Prozent. Aus in den USA ansässigen Unternehmen kommt fast jeder zweite Wirkstoffkandidat (44 Prozent).
Quelle: IQVIA Institute for Human Data Science: Global Trends in R&D: Overview through 2021, 2022.