Nun schreiben wir bereits das Jahr 2024 und noch immer sind Vergleiche mit einer „Vor-Pandemie“-Zeit notwendig: Denn so richtig erholt, haben sich die Gesellschaften mit Blick auf die Impfraten nach wie vor nicht. Gingen WHO und UNICEF 2019 von 12,9 Millionen „zero dose“-Kindern aus, schätzen die beiden Organisationen die Zahl für 2023 auf rund 14,5 Millionen (s. Grafik). Es sind Babys, die schon ihre allererste Dosis in ihrem Leben – mit einem Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfstoff (DTC) – nicht erhalten haben. Das Ziel laut der Immunisierungsagenda der WHO ist es eigentlich, die 2019er-Zahl bis 2030 zu halbieren. Die nüchterne Erkenntnis lautet: Die Weltgemeinschaft ist „off track“.
Mehr als die Hälfte der ungeimpften Kinder (55 %) lebt in Ländern bzw. Regionen, die WHO und UNICEF als „fragil, konfliktreich, anfällig“ bezeichnen. „Dabei machen diese Länder nur 28 Prozent der globalen Geburtenzahlen aus“. Besonders betroffen sind zum Beispiel Nigeria, Äthiopien und der Sudan. Die beiden Organisationen betonen aber auch: „Ein einseitig gerichteter Fokus auf zero dose-Kinder“ ist nicht die Lösung. Denn selbst bei Babys, die anfangs noch immunisiert wurden, tun sich später oft trotzdem noch Impflücken auf. 13 Prozent der Kinder in Ländern mit niedrigem Einkommen mit einer ersten DTC-Dosis erhielten keine erste Impfstoffdosis gegen Masern mehr – eine hochansteckende, potenziell tödliche Viruserkrankung. Sogar in wohlhabenderen Gegenden der Welt liegt diese Rate bei 3 Prozent. Es ist also viel zu tun, soll das Motto der Immunisierungsagenda 2030 Realität werden: „Leave no one behind“? Davon ist die Weltgemeinschaft noch weit entfernt.
Weiterführende Links:
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/presse/-/globale-impfrate-stagniert-2023/358044
Weitere News:
Wie Impfungen die Welt verändern
Die Entwicklung eines ersten Impfstoffs liegt 228 Jahre zurück. Seitdem ist viel passiert: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verhindern Immunisierungen jedes Jahr bis zu 5 Millionen Todesfälle durch Erkrankungen wie Tetanus, Grippe oder Masern. Und: Vakzine können heute sogar vor Krebs schützen. Anlässlich der „World Immunization Week“ weist die WHO darauf hin, dass mehr Kinder denn je die Chance haben, zu leben und sich zu entfalten.
Kinderlähmung: „Für unsere heutige Generation ist die Polio-Ausrottung in greifbarer Nähe“
„Vor einer Generation lähmte Polio hunderttausende Kinder pro Jahr. Viele Länder haben Polio inzwischen eliminiert“, schreibt Wissenschaftler Max Roser, Gründer und Leiter der Plattform „Our World in Data“. Noch ist diese gefährliche Infektionskrankheit nicht weltweit ausgerottet – doch möglich ist es.
SSPE: Tödliche Komplikation einer Masernerkrankung
Die Zahl der Masern-Fälle weltweit ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt gestiegen – die Impflücken sind zu groß. Die Viruserkrankung ist alles andere als harmlos: Es ist sogar möglich, dass noch viele Jahre nach einer Infektion Komplikationen auftreten, die tödlich enden. Die Rede ist von „SSPE“ – eine seltene, schwere Gehirnentzündung. Die Sache ist die: Es gibt Impfstoffe, die vor den Masern schützen können.